LE LANGAGE DE L’ART – Exkluvise Ausstellung von Stephan Balkenhol in Kassel
22./23.10.2024 (yb) Ob Stephan Balkenhol mit seiner aktuellen Ausstellung in Kassel LE LANGAGE DE L’ART eine These formuliert, sei kommenden Betrachtern als Frage mit auf den Weg gegeben. In den weit gefächterten Disziplinen heutigen Kunstschaffens gebe es „Die Sprache der Kunst“. Warum können nicht verschiedene Sprachen in der Kunst existieren, wo doch längst ganz neue Techniken wie die Fotografie, Video, Performance und weitere Kunstgattungen sich ihren Platz und Publikum erobert haben.
Die aktuelle Doppel-Ausstellung des Bildhauers Stephan Balkenhol lässt sich als bewusster Verzicht auf Größe in räumlicher Dimension begreifen. In frappierender Weise werden zugleich weite Bögen markiert, überschritten und aufgetan. Purismus, Bescheidenheit und Minimalismus erweisen sich als Katalysatoren für (welt-)weite Sichten und Humus für neue Einsichten.
„Meine Skulpturen erzählen keine Geschichten. In ihnen versteckt sich etwas Geheimnisvolles. Es ist nicht meine Aufgabe, es zu enthüllen, sondern die des Zuschauers, es zu entdecken.“
Stephan Balkenhol
Für die Präsentation von Balkenhols Werken haben sich die Kuratoren einiges einfallen lassen. Besonders der als Baulichkeit recht kleine Kunsttempel – wie ein klassisches Torhaus vis-à-vis der imposanten Stadthalle Kassel positioniert – brilliert mit Großzügigkeit und Klarheit bei der Platzierung der Skulpturen im Erdgeschoss und Souterrain. Ob grob skizzenhaft aus dem Stamm herausgearbeitete „Nike“ oder der „Diskuswerfer“ und der „Mann in schwarzem Anzug“ in beinahe vertrauter Balkenhol´scher Manier, die Skulpturen markieren je einen eigenen Bereich, was solitärer Wahrnehmung und Einlassung dienlich ist. Zeichnungen und Grafiken an Wänden geleiten und vertiefen und machen den Rundgang eindrucksstark.
Das Relief einer Dampflokomotive mit greifender Hand als besondere Bezugnahme auf Kassels Industrialisierung (Henschel-Werke) im 19. Jahrhundert wirkt beinahe wie ein Stolperstein unter den Exponaten. Die vormalige Residenz und hessische Haupstadt der Landgrafschaft Hessen-Kassel, gefolgt von der Residenz im Königreich Westphalen mit Jérôme Bonaparte 1806 – 1813, der restaurativ-reaktionären Phase als Kurfürstentum Hessen (Kurhessen), dann Hauptstadt der preußischen Provinz Hessen-Nassau ab 1866, prosperierte in der Gründerzeit und wurde Großstadt mit 100.000 Einwohnern in 1900.
- Kunsttempel und Galerie Coucou | Von 6. bis 25. Oktober nach Vereinbarung
- Friedrich-Ebert.Str. 123 | Elfbuchenstr. 20 | Stadtplan Kassel
- Kassel | info@coucou-coucou.com | www.coucou-coucou.com | +49 (0) 170 969 98 97
Kontrast und Gegensatz, befremdlich anmutende Präsentation als bizarres Ensemble in einer weißen Kammer. Die gleichermaßen kühle wie kühne Aufstellung in der Galerie Coucou provoziert und verweist auf das Rubrum der ungewöhnlichen Exposition. Betrachter sind gefordert und können sich belohnt sehen für ihre Visite und der Begegnung mit neuen Werken des Bildhauers Bernhard Balkenhol.
Erfreulicher Weise benötigt die Doppel-Ausstellung in zwei Galerien – eine Straßenbahnstation ab Bebelplatz und wenig mehr als 1.ooo Schritte voneinander entfernt – keine Bildschirme, Touchscreens, Audioguides oder mittels QR-Code dirigierte Besucherlenkung samt technoider Animationen, die in Museen und Kunsthallen scheinbar und offenbar unaufhaltsam weltweit grassieren.
Das Auratische des (je einzelnen) Kunstwerks im lange angebrochenen Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (Walter Benjamin) erlebt hier beinahe und tatsächlich augenscheinlich eine Renaissance.
Der Bildhauer und Bildzeichner Balkenhol variiert – aufgespreizt zwischen der Tusche-Skizze einer Sphinx und einem hölzernem Stab in einem männlichem Kopf kulminierend – Topoi seines umfangreichen Werkschaffens.
Kunst und Kulturrundgang Sa 26 | So 27 Oktober | 12 bis 19 Uhr
Die Synthese aus den Werken Stephan Balkenhols und ihre kuratorische Inszenierung eröffnen Einblicke in die Sprache der Kunst. „Le langage de l’art“ ist ein treffliches Angebot für Besucher, zugleich Anstoss / Provokation für Besinnung auf das Eigentliche.
Künstler können Kunstwerke schaffen. Der Bildhauer Balkenhol zeigt dies in Vielfalt und exklusiv, mit einem anderen Wort exkluvise.
—->Stephan Balkenhol