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Marburger Leuchtfeuer für Ottmar Miles-Paul: „Lasst uns Inklusion überall von Anfang an leben!“

Ottmar Miles-Paul (3.v.r.) ist für sein Engagement für die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung mit dem Marburger Leuchtfeuer 2024 ausgezeichnet worden von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (2.v.r.), Franz Josef-Hanke (Vorsitzender der Humanistischen Union, r.) und Jurysprecher Egon Vaupel (4.v.r.). Die Laudatio hielt Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz (4.v.l.). Miles-Pauls Ehefrau, Vertreter der Jury und zahlreiche Wegbegleiter gratulierten. Foto Patricia Krähling

04.06.2024 (pm/red) Ottmar Miles-Paul setzt sich für die selbstbestimmte Teilhabe behinderter Menschen ein. Er gab unter anderem den Anstoß zur Umbenennung der „Aktion Sorgenkind“ in „Aktion Mensch“ und zur Verankerung des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai. Für sein Engagement wurde er nun mit dem „Marburger Leuchtfeuer für soziale Bürgerrechte“ ausgezeichnet.

Die Universitätsstadt Marburg und die Humanistische Union haben Miles-Paul mit dem 20. Marburger Leuchtfeuer für dessen Engagement für die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen geehrt. Er arbeitet nach dem Leitsatz „Nicht über Menschen, sondern mit Menschen“,  richtet sein Augenmerk vor allem auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen. 1987 gründete er den Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter (FaB) in Kassel. 1990 folgte die Gründung der bundesweiten Interessengemeinschaft für ein selbstbestimmtes Leben Behinderter (ISL). 

Ende der 90er-Jahre erfolgte unter seiner Mitwirkung die Gründung der „Kooperation Behinderter im Internet“ (KoBI) als europaweiter Zusammenschluss von Behinderten-Websites. Im August 2002 wurde daraus ein Verein, der seither die „kobinet-nachrichten“ als Informationsplattform über Behinderung und Sozialpolitik im Internet veröffentlicht. Von Anfang an war Ottmar Miles-Paul ehrenamtlicher Redakteur dieses Projekts.

Vom 1. Januar 2008 bis zum 31. Dezember 2012 fungierte Miles-Paul als Behindertenbeauftragter des Landes Rheinland-Pfalz. Danach kehrte er zurück in die außerparlamentarische Behindertenbewegung. Ab 2013 setzte er sich für ein Bundesteilhabegesetz ein, das 2016 dann auch erlassen wurde.

Die Laudation bei der Preisverleihung hielt die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer. „Wir ehren heute einen Menschen, der unermüdlich soziale Bürgerrechte stärkt, der kraftvoll für gelebte Inklusion eintritt und dessen Optimismus kein Ende kennt. Ottmar Miles-Paul hat das Leben vieler Menschen zum Besseren gewendet und weiß, dass Empowerment und Mitbestimmung auf das Engste verbunden sind. Er erinnert uns mit seinem Wirken und seiner zuversichtlichen Grundhaltung daran, dass eine inklusive Gesellschaft eine bessere Gesellschaft ist“, so Dreyer. Zum Abschluss ihrer Laudatio richtete die Ministerpräsidentin noch persönliche Worte an den Preisträger: „Lieber Ottmar, Dein Leuchtfeuer hat eine helle, wegweisende Botschaft: Wir haben viele Zukunftschancen für eine inklusive Gesellschaft. Lasst sie uns nutzen und lasst uns Inklusion überall von Anfang an leben!“

ISL-Sprecherin Prof. Dr. Sigrid Arnade bedankte sich während der Preisverleihung bei Miles-Paul für seine Arbeit für die Interessengemeinschaft und sein „uneitles, unfrustrierbares und unermüdliches Engagement“ mit dem er sich 1996 unter anderem an der Aktion Grundgesetz beteiligte. Durch ein Gleichbehandlungsgesetz (AGG), soll der Grundgesetzartikel 3 Absatz 3 Satz 2 „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“ in der Rechtspraxis verankert werden. Er setzte sich für eine Namensänderung der „Aktion Sorgenkind“ ein, die seit 2000 den Namen „Aktion Mensch“ trägt.

Egon Vaupel, Sprecher der Jury, nannte Miles-Paul den „Vater der deutschen Behindertenbewegung“, der immer klar in der Sache aber zugleich freundlich und vermittelnd sei. Mit seiner respektvollen Haltung sei Ottmar Miles-Paul ein Vorbild und eine Ermutigung für alle, sich für ihre eigenen Rechte wie auch die der benachteiligten Mitmenschen einzusetzen. Deshalb verleiht die Jury Ottmar Miles-Paul das Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte 2024 in Anerkennung seines herausragenden Engagements für die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen sowie sein jahrzehntelanges Eintreten für eine barrierefreie Demokratie.

Miles-Paul selbst bezeichnete es als große Ehre, sich in die Preisträger des Marburger Leuchtfeuers einreihen zu dürfen. Der Kasseler freute sich, in Marburg zu sein, wo er gelernt habe, sich „für den Frieden und Freiheit einzusetzen“. „Meine Familie hat mich gelehrt: Wenn man etwas erreichen will, dann geht das nur gemeinsam. Deshalb nehme ich das Leuchtfeuer gerne an und trage den Funken als Empowerment an viele Menschen weiter.“

Seit 2005 verleihen die Universitätsstadt Marburg und die Humanistische Union jährlich das „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“. Die undotierte Auszeichnung soll den Einsatz für gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben würdigen und zum Engagement für benachteiligte Personen und Personengruppen ermutigen

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