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Bei akutem Nierenversagen entfalten Stresshormone schädliche Wirkung – Effekt von Glukokortikoiden auf Stoffwechsel geschädigter Nieren entschlüsselt

05.10.2024 (wm/red) 180 Liter Blut filtern die menschlichen Nieren pro Tag und befreien sie von Schadstoffen und sind damit lebenswichtige Hochleistungs-Organe. Akutes Nierenversagen ist daher eine schwerwiegende Erkrankung, die zum Tod führen kann. Eine Schlüsselrolle beim akuten Nierenversagen spielen sogenannte Tubulusepithelzellen, deren Resilienz und Reparatur entscheidend für die Wiederherstellung der Nierenfunktion und die Genesung der Patienten ist.

Forscher der Philipps-Universität Marburg um Prof. Dr. Thomas Worzfeld vom Pharmakologischen Institut und internationale Kollegen haben herausgefunden, dass bestimmte Stresshormone, die auch als Medikamente eingesetzt werden, Tubulusepithelzellen schädigen und dadurch ein akutes Nierenversagen verschlimmern können.

Häufiges Krankheitsbild akutes Nierenversagen auf Intensivstationen

Das akute Nierenversagen ist ein sehr häufiges Krankheitsbild, das bis zu 20% aller Krankenhauspatienten betrifft, auf Intensivstationen sogar regelmäßig über 50% der Patienten. Ein akutes Nierenversagen kann dabei eine Vielzahl von Ursachen haben, wie etwa schwere Infektionen oder nierenschädliche Medikamente. Hauptsächlich werden bei einem akuten Nierenversagen Tubulusepithelzellen geschädigt.

Ausgangspunkt der Studie war die Entdeckung, dass es bei schweren Covid-19-Erkrankungen häufig zu einem Absterben von Tubulusepithelzellen und einem akuten Nierenversagen kommt. Die Forscher fragten sich, wie die Standardtherapie bei schwer kranken Covid-19-Patienten auf die Niere wirkt. Zu dieser Standardtherapie gehört die Verabreichung von Medikamenten aus der Gruppe der sogenannten Glukokortikoide, die zu den Stresshormonen gehören und die das Immunsystem beeinflussen.

Die Forscher fanden heraus, dass Glukokortikoide in der Niere den Stoffwechsel der Tubulusepithelzellen hemmen, genauer gesagt, die Energiegewinnung der Zellen in den sogenannten Mitochondrien unterdrücken. Dadurch sterben vermehrt Tubulusepithelzellen ab und das akute Nierenversagen verschlechtert sich.

Zu körpereignen Glukokortikoiden gehört das Stresshormon Cortisol

Die Forscher sind noch auf einen weiteren spannenden Befund gestoßen: Der menschliche Körper produziert auch auf natürliche Weise Glukokortikoide. Zu diesen körpereignen Glukokortikoiden gehört das Stresshormon Cortisol. Bei einem akuten Nierenversagen baut die Niere dieses Cortisol weniger gut ab. „Cortisol kann dann dem eigenen Körper schaden“, sagt Thomas Worzfeld. Medikamente aus der Gruppe der Glukokortikoide sollten Worzfeld zufolge bei akutem Nierenversagen daher mit Augenmaß eingesetzt werden. Ob und wie genau zukünftig Therapien anzupassen sind, müssten allerdings klinische Studien zeigen.

Originalveröffentlichungin Fachmagazin „Science Translational Medicine“: Luping Zhou, Marc Torres Pereiro, Thomas Worzfeld et al, Science Translational Medicine, DOI: 10.1126/scitranslmed.adk5005

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