viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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Startschuss für Interimsspielstätte des Staatstheaters Kassel

Visualisierung der Interimsspielstätte für das Staatstheater Kassel. Zeichnung GWG Wohnen

08.07.2024 (pm/red) Kassel ist eine der traditionsreichsten Theaterstädte Deutschlands: Schon vor über 400 Jahren wurde unter Landgraf Moritz das Ottoneum als erster fester Theaterbau Deutschlands errichtet. Das Staatsorchester Kassel, hervorgegangen aus der 1502 gegründeten Hofkapelle, feierte bereits sein 500-jähriges Bestehen und gehört damit zu den ältesten Kulturorchestern in Deutschland und der Welt. In den nächsten 15 Monaten soll  ein temporärer Theaterbau entstehen, um den Spielbetrieb während der notwendigen Sanierungszeit des Großen Hauses am Friedrichsplatz ab der Spielzeit 2025/2026 zu ermöglichen.

„Vor dem Hintergrund der Theatertradition unserer Stadt hat sich uns nicht die Frage gestellt, ob eine Ersatzspielstätte für das Staatstheater gebaut wird, sondern nur wie eine solche in der Kürze der verbleibenden Zeit bis zur Schließung des Großen Hauses realisiert werden kann in einer Weise, dass die Künste an diesem neuen Ort nicht weniger florieren“ erläutert Oberbürgermeister und Kulturdezenernent Sven Schoeller.

Nach Prüfung verschiedener Optionen ist Anfang dieses Jahres die Variante eines Staatstheater‐Interims mit temporären Modul‐Systembau im unbebauten Innenbereich der ehemaligen Jägerkaserne an der Frankfurter Straße vorgestellt worden. Die Stadt Kassel und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur hatten sich dafür abgestimmt.

Der Startschuss für die Errichtung der Interimsspielstätte des Staatstheaters Kassel ist gefallen: (v.li.) Florian Lutz, Intendant des Staatstheaters Kassel, Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Oberbürgermeister Sven Schoeller, Dieter Ripberger, Geschäftsführender Direktor des Staatstheaters Kassel, Stadtklimarätin Simone Fedderke, Bernd Helmstadt (Nüssli Group), GWG‐Geschäftsführer Uwe Gabriel. Foto Andreas Fischer

Kulturminister Gremmels und  Kulturdezernent Schoeller unterstreichen im Rahmen der Vorstellung des Interimsprojektes die gesellschaftspolitische Bedeutung des Staatstheaters: „Das demokratische Gemeinwesen braucht Orte wie das Staatstheater als Reflexionsraum, gerade in der heutigen Zeit.“

„Das Staatstheater Kassel ist ein wichtiger Kultur‐ und Wirtschaftsfaktor für unsere Stadt. Ich freue mich sehr, dass wir heute den Projektstart für die Interimsspielstätte unseres Staatstheaters auf dem Gelände der ehemaligen Jägerkaserne I mit allen Beteiligten verkünden können“, so OB Schoeller.

Stadt Kassel und Land Hessen in gemeinsamer Verantwortung

Oberbürgermeister Schoeller und Staatsminister Timon Gremmels haben auf dieser Grundlage für die gemeinsamen Träger des Staatstheaters, das Land Hessen und die Stadt Kassel, die Finanzierung der Maßnahme vereinbart. Dabei trägt das Land Hessen sowohl für die Dauer der Nutzung der Ausweichspielstätte als auch bei der Sanierung des Großen Hauses 80 Prozent der anfallenden Kosten. Gemäß Theatervertrag tragen Land und Stadt Kosten im Regelfall im Verhältnis 52:48.

„Mir ist es wichtig, dass das Land auch in schwierigen Haushaltszeiten zu seiner Verantwortung als Träger des Staatstheaters Kassel steht und sowohl im Stammhaus am Friedrichsplatz als auch beim Interim den Löwenanteil der Kosten übernimmt“, so Kunst‐ und Kulturminister Gremmels. „Damit stellen wir auch während der Bauphase einen zeitgemäßen Betrieb des Staatstheaters sicher. Deshalb sind wir der Stadt dankbar, dass sie als Mitträger des Staatstheaters die Verantwortung für die Errichtung der Interimsspielstätte übernommen hat.“

Wandlungsfähiger Theaterbau für das Staatstheater Kassel

„Gemeinsam mit der GWG konnten wir einen modernen und wandlungsfähigen Theaterbau für 850 Besuchende konzipieren, in dem eine Kombination einfacher technischer Komponenten für eine einzigartige Multifunktionalität und Verwandlungsfähigkeit sorgt. Auch einen Orchestergraben wird es für das Staatsorchester geben. Dieses innovative und nachhaltige Modelltheater könnte eine richtungsweisende Rolle in der Entwicklung der Theaterbauten einnehmen und in der Tradition des berühmten Ottoneums als ältestem stehenden Theatergebäude nördlich der Alpen die bedeutende Theatergeschichte Kassels fortschreiben“, so Intendant Lutz.

