Innenstadt Kassel – Rotes Palais auch als Kulturstandort

Unternehmer Thomas Vockeroth, links, Oberbürgermeister Sven Schoeller und documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann vor dem (vormals) Roten Palais am Friedrichsplatz. Foto Andreas Fischer
28.04.2025 (pm/red) Das Gebäude des ehemaligen Modehauses „SINN“ in der Innenstadt von Kassel mit dem angrenzenden historischen Portikus des ehemaligen Roten Palais am Friedrichsplatz könnte zu einem neuen Anziehungspunkt für Handel und Kultur werden. Damit würde ein weiteres Gebäude in der Oberen Königsstraße als Einkaufsmeile eine weitgehende oder teilweise Konversion vom Einzelhandel zum Kulturstandort erfahren. Für das unmitelbar gegenüber gelegene „rururu-Haus“ an der Treppenstraße werden derzeit bereits Planungen zur Umgestaltung als Kulturort mit Stadtbibliothek umgesetzt.
Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller hat dazu den Melsunger Unternehmer Thomas Vockeroth als designierten neuen Eigentümer des Gebäudes und Andreas Hoffmann, Geschäftsführer der benachbarten documenta und Museum Fridericianum gGmbH, zusammengebracht, wird aus dem Rathaus berichtet.
Die Prüfung kultureller Nutzungen für das vormalige Rote Palais sei expliziter Wunsch der Stadtverordneten und Thema im Rahmen bei der derzeitigen Erarbeitung des Innenstadtkonzeptes, wird weiter mitgeteilt. Dazu gehöre eine im Frühjahr 2024 durchgeführte Online-Umfrage, die rund 3.200 Personen beantwortet haben. Dabei wurde das Ziel von mehr Kunst- und Kulturangeboten in der Oberen Königsstraße genauso benannt, wie die Behebung der Leerstände.
Gespräche zwischen dem neuen Eigentümer des Gebäudes und der documenta gGmbH bieten nun die Chance, beide Ziele zu erreichen. Das zentral gelegene Gebäude soll neu belebt und zu einem Teil als zusätzliche Räumlichkeit für die documenta gGmbH genutzt werden, erklärte Oberbürgermeister Schoeller.
„Ich freue mich, dass ein Unternehmer aus der Region das große Potential dieses markanten Standorts in unserer Stadt erkannt hat und künftig wirtschaftliche Interessen mit kultureller Vielfalt verbinden möchte“, so Schoeller.
Nachdem die Stadt das ruruHaus zu einem Innenstadt belebenden Begegnungs-, Austausch- und Kulturort umbauen wird, solle jetzt ein weiterer wichtiger Impuls für die Kasseler Stadtentwicklung hinzukommen. Für das Rote Palais kommt eine Nutzung durch die documenta gGmbH im Rahmen der kommenden documenta 16 in Betracht.
Insbesondere können sich langfristige Nutzungsperspektiven z.B. für das documenta-institut und das documenta-archiv ergeben. Das mit allen zuständigen Gremien und Beteteiligten in Zukunft zu erörtern, wird nunmehr Teil der Agenda für die Innenstadtentwicklung.
OB Schoeller bezeichnet das Rote Palais mit einem Zugang durch das historische Säulenportal mit den Figuren von Thomas Schütte als einen prädestinierten documenta-Ort. In dieser Nutzung sieht er Potenzial für eine deutliche Attraktivitätssteigerung der Kasseler Innenstadt am zentralen Friedrichsplatz, „auch zwischen den documenta-Ausstellungen.“
Neuer Eigentümer wird der Melsunger Unternehmer Thomas Vockeroth. Er will am Standort Rotes Palais nach technischen Instandsetzungsmaßnahmen erste Nutzungen im Einzelhandel ermöglichen und sieht zusätzlich einer Kooperation mit der Kulturinstitution documenta aufgeschlossen entgegen:
„Als Unternehmer bringe ich täglich kaufmännisches Handeln und Verständnis für Kreativarbeit zusammen, daher freue ich mich über die Möglichkeit, diesen besonderen Standort in Kassel für verschiedene Besucher und ein gemischtes Publikum neu zu erschließen.“
Andreas Hoffmann, Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, kommen nach erster Begutachtung des Gebäudes verschiedene Nutzungsszenarien in den Kopf, deren Realisierungsgrad nun Gegenstand der folgenden Machbarkeits- und Planungsgesprächen werden soll. Die nächste documenta in Kassel ist für 2027 in Vorbereitung.
Hintergrund Rotes Palais
Das historische Rote Palais wurde 1826 fertiggestellt und enthielt wichtige Repräsentationsräume der kurfürstlichen Residenz; es war mit dem danebenstehenden Weißen Palais verbunden. Nachdem in beiden Gebäuden dann um 1934 das Deutsche Tapetenmuseum untergebracht war, wurden dieses 1941 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt.
Nach Kriegsende ging das Grundstück mit teils abgebrochenen Gebäuderesten an den Hertie-Konzern über, der dort ab 1961 das Bilka-Kaufhaus errichtete und betrieben hat. Als verbliebener Rest des Roten Palais wurde an der Südseite des Kaufhauses der wieder sanierte Portikus angebaut. Auf diesem befindet sich heute eine Figurengruppe mit dem Titel „Die Fremden“, ein 1992 für die documenta IX von Thomas Schütte geschaffenes Kunstwerk.