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Projekt Balu will benachteiligte Kinder fördern

Schulleiterin Herwig, links, Projektleiterin Jana Schöll, Andreas Frick vom Verein Passion1 und Projektpate OB Vaupel bei der Präsentation (Foto H.Bambey)

Marburg 21.12.2010 (yb) An der Astrid-Lindgren-Schule am Richtsberg gibt es sei März 2010 das Projekt Balu. In Trägerschaft des Vereins „Passion1“ wird dies als übergreifendes Projekt einer fördernden und kompensatorischen Kinder- und Jugendarbeit angeboten. Erwachsene Mentoren, die sich auch als Paten beschreiben lassen, kümmern sich jeweils um ein Kind. Das zu betreuende und fördernde Kind wird in dem Projekt Mogli genannt, der Pate heißt Balu. Mit dem Findelkind Mowgli im indischen Dschungel und der Figur des Bären Baloo aus Rudyard Kiplings „Dschungelbuch“ dienen in dem Projekt zwei berühmte Figuren als Vorbilder für einen Förderansatz, der auf individuelle Zuwendung setzt.

Dieses ehrenamtliche Mentorenprogramm gebe es seit 2002 und komme bereits in vielen Städten – in Hessen bisher in Frankfurt – zur Verwirklichung, informierte die Projektverantwortliche Jana Schöll. In Marburg an der Astrid-Lindgren-schule gibt es bisher acht Betreuungspaare, also acht Balus und acht von ihnen begleitete Moglis. So konnten die pädagogisch Verantwortlichen vom Trägerverin Passion1 von Erfahrungen berichten, die allesamt positiv seien.

Es werden Überlegungen angestellt das Projekt für weitere Kinder und weitere Betreuer zu öffnen und auszuweiten. Ein Motiv für Oberbürgermeister Egon Vaupel sich als Schirmherr einzubringen, um das Projekt zu unterstützen.

Eine spannende Beziehung zwischen Balu und Mogli

Als Balus betätigen sich bisher junge Erwachsene, die in Marburg gerade als Erzieher ausgebildet werden. Im Unterschied zu vielen ihrer Ausbildungsinhalte, die eher auf gruppenorientiertes pädagogisches Arbeiten ausgerichtet sind, haben die im Projekt freiwillig Mitarbeitenden Gelegenheit ihr eigenes Potential im Dialog mit ihrem Moglu zu erfahren und zu entwickeln.

Es sei keineswegs eine Einbahnstraße bezüglich der menschlichen Interaktion erzählte Jana Schöll. Die Erwachsenen seien ebenso Prozessen der Veränderung und des Lernens ausgesetzt, wenn sie in eine solche praktisch-pädagogische Beziehung eintreten.

Eine muntere Truppe, Balus und Moglis im Gruppenbild mit Schulleiterin, Projektverantwortlichen und Oberbalu Egon Vaupel (Foto Hartwig Bambey)

Einen Nachmittag pro Woche verbringen Balu und Mogli miteinander. Als Räumlichkeit steht dafür die Astrid-Lindgren-Schule zur Verfügung, gerade um Kindern und deren Eltern diesen geschützten und vertrauten Raum anbieten zu können.

Einmal selbst einen Kuchen backen gehört zum praktischen Angebot. Mancher Mogli macht diese Erfahrung zum ersten Mal im Leben, lernt, dass man Kuchen selbst backen und nicht nur im Supermarkt kaufen kann. Doch es gibt auch Schwimmbadbesuch, Besuch in der Stadtbücherei oder einen Kinonachmittag.

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Wider die soziale Auslese in der Gesellschaft und im schulischen Werdegang

„Nicht die soziale Herkunft darf entscheidend sein und bleiben, wenn es um die Zukunftsaussichten unserer Kinder geht“ sagte OB Egon Vaupel zu seiner Einbringung und Unterstützung als Schimrherr.

Es lohnt dabei gleichwohl das Nachdenken über die Frage, wie es um die Astrid-Lindgren-Schule mit ihren über 300 Schulkindern bestellt wäre, wenn Eltern, Kindern und Lehrern die Möglichkeiten einer Ganztagsschule zugestanden würden. Dann könnten allen Schülern weitergehende Angebote als Bestandteil einer zeitgemäßen Schule gemacht werden. Balus und Moglis würden sich viel unbefangener allerlei Freizeitaktivitäten widmen können. Darüber freilich kann in Marburg niemand befinden. Diese vernachlässigte Aufgabe obliegt dem Land Hessen als Träger der Kulturhoheit.

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