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IHK-Konjunkturumfrage: Wirtschaft steuert in Rezession

25.02.2024 | Im Wortlaut Die Wirtschaft in Nordhessen und der Region Marburg steuert im neuen Jahr in die Rezession, die Unternehmen gehen mit Pessimismus in die kommenden Monate. Als größtes Risiko sehen die Unternehmen der Region die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen an. Das sind die Kernbotschaften der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg, an der sich rund 300 Unternehmen beteiligt haben. Der IHK-Klimaindex, der gewichtete Faktor aus gegenwärtiger und zukünftiger Lagebeurteilung, befindet sich aktuell auf einem vergleichbar niedrigen Niveau wie in der Herbstumfrage 2023. Er liegt bei 88,3 Punkten (Vorbericht 85,5 Punkte und Vorjahr 102,2, Punkte).

„Es ist kein guter Start in das Jahr 2024. Wir stecken in einer Konjunkturflaute. Der Ausblick hat sich weiter verdunkelt“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes. „37 Prozent unserer Unternehmen gehen von einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation aus. Nur knapp zehn Prozent glauben an eine Verbesserung. Hohe Energiepreise, überbordende Bürokratie und eine überdurchschnittliche Steuer- und Abgabenlast beeinträchtigen unsere Unternehmen.“

Hinzu komme die wachsende Unzufriedenheit mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland. „Sorgen machen wir uns hinsichtlich der niedrigen Investitionen und um das Auslandsgeschäft. Die Marke ‚made in Germany‘ scheint international an Zugkraft zu verlieren. 36 Prozent der heimischen Betriebe rechnen mit einem sinkenden Exportvolumen.“ Dies seien ernüchternde Zahlen für die Industrie im IHK-Bezirk, unterstreicht der Hauptgeschäftsführer.

Inflation, Rezession und Konsumzurückhaltung prägen Kaufverhalten

Nahezu alle Branchen vermelden schlechte Zahlen. Äußerst negativ zeigen sich das Verkehrsgewerbe mit einem historisch niedrigen IHK-Klimaindex von nur 53,7 Punkten (Vorbericht 78,2 Punkte und Vorjahr 112,4 Punkte) und der Einzelhandel (80,0 Punkte; Vorbericht 75,5 Punkte, Vorjahr 73,4 Punkte). „Der Einzelhandel hat ein enttäuschendes Weihnachtsgeschäft hinter sich. Es lag leider noch unter dem Ergebnis des Vorjahres. Das erhöht weiter den Druck auf unsere Handelsbetriebe,“ so der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Hauptgrund für die unzureichende Geschäftslage sei die starke Konsumzurückhaltung. Inflation, Rezession und steigende Zinsen prägen das Kaufverhalten. Im Logistiksektor kommt laut IHK einiges an unerfreulichen Nachrichten zusammen. So zum Beispiel die ständige Erhöhung der Steuer- und Abgabenlast, wie beim CO2-Aufschlag auf die Lkw-Maut zu Jahresbeginn.

Gastronomie-Index fällt von 116,1 Punkten auf 92,9 Punkte

Eine Verschlechterung zur vergangenen Umfrage zeigt sich auch in der Gastronomie. Der Index fällt vom Herbstwert mit 116,1 Punkten auf 92,9 Punkte. „Unsere Branche hat sich im vergangenen Jahr langsam wieder vom Corona-Schock erholt. Viele Betriebe wollten jetzt notwendige Investitionen nachholen. Das hat sich mit der Rückkehr der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent erstmal erledigt“, sagt Michaela Richter, geschäftsführende Gesellschafterin Hotel Marburger Hof. Dass Speisen zum Mitnehmen weiterhin mit sieben Prozent besteuert würden, sei eine Ungleichbehandlung gegenüber der Gastronomie mit ‚Service am Platz‘ und führe über kurz oder lang zu weiteren Betriebsaufgaben.

„Die Rahmenbedingungen für gutes Wirtschaften werden in unserer Branche immer schwieriger. Steigende Kosten, Fachkräftemangel, ein unflexibles Arbeitszeitgesetz und bürokratische Aufzeichnungspflichten sind ein schwieriger Mix. Die Mehrwertsteuererhöhung kommt in Zeiten allgemeiner Kaufzurückhaltung zur Unzeit. Insofern hätte ich mir bei der Mehrwertsteueranpassung mehr Sensibilität von Seiten der Politik gewünscht“, unterstreicht Rainer Holzhauer, Geschäftsführer Renthof GmbH Kassel.

Aus Sicht der IHK muss die Politik jetzt schnell handeln. Es gelte, auf allen politischen Ebenen wieder mehr für eine leistungsstarke Wirtschaft zu tun. Dass befragte Unternehmen mit 63 Prozent die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als größtes Risiko benennen, spräche Bände, hebt Dr. Arnd Klein-Zirbes hervor: „Hoffnung in dieser Hinsicht macht der Koalitionsvertrag der neuen Hessischen Landesregierung, so etwa mit Blick auf die dringend notwendige Entbürokratisierung.

Hoffnung in Sachen Deregulierung in Hessen

Schon dass der Begriff der Entbürokratisierung im Namen des Ministeriums des neuen Ministers Manfred Pentz ausdrücklich genannt werde, gibt Anlass zur Hoffnung, dass sich in Sachen Deregulierung in Hessen etwas tut“, so Dr. Klein-Zirbes. Der Koalitionsvertrag verspreche, dass sich die Hessische Landesregierung über den Bundesrat auch für einen Bürokratieabbau auf europäischer Ebene einsetzt. „Jetzt gilt es, den Koalitionsvertrag schnell und pragmatisch umzusetzen. Es gibt keine Zeit zu verlieren“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Redaktioneller Hinweis: Zu Gunsten der Übersicht und  Lesbarbeit wurden Zwischenüberschriften eingefügt.

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