Im Rückblick 2010 – was bewegt in Deutschland die Menschen ?
Marburg 27.12.2010 (pm/red) Die Sarrazin-Debatte um Migranten wird manch einem einfallen in Vergegenwärtigung von Themen des zu Ende gehenden Jahres. Für andere wird es der Beschluss zur Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke sein. In jedem Fall werden Rückblicke angestellt und solche füllen viele Zeitungsseiten oder Fernsehsendungen. In Deutschland lässt sich auf viele brisante und kontroverse diskutierte Themen zurückschauen. Dabei gibt es in etlichen Bereichen große Diskrepanzen zwischen Regierungspolitik, deren Beschlüssen und Maßnahmen zu den Meinungen von Mehrheiten der davon betroffenen Menschen.
Die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) hat vor diesem Hintergrund zusammen mit dem Sozialforscher Wolfgang G. Gibowski in einer Umfrage gefragt, welche Themen des Jahres 2010 für die Menschen persönlich am wichtigsten waren. Die Fragestellungen wurden in wirtschafts- und gesellschaftspolitische Themen aufgeteilt.
1. Wirtschaftspolitik: Bankenkrise, Gesundheitsreform, Euro-Rettungspaket
Aus einer Aufzählung von bedeutungsstarken wirtschaftspolitischen Themen des Jahres 2010 sollten die Befragten jeweils die zwei aus ihrer Sicht wichtigsten benennen.
- Wirtschaftspolitisch sind für 49 Prozent die Finanz- und Vertrauenskrise der Banken wichtig
- Es folgt die Gesundheitsreform mit 42 Prozent
- Mit deutlichem Abstand und 28 Prozent folgen das Euro-Rettungspaket Griechenland
- Die Höhe der Hartz-IV-Sätze halten 26 Prozent für maßgeblich
- Der Kauf der Steuersünder-CD ist nur für 13 Prozen ein wichtiges Thema
- Für 12 Prozent ist die Frauenquote in der Führungsebene von Unternehmen relevant
Geschlechtsspezifische Unterschiede: Bei dem Thema Frauenquote unterscheidet sich erwartungsgemäß die Häufigkeit der Nennungen von Männern (8 Prozent) und Frauen (16 Prozent) deutlich. Für Frauen ist die Gesundheitsreform besonders wichtig, für Männer dagegen eher die Bankenkrise.
Altersbezogene Unterschiede: Bei den beiden wichtigsten Themen Bankenkrise und Gesundheitsreform zeigen sich Unterschiede in den Altersgruppen: Die Bankenkrise ist unter den Befragten bis 49 Jahre häufiger ein wichtiges Thema als für die Älteren. Die Gesundheitsreform ist unter den Jüngeren, bis 29 Jahre, bei weitem nicht so wichtig wie unter den Befragten ab 30 Jahre.
Regionale Unterschiede: Im Ost-West-Vergleich ist im Westen die Vertrauenskrise der Banken und das Rettungspaket Griechenland besonders wichtig, während im Osten die Gesundheitsreform häufiger genannt wird als im Westen.
Einkommens- und bildungsbezogene Unterschiede: Unter den Besserverdienenden ist die Vertrauenskrise der Banken häufiger Thema als bei denjenigen, die weniger verdienen. Ähnliches gilt für das Rettungspaket Griechenland. Das gleiche Bild zeigt sich mit steigender formaler Bildung, was sich durch die meist damit einhergehenden besseren Einkommensverhältnissen erklärt, wird vermutet.
2. Gesellschaftspolitik: Kindesmissbrauch, Laufzeitverlängerung Atomkraft
Nach den wirtschaftspolitischen wurden den Befragten gesellschaftspolitisch relevante Themen des Jahres 2010 genannt, aus welchen die Befragten jeweils die zwei aus ihrer Sicht wichtigsten benennen sollten.
Als wichtigste Themen werden der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch kirchliche Würdenträger von 50 Prozent benannt
- Es folgt die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke für 42 Prozent
- Darauf folgt von die Islamdebatte und Integrationspolitik mit 36 Prozent Nennungen
- Datenschutz im Internet, wie bei Facebook oder Google-Streetview, benennen 23 Prozent
- Stuttgart 21 erhält 21 Prozent Nennungen als wichtig
- Die Abschaffung oder Aussetzung der Wehrpflicht nennen 16 Prozent
Geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer und Frauen setzen unterschiedliche Schwerpunkte. Von den befragten Männern nennen besonders viele die Laufzeitverlängerung, die Aussetzung der Wehrpflicht und Stuttgart 21.
Frauen bewegt vor allem das Thema Missbrauch, 60 Prozent. Besonders wichtig ist für sie zudem noch das Datenschutz-Thema.
Altersbezogene Unterschiede: Für die Menschen im Alter über 30 sind die Themen Laufzeitverlängerung und Kindesmissbrauch besonders wichtige Themen, während unter den Jüngeren das Datenschutz-Thema, Stuttgart 21 und die Aussetzung der Wehrpflicht wichtiger sind.
Regionale Unterschiede: Im Ost-West-Vergleich ist den Menschen im Westen die Islamdebatte besonders wichtig, während im Osten der Missbrauch und die Aussetzung der Wehrpflicht besonders häufig genannt werden.
Einkommens- und bildungsbezogene Unterschiede: Die Wichtigkeit der Atomkraft-Frage nimmt mit steigender Bildung und zunehmendem Einkommen stringent zu. Ähnlich verhält es sich mit dem Thema Integrationspolitik, das vor allem für Menschen mit einem hohen Abschluss wie Abitur oder Studium als wichtig genannt wurde.
49 Prozent im Vergleich zu unter 26 Prozent bei mittleren Bildungsabschlüssen und 23 Prozent bei Hauptschulabschluss.
Beim Thema Missbrauch verhält es sich genau umgekehrt. Während die Befragten mit Hauptschul- und mittlerem Bildungsabschluss zu 64 und 60 Prozent dies als eines der beiden für sie wichtigsten Themen 2010 nannten, waren es bei den Abiturienten bzw. Studierten mit 38 Prozent deutlich weniger. Die Einkommensverhältnisse spielten in diesem Fall offenbar keine Rolle, wird in der Presseinformation der DVAG dazu mitgeteilt.
Repräsentative USUMA-Umfrage im Auftrag der DVAG
Angaben zur Methode der Befragung: In der Zeit vom 15. bis 18. November 2010 wurden im Auftrag der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) von der USUMA GmbH Berlin 1001 Personen telefonisch befragt. Die Fehlertoleranz betrage bei Ergebnissen von 50 Prozent plus/minus 3 Prozentpunkte, wird dazu in der Pressinformation ausgeführt. Die wissenschaftliche Leitung lag bei Wolfgang G. Gibowski, Beratung und Kommunikation, Berlin.