„Im Job kann ich die Sprache am besten lernen“
08.05.2024 (pm/red) Das Landkreis-Projekt Open Voice, die Universitätsstadt Marburg und das Beratungsnetzwerk BLEIB!dabei haben über 30 interessierte Menschen mit Migrationsgeschichte ins AquaMar Marburg eingeladen.
Geety Mayel ist seit sieben Monaten in Deutschland. Die Afghanin spricht sechs Sprachen. Für sie ist die deutsche Sprache der zentrale Schlüssel zur Arbeit in Deutschland. Im Heimatland hat sie als Kunstdozentin an der Universität Kabul gearbeitet. Im Integrationskurs bei Arbeit und Bildung e.V. in Marburg lernt sie Deutsch. Sie ist eine der vielen Interessierten bei der Betriebsbesichtigung von Open Voice im AquaMar.
Christian Prölß, Fachdienstleiter der Städtischen Bäder, führt die Gruppe durch die verschiedenen Bereiche des Schwimmbads und erzählt: „Pro Jahr haben wir rund 300.000 Besucherinnen und Besucher, die sich hier wohlfühlen wollen. Nun steht die Freibadsaison vor der Tür und es gibt viel zu tun“. Heißt konkret: Im AquaMar kann man bereits ab einer Stunde pro Woche arbeiten – in Sauna, Bad oder Außenanlage –, eine Ausbildung als Fachangestellte für Bäderbetriebe absolvieren oder als gelernter Elektriker einsteigen.
Diese Flexibilität in den Arbeitszeiten ist nicht nur für Geety Mayel sehr interessant. Neben Sprach- und Integrationskurs oder Weiterbildung können Arbeitszeiten so gewählt werden, wie es gerade machbar ist. „Und hier muss ich bei der Arbeit deutsch sprechen und lerne so die Sprache am besten“, erklärt Mayel.
Über die Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe spricht der Mitarbeiter Leon Klein: „Ich habe die Ausbildung vor Kurzem abgeschlossen und bin im AquaMar als Fachkraft angestellt. Ich passe nicht nur auf, dass nichts passiert, sondern prüfe auch die Wasserqualität, kontrolliere die Filteranlagen, bin für die Reinigung der Böden und Beckenränder verantwortlich“. Er selbst hat früher als Rettungsschwimmer gearbeitet und konnte daher seine Ausbildung um ein halbes Jahr verkürzen.
Sein Kollege Khalil Kashkush aus Syrien hat in der Ausbildung im AquaMar schwimmen gelernt, ergänzt Prölß. „Jetzt gibt er selbst Schwimmkurse und ist total engagiert.“ In der Ausbildung werde alles von der Pike auf gelernt, neben erster Hilfe und Rettungsmaßnahmen auch das Schwimmen. „Pro Jahr können wir zwei Bewerber für die Ausbildung aufnehmen“, berichtet Prölß. Für das kommende Ausbildungsjahr ab August sind noch zwei Plätze frei.
Im Keller des Bades erfahren die Gäste, dass hier täglich 1300 Kubikmeter Wasser gefiltert werden. Aus dem AquaMar-eigenen Brunnen kommen 100 Kubikmeter Frischwasser pro Tag ins System. Magomed Topulaev ist vor einem Jahr aus Tschetschenien gekommen und interessiert sich für Technik und Bäderbetrieb. Er hat im Heimatland Physik und Wirtschaft studiert und würde hier gern eine Ausbildung machen.
Am Ende der Führung durch das Schwimmbad haben die Teilnehmenden der Betriebsbesichtigung viele Arbeitsmöglichkeiten kennengelernt, es gibt viele Tätigkeiten im AquaMar. Die Möglichkeit schon während des Spracherwerbs zu arbeiten ist für viele Menschen mit Migrationsgeschichte interessant. Bei den Bewerbungen unterstützt der Kooperationspartner von Open Voice, das Flüchtlingsberatungsnetzwerk BLEIB!dabei vom Mittelhessischen Bildungsverband (MBV) e.V. Die Beraterinnen helfen beim Bewerbungsschreiben, bei der Suche nach Sprachkursen, beim Nachholen eines Schulabschlusses und bei der Vermittlung in Praktika, Arbeit oder Ausbildung.
Geety Mayel möchte sehr gerne arbeiten und hier im AquaMar würde ihr die Arbeit Spaß machen, sagt sie. Auch Magomed Topulaev ist begeistert vom Betrieb. Er wird sich hier bewerben.