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IHK-Kassel-Marburg: Rezession in Nordhessen angekommen 

Die IHK Kassel-Marburg hat ihren Sitz im Haus der Wirtschaft in Kassel am alten Hauptbahnhof in Kassel. Foto Dieter Schachtschneider

03.11.2023 (pm/red) Die Stimmung der Unternehmen im Bezirk der IHK-Kassel-Marburg habe sich zum Herbst hin weiter deutlich eingetrübt, wird von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg in ihrer aktuellen Presseinformation vom 1. November informiert.  „Die Geschäfte verlieren an Schwung und die Aussichten für die kommenden Monate sind von großer Skepsis geprägt. Dies hat zur Folge, dass die Personal- und Investitionspläne aufgrund der rezessiven Tendenzen nach unten angepasst werden“ findet sich einleitend zu lesen.

Das sei Ergebnis der Konjunkturumfrage Herbst 2023 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg. Beteiligt haben sich daran über 250 Unternehmen der Region aus verschiedenen Branchen. Der IHK-Klimaindex, das wirtschaftliche Stimmungsbild der Region, fällt sehr deutlich um 20,7 auf nun nur noch 85,5 Punkte. 

Nahezu alle Branchen vom Abschwung betroffen 

Beim Blick in die einzelnen Branchen gebe es mehr Verlierer als Gewinner. Große Verluste verzeichnee die beschäftigungsintensive Industrie. Sie steht unter dem Eindruck hoher Energiepreise und eines rückläufigen Exportgeschäfts. Bauwirtschaft und Einzelhandel vermelden ebenfalls schlechte Zahlen. Auch der pessimistische Ausblick im Einzelhandel kurz vor dem Weihnachtsgeschäft gibt Anlass zur Sorge. Die Inflation und die damit verbundenen Sorgen um eine sinkende Konsumneigung prägen die Einschätzung der Unternehmen.

„Immer mehr Branchen sehen sich im Abschwung“, sagt IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan. „Wir erleben einen Vertrauensverlust der Wirtschaft in die Politik. Die nachlassenden Investitionen sprechen dafür.

Gleichzeitig würden die Verbraucher das Vertrauen in die Zukunft verlieren, da sie Einkommensverluste zu verzeichnen haben und weniger konsumieren können. Es sei höchste Zeit, dass die Politik zum Handeln übergehen. Der IHK-Präsident benennt Bürokratieabbau, Fachkräftesicherung und Energiepolitik als Hauptbereiche.

Das Leitmotiv für alle politischen Entscheidungen sollte jetzt lauten, wieder mehr Wirtschaft zu wagen.“ IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan

Nicht Fachkräftemangel sondern schwache Weltkonjunktur 

Angesichts des aktuellen Umfelds und der schwachen Weltkonjunktur sei der Fachkräftemangel mit 60 Prozent nicht mehr das größte Risiko für die kommende wirtschaftliche Entwicklung, so die Ergebnisse der IHK-Umfrage.

  • Als größte Risikofaktoren für die eigene wirtschaftliche Entwicklung nennen rund 66 Prozent die Energie- und Rohstoffpreise.
  • An zweiter Stelle nennen 65 Prozent die Binnennachfrage.
  • Das Auslandsgeschäft der Unternehmen aus Nordhessen und Marburg geht ebenfalls deutlich zurück.

Nur noch 13 Prozent der exportierenden Unternehmen gehen von einem steigenden Exportvolumen aus. Rund 34 Prozent rechnen mit einem rückläufigen Auslandsgeschäft. „Neben den schwierigen Rahmenbedingungen in Deutschland belastet die schwache Weltwirtschaft zunehmend die Geschäfte der heimischen Wirtschaft. Die aktuellen geopolitischen Spannungen werden das Marktumfeld eher verschlechtern“, sagt Andreas Bartsch, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Marburg-Biedenkopf.

Im aktuellen Tagesgeschäft der Firmenkundenberater sei die angespannte Konjunktur und Investitionszurückhaltung spürbar. „Die bundesweit steigenden Insolvenzahlen sollten als deutliches Warnsignal verstanden werden.“ 

Wirtschaft in der Rezession und keine Anzeichen für Aufschwung

„Die deutsche Wirtschaft ist in einer Rezession und es gibt derzeit keine Anzeichen für einen Aufschwung“, so die Kernaussage von seiten der IHK Kassel-Marburg. Inzwischen seien Schwellenländer als fähige Wettbewerber herangewachsen. Höherwertigee Technik könne in vielen Ländern inzwischen oft günstiger selbst hergestellt werden. Die Politik müsse die strukturellen Rahmenbedingen verbessern, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern,  resümiert Hauptgeschäftsführer der IHK Kassel-Marburg, Arnd Klein-Zirbes.

Redaktionelle Anmerkung: Es kommen alles andere als positive oder beruhigende Nachrichten von den Repräsentaten der Wirtschaft in Nordhessen. Und das kurz vor Anlaufen des Weihnachtsgeschäftes, der umsatzstärksten Zeit für Einzelhandel, Gastronomie und andere Wirtschaftsakteure. Zumindest ist es still geworden um das „Decoupling“ der deutschen Wirtschaft von China, mit der die Außenministerin bis vor kurzem nicht alleine in China verständnisloses Kopfschütteln ausgelöst hat. Dass Nordhessen Teil gesamtökonomischer Zusammenhänge ist, wird in dem IHK-Bericht nicht unterschlagen. Ob freilich mit Stichworten wie Entbürokratisierung, Energiewende vorantreiben oder Wettbewerbsfähigkeit sichern mehr als Phrasen verbreitet werden, soll dahinstehen.
Dass geopolitischen Spannungen das Marktumfeld – ausgenommen die Rüstungsindustrie – verschlechtern, ist ein Euphemismus in diesen Novembertagen mit zwei bedrohlichen Kriegen.

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