Marburger Kamerapreis 2025 geht an Caroline Champetier
22.01.2025 (pm/red) Kinobesuche waren in ihrer Jugend nur selten – dafür umso prägender. Heute prägt sie andere mit ihren Werken: Die in Frankreich geborene Bildgestalterin Caroline Champetier erhält den Marburger Kamerapreis 2025.
Ihre Fähigkeit, sich visuell stets neu auszudrücken, macht sie zu einer der vielseitigsten Kamerafrauen Europas. Gewürdigt wurde dies 2023 mit der Verleihung der Berlinale Kamera auf dem Filmfestival in Berlin, nun folgt der mit 5000 Euro dotierte Marburger Kamerapreis, dessen Verleihung am 30. April um 20 Uhr im Cineplex in die Marburger Kameragespräche eingebettet ist.
„Caroline Champetier prägt seit mehr als 40 Jahren das europäische und insbesondere französischsprachige Kino wie kaum eine andere Bildgestalterin“, heißt es in der Begründung der Jury. Sie schlage eine Brücke zwischen Filmschaffenden der französischen Nouvelle Vague wie Jean-Luc Godard, Jacques Rivette und François Truffaut und einer neuen Generation von Filmschaffenden und weiblichen Regisseurinnen wie Christine Angot, Anne Fontaine und Ounie Lecomte.
Zu ihren bekannten Arbeiten zählen unter anderem die Filme „Hanna Arendt“ von Margarethe von Trotta und „Die Witwe Clicquot“ von Thomas Napper. Mit den Regisseuren Xavier Beauvois, Leos Carax, Jacques Doillon, Philippe Garrel und Benoît Jacquot hat sie im Laufe ihrer Karriere besonders häufig zusammengearbeitet.
Gemeinsam mit dem Kameramann William Lubtchansky hat die Preisträgerin 1981 ihren ersten Spielfilm „Le pont de nord“ unter der Regie von Jacques Rivette realisiert. Sie war seine Kameraassistentinnen bei Claude Lanzmanns „Shoa“ (1985), bei Lanzmanns späteren Filmen fungierte sie selbst als Director of Photography. „Lanzmanns Dokumentarfilme über den Holocaust bewahren einen dokumentarisch anmutenden Blick, der die beobachtende Distanz bevorzugt, mit langen Einstellungen und nicht vorschnell einzugreifen versucht“, hebt die Jury hervor.
Im Laufe ihrer Karriere hat Champetier die Bildgestaltung für über 140 Spiel- und Dokumentarfilme sowie Serien übernommen. „Die Regisseure, mit denen ich arbeite, gehören ganz unterschiedlichen Generationen an“, sagt die Preisträgerin. Regie-Ikone Jean-Luc Godard, Vertreter der Nouvelle Vague „hat mir beigebracht, dass ein Bild nicht nur etwas ist, das ich auf eine Leinwand projiziere, sondern auch etwas, das ich empfange: ein bestimmter Zustand des Lichts, eine Landschaft, ein Raum, von denen ich ausgehe und dann entscheide, ob ich Licht hinzufüge oder etwas nicht ausleuchte.“
Die Kameraarbeiten von Caroline Champetier scheinen in der Tradition eines sozialen Realismus zu stehen. Deutlich wird das laut Jury daran, dass viele ihrer Filme auch Milieustudien sind. Hinzu kommen behutsame Kameraschwenks und Parallelfahrten aus sicherer Distanz. Im Kontrast dazu stehe Champetiers Wechsel zur Handkamera, die das Geschehen dynamisiert und von einer bevorstehenden Bedrohung zeugen kann.
Das Schaffen der Preisträgerin mache sich die gesamte Bandbreite an bildgestalterischen Möglichkeiten zunutze, begründet die Jury des Kamerapreises ihre Entscheidung. Der beobachtende Blick ihrer Kamera sei stets Ausgangspunkt für filmische Erkundungen.