Blinde und sehbehinderte Azubis aus Paris besuchen Marburg

Die blista hat mit blinden und sehbehinderten Auszubildenden aus Marburg und Paris OB Dr. Thomas Spies besucht, um sich über Barrierefreiheit, Teilhabe und Inklusion auszutauschen. Für Marburg gab es viele gute Bewertungen. Foto Patricia Grähling
12.02.2025 (pm/red) „In Marburg fühle ich mich als blinde Frau sehr sicher und gut aufgenommen“, sagte eine Auszubildende der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) Marburg beim Besuch im Rathaus. „Das eine sind die guten technischen Bedingungen mit taktilen Leitstreifen und vielem mehr. Aber vor allem sind es die sozialen Bedingungen.“ In Marburg begegne man Menschen, die merken, wann es richtig sei zu fragen, ob sie helfen könnten.
Otfried Altfeld, der den Bereich der beruflichen Bildung und Integration an der blista verantwortet, war mit Azubis mit Blindheit oder Sehbehinderung aus Frankreich und Marburg zu Gast im Rathaus bei OB Dr. Thomas Spies. Die französischen Gäste absolvieren eine Ausbildung als Web-Entwickler bei der Association Paut Guinot in Villejuif bei Paris. Beide Organisationen möchten mit dem Austausch die europäische Idee der Zusammenarbeit und des kulturellen Kennenlernens in die Ausbildung von Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung integrieren.
Die Gruppe hatte sich bei dem Besuch angeregt unterhalten über Marburg als „Stadt der Blinden“, über die inklusive und diverse Stadtgesellschaft und über die Stadt selbst als Arbeitgeberin von Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit. „Marburg als Stadt der Blinden – das ist historisch gewachsen“, sagte OB Spies im Gespräch. So habe Marburg die erste Ampel mit Akustiksignal gehabt.
Durch die blista sei die Entwicklung zur inklusiven Stadt schneller vorangeschritten: „Hier wohnen viele blinde und sehbehinderte Menschen, die bestimmte Ansprüche haben – die wir erfüllen möchten. Baustellen werden so gestaltet, dass sie an den Bedarfen von blinden Menschen ausgerichtet sind. Wir arbeiten daran, taktile Leitstreifen anzulegen und städtischen Gebäude barriereärmer zu machen.“ Die Treppe im Rathaus wurde bei der Renovierung mit starken farblichen Kontrasten gestaltet, damit Menschen mit Sehbehinderung die Stufen besser wahrnehmen können.
Die Gruppe hat sich intensiv darüber ausgetauscht, was eine inklusive Stadtgesellschaft ausmacht. Dass man Probleme anspreche und nach gemeinsamen Lösungen suche; dass man immer wieder für Aufmerksamkeit werbe, barrierefreie Wohnungen und einen guten ÖPNV anbiete. Die Teilnehmenden waren sich einig: Marburg zeigt, dass Barrierefreiheit mehr ist als technische Lösungen. Das soziale Klima in Marburg baut Barrieren ab, neben den baulichen Barrieren auch die in den Köpfen und im sozialen Miteinander.