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Zwei Forscher der Philipps-Universität erhalten ERC Advanced Grants

Prof. Dr. Jürgen Hanneder erhält einen ERC Advanced Grant für seine Erforschung des kaschmirischen Sanskrit-Erbes, wozu diese Handschrift gehört. Foto nn

12.04.2024 (pm/red) Im Wettbewerb um die renommierte Forschungsförderung des Europäischen Forschungsrats (ERC) waren zwei Wissenschaftler der Philipps-Universität Marburg erfolgreich: Der Indologe Prof. Dr. Jürgen Hanneder und der Mikrobiologe Prof. Dr. Tobias Erb haben je einen ERC Advanced Grant für ihre ambitionierten Projekte eingeworben.

Die Förderung ist zugleich eine Auszeichnung für etablierte Spitzenforschende, die neue Forschungsgebiete erschließen möchten. Der Europäische Forschungsrat (European Research Council – ERC) ist der Forschungsförderer der Europäischen Union. Die ERC Advanced Grants gehören zu den vier großen Förderprogrammen der Organisation.

„Ich gratuliere Jürgen Hanneder und Tobias Erb sehr herzlich zu diesem besonderen Erfolg. Die ERC Advanced Grants sind ein weiterer eindrucksvoller Beleg für die Exzellenz und Vielfalt der Marburger Forschung, die einen breiten Bogen von den Geistes- bis zu den Naturwissenschaften spannt“, sagt Prof. Dr. Gert Bange, Vizepräsident für Forschung an der Philipps-Universität Marburg.

Ruine eines kaschmirischen hinduistischen Tempels. Foto Prof. Walter Slaje

Sanskrit-Kulturerbe der Region Kaschmir erhalten

Jürgen Hanneder erforscht die Sprachen, Kulturen und Geschichte des indischen Kulturraumes. Für sein Projekt „K-S-H-Raksa“, das sich der Bewahrung des kaschmirischen Sanskrit-Erbes widmet, erhält er 2,5 Millionen Euro Förderung für fünf Jahre. Das kaschmirische Literaturerbe ist durch politische Konflikte, wie die Vertreibung der Hindus im Jahre 1989, in Gefahr geraten. Das handschriftliche Erbe der kaschmirischen Sanskrit-Literatur, welches über die Welt verstreut ist und heute in Kaschmir selbst nicht mehr erschlossen wird, birgt spektakuläre Werke. Dazu gehört das zuletzt von Jürgen Hanneder, Leiter der Marburger Indologie, herausgegebene größte bisher bekannte Bildgedicht der Weltliteratur.

In den nächsten fünf Jahren wird er den ERC Advanced Grant nutzen, um mit einem Team von vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die riesige Menge an bekannten Handschriften aus Kaschmir nach unbekannten Werken zu durchforsten und in einer neuen Veröffentlichungsreihe erstmalig zu publizieren.

Prof. Dr. Tobias Erb erhält einen ERC Advanced Grant für seine Forschung an der Vergangenheit und Zukunft der Fotosynthese. Foto David Ausserhofer

Effizienz der Fotosynthese steigern

Prof. Tobias Erb ist Direktor am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie und seit 2018 Professor an der Philipps-Universität Marburg. Er warb bereits einen hessischen ERC Starting Grant ein und wurde dieses Jahr mit dem Leibniz-Preis der DFG ausgezeichnet. Er ist Mitglied des Zentrums für Synthetische Mikrobiologie „SYNMIKRO“ und Co-Sprecher des LOEWE-Schwerpunkts „Tree-M – Mechanismen der Resilienz und Umweltwirkung des Blattmikrobioms von Bäumen“.

Die Förderung des ERC Advanced Grants erhält er für seine Forschung an der Vergangenheit und Zukunft der Fotosynthese. Sein Projekt „pro2neo-RUBISCO“ erhält rund 2,8 Millionen Euro Förderung für fünf Jahre.

Die Fotosynthese ist der wichtigste Prozess für das Leben auf der Erde. Mithilfe der Fotosynthese fangen Pflanzen und Mikroorganismen das Treibhausgas Kohlendioxid ein und binden es in Biomasse, die wir in Form von Nahrungsmitteln (Getreide), Bau- und Wertstoffen (Zellulose, Baumwolle) und als Energieträger (Holz, Erdöl) in unserem Alltag verwenden. Die Fotosynthese ist nicht nur ein natürlicher CO2-Filter, sondern spielt eine Schlüsselrolle in der Ernährung der Weltbevölkerung.

Tobias Erb erklärt: „Der zentrale Schritt in der Fotosynthese, die Umwandlung von CO2 durch das Enzym Rubisco, geschieht langsam und ist fehlerbehaftet. Dies schränkt die Effizienz der Fotosynthese ein, was dramatische Einbußen für den landwirtschaftlichen Ertrag bedeutet.“

Im Projekt pro2neo-RUBISCO möchten Tobias Erb und sein Team die evolutionäre Geschichte der Rubisco studieren, den molekularen Mechanismus des Enzyms aufklären und mithilfe synthetischer Biologie neue Alternativen zu dem Enzym entwerfen, um damit die Effizienz der Fotosynthese langfristig zu erhöhen.

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