„Für unsere gut 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen über die Hälfte unmittelbar in die Produktionen des Opernhauses involviert sind, ist die Entscheidung für dieses hochwertige Interims‐Opernhaus von existenzieller Bedeutung“, so der Geschäftsführende Direktor des Staatstheaters Dieter Ripberger, der direkt zu seinem Start in Kassel in das Projekt eingestiegen ist. „Der hier eingeschlagene Weg, um dem Staatsorchester und dem Musiktheater für die unausweichliche Phase der Renovierung des Opernhauses eine Heimat zu bieten, ist schon heute ein kulturpolitischer Erfolg, auf den in anderen Kommunen neidvoll‐staunend geblickt wird.“

Tochtergesellschaft baut im Auftrag der Stadt

Um eine schnelle Realisierung der Interimsspielstätte zu gewährleisten, bedient sich die Stadt Kassel ihrer Tochtergesellschaft GWG – Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Kassel mbH – als Investorin und Bauherrin. Das temporäre Bauwerk wird durch die GWG im Auftrag der Stadt Kassel errichtet, im Anschluss von ihr angemietet und an das vom Land Hessen bevollmächtigte Staatstheater Kassel untervermietet. Als Nutzungszeitraum für die Ersatzspielstätte, abhängig von der Dauer der Generalsanierung des Großen Hauses, wird derzeit von fünf Jahren ausgegangen.

Temporärbau in modularer Konstruktion

Nach der Nutzung durch das Staatstheater plant die GWG einen Verkauf: Der modulare Theaterbau ist vollständig demontierbar und kann im Anschluss an die Bespielung in Kassel an jedem anderen Ort wieder aufgebaut werden. Angesichts der u.a. von der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft angenommenen hohen Zahl sanierungsreifer Spielstätten allein in Deutschland ergibt sich ein potenzieller, großer Markt für den Weiterverkauf und den Weiterbetrieb von Interimsbauten. Gabriel: „Temporärbauten mit modularer Bauweise und vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten sind wie moderne Gebäude einzuordnen und eine Nachnutzung kann eine wirtschaftliche und umweltfreundliche Alternative zu dem aufwendigen Umbau vorhandener Gebäude sein.“

Das leere Baufeld der vormaligen Jägerkaserne, wo die temporäre Interimsspielstätte für das Staatstheater Kassel entstehen wird. In der Bildmitte dahinter das Auestadion. Foto Andreas Fischer

Zuwegungen und Zeitplanung

Ergänzend zum Hauptzugang aus der Ludwig‐Mond‐Straße soll es zwei weitere, fußläufige Zugänge geben. Eine Wegeverbindung als Rampenbauwerks vom Gelände der Jägerkaserne zur Frankfurter Straße mit Zuwegung zur Tram‐Haltestelle Park Schönfeld. Alternativ geht es zum zum PKW‐Parkplatz auf dem HNA‐Gelände an der Frankfurter Straße, wo 200 Parkplätze zur Verfügung stehen. Ein weiterer Zugang kommt direkt von der Auestadionkreuzung, nahe zur ÖPNV‐Haltestelle Auestadion. Fahrrad‐ und Mitarbeiterstellplätze werden auf dem Gelände im Innenbereich der Jägerkaserne I hergestellt.

Baubeginn soll im September sein. Bis Ende des Jahres sollen Stahlbau mit Außenhülle hergestellt sein. Ab Januar 2025 soll der Innenausbau folgen. Der ambitionierte Zeitplan sieht einen Einzug des Staatstheaters im Sommer parallel zu Abschlussarbeiten und die Übergabe des Objektes im Herbst 2025 vor.

Oberbürgermeister Schoeller: „Einfache Erreichbarkeit, hohe Aufenthaltsqualität auch mit einem gastronomischen Angebot und intensive künstlerische Erlebnisse sollen diesen Ort in den kommenden Jahren pulsieren lassen und das Potenzial bieten, gestärkt, mit neu hinzugewonnenem Publikum, aus dem Interim ins Stammhaus zurückzukehren. Ich bin sehr dankbar für eine an diesem Projekt hochengagiert arbeitende Verwaltung und die Mitarbeitenden städtischer Planungs‐ und Baugesellschaften, allen voran der GWG als Bauherrin.“

Später urbanes Quartier mit 200 neuen Wohnungen

Die Stadt Kassel beabsichtigt eine langfristige städtebauliche Entwicklung der Jägerkaserne I als urbanes Quartier: Im bisher unbebauten Innenbereich des Areals sollen ca. 200 neue Wohnungen und eine Quartiersgarage entstehen. Einen Teil der zentral gelegenen und gut angebundenen Fläche stellt die Stadt für den temporären Theaterbau zur Verfügung und zieht eine technische Neuerschließung des Areals vor als Anstoß zu sozialem Wohnungsbau. Die Stadt Kassel bietet, entsprechend des städtebaulichen Konzepts für das Quartier, aktuell zwei Bauflächen für die Errichtung von Mehrfamilienhäusern mit gefördertem Wohnraum im Quartier der Jägerkaserne I im Rahmen eines Konzeptverfahrens an. Etwa 75 Wohnungen sollen auf den beiden Bauflächen entstehen. Die Wohnungen sollen spätestens im dritten Quartal 2027 bezugsfertig sein.

Hintergrund: Warum Modernisierung Staatstheater

Im 1959 eröffneten Staatstheater in Kassel wurde in den 1990er Jahren die Bühnentechnik und bis 2007 die Gebäudetechnik saniert. Aufgrund gestiegener Anforderungen soll nun die Bühnentechnik im Großen Haus auf den aktuellen Stand gebracht werden. Gleichzeitig sollen wegen der ohnehin notwendigen Schließung des Theaters auch gleich das Dach und die Fassade energetisch erneuert werden.

Bericht zur Planung und Finanzierung

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