Grundstein für neues Hochsicherheitslabor der Marburger Virologie
15.10.2024 (yb) Am 14. Oktober 2024 wurde der Grundstein für das „Marburg Centre for Epidemic Preparedness“ als Labor der höchsten Sicherheitsstufe der Philipps-Universität Marburg gelegt. Benachbart zu dem bestehenden BSL-4 Labor wird bis Ende 2026 auf dem Campus Lahnberge für rund 46 Millionen Euro eine bedeutende Investition für die Zukunft der virologischen Forschung geleistet. Der Wissenschaftsrat hatte sich im April 2021 für das Projekt ausgesprochen und den Bau des MCEP zur Förderung empfohlen.
Vom Bund werden etwa 19 Millionen Euro in den Forschungsbau investiert, das Land Hessen fördert das Projekt mit rund 27 Millionen Euro. Zu den Gesamtkosten für das neue Forschungslabor von 46 Millionen Euro kommen rund 4,6 Millionen Euro für Erstausstattung und Großgeräte.
Die Bedeutung dieser Investitionen betont Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels: „In einer Zeit, in der globale Gesundheitskrisen uns vor nie dagewesene Herausforderungen stellen, ist die Forschung zu Epidemien und deren Prävention von zentraler Bedeutung für uns alle. Das „Marburg Centre for Epidemic Preparedness“ wird als Zentrum für herausragende wissenschaftliche Arbeit und innovative Forschungslösungen dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaft gegen zukünftige Epidemien zu erhöhen.“
Mit der Grundsteinlegung für das MCEP werde nur der Beginn eines neuen Bauprojekts markiert. Vor allem werde der Aufbruch in eine neue Ära der Gesundheitsforschung symbolisiert und für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dringend benötigter Raum an Forschungsflächen mit modernen Technologien geschaffen.
In seinen Dankesworten an den Bund und das Land Hessen betonte Uni-Präsident Prof. Dr. Thomas Nauss, dass mit dieser Förderung es der Marburger Virologie ermöglicht werde auch in den kommenden Jahren „auf höchstem Niveau mit Grundlagenforschung und Transfer zur Bewältigung großer epidemischer Krisen beizutragen.“
„Die neuen Räume und die bessere Geräteausstattung sind eine wesentliche Grundlage, um unsere Forschung weiter voranzubringen“, erläuterte der Leiter des Marburger Instituts für Virologie, Prof. Dr. Stephan Becker. „Diese Investition in die Zukunft der virologischen Forschung ermöglicht es uns künftig auf dem neuesten technischen Stand und unter verbesserten Bedingungen an epidemischen und pandemischen Viren zu forschen. Das neue Labor wird auch dazu beitragen, dass wir besser auf gesundheitliche Notlagen vorbereitet sind.“
Das bestehende Hochsicherheitslabor (BSL 4-Labor) erreichte besonders in Zeiten von Virusausbrüchen aufgrund einer drastisch gestiegenen Anzahl an Forschungs- und Entwicklungsarbeiten seine räumlichen Kapazitäten. Neue Technologien erfordern zusätzlichen Raum und der wachsende Bedarf an Mitarbeitern, die unter diesen Bedingungen arbeiten können, habe den Platzbedarf weiter erhöht, wurde den zahlreichen Gästen bei der Grundsteinlegung veranschaulicht.
„Im geplanten Gebäude wird ein extra abgeschlossener Laborbereich realisiert, der für maximale Sicherheit ausgelegt ist – analog zur Konstruktion des seit fast zwei Jahrzehnten ohne Zwischenfälle betriebenen BSL-4-Labors in unmittelbarer Nachbarschaft. Dabei fließen etwa 70 Prozent der Gesamtbaukosten in die dafür erforderliche technische Ausstattung. Das Projekt ist für die Wissenschaft von großer Bedeutung. Besonderer Dank gilt daher allen Beteiligten, die den Bau mit ihrem Engagement und ihrer Expertise vorantreiben“, so der Direktor des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen (LBIH), Thomas Platte.
Den Forschern stehen künftig rund 400 Quadratmeter Laborfläche zur Verfügung. Das Labor selbst nimmt dabei lediglich eine Etage (Ebene +1) ein. In den weiteren Stockwerken finden die aufwendigen technischen Anlagen der Laborinfrastruktur Platz. Photovoltaikmodule auf dem Dach und an den Ost- und Südfassaden tragen dazu bei, dass die Stromversorgung des Gebäudes in möglichst hohem Maß durch erneuerbare Energiequellen gesichert wird.
Zum Schutz der Beschäftigten und Umwelt wird das neue Laborgebäude nach den strengen Anforderungen der geltenden Sicherheitsverordnungen und auf dem neuesten Stand der Technik realisiert. Sämtliche Arbeitsbereiche sind so konzipiert, dass bei etwaigen technischen Störungen alle wichtigen Systeme weiterlaufen können und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschützt sind. Die Arbeit der Forscher findet im sogenannten Containment-Bereich in Vollschutzanzügen mit externer Luftversorgung statt.
Erforschung hochpathogener Viren in Marburg
Im Jahr 1967 führte der Ausbruch eines von Affen übertragenen und für den Menschen tödlichen Virus dazu, die Erforschung von hochpathogenen Viren (Marburg-Virus) an der Universität Marburg zu etablieren und in den folgenden Jahrzehnten konsequent auszubauen. Hochpathogene Viren mit epidemischem/pandemischem Potenzial haben ihren Ursprung häufig im Tierreich und können nach Übertragung auf Menschen (Zoonosen) schwerste bis tödliche Erkrankungen auslösen. (z.B. Ebola-Virus, Zika-Virus).
Auf einen Blick: Das MCEP in Zahlen
- Baubeginn: 04/2024, geplante Inbetriebnahme Ende 2026
- Baukosten: rund 46 Millionen Euro
- Gerätekosten und Erstausstattung: rund 4,6 Millionen Euro
- Laborfläche: rund 400 Quadratmeter
- Nutzfläche: rund 830 Quadratmeter
Für den Entwurf zeichnet das Stuttgarter Büro HWP Planungsgesellschaft verantwortlich. Die Projektleitung und -steuerung leistet der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen. Das bestehende BSL-4 Labor soll nach der Fertigstellung des Neubaus nach langjährigem Betrieb generalüberholt und anschließend weiter für die Forschung genutzt werden.