Vorgaben für neues merkantiles Zentrum
Marburg 2.2.2011 (yb) Gleich zwei Anträge getragen von drei politischen Parteien zur Entwicklung der Marburger Einkaufslandschaft, fokussiert in der Universitätsstraße, hatten die Stadtverordneten Ende Januar zu bearbeiten. Damit war Anlaß und Inhalt für Diskussionen gegeben. Lebhaft und kontrovers wurden Grundsatzfragen wie vermeintliche und gewollte Machbarkeiten für eine zukünftige Einkaufsstadt Marburg thematisiert. In allen Redebeiträgen wurde als grundlegendes Anliegen das Interesse an weiterer positiver Entwicklung des bestehenden Einzelhandels in der Innenstadt zum Ausdruck gebracht. Alle Redner waren sich der Problematik und Folgen eines harten Verdrängungswettbewerbs bewußt. Nicht alleine im Interesse der Kauffrauen und Einzelhändler in der Oberstad gelte es dies zu vermeiden, lautete der Tenor.
Kein Verdrängungswettbewerb und die Frage städtischer Einflußmöglichkeiten
So bekundete etwa Fraktionssprecher Philipp Stompfe für die CDU inhaltliche Zustimmung zu einem Antrag der Marburger Linke, der Verdrängungswettbewerb zu Lasten des bestehenden Einzelhandels verhindern will. Zugleich zeigte sich Stompfe skeptisch bezüglich Erreichbarkeit der Ziele eines Antrages von SPD und Grünen. Dieser Antrag benennt Bedingungen, fordert Branchenmix beim Neubau eines Einkaufszentrums in der Universitätsstraße, zugleich dürfe eine „geschlossene Einkaufswelt“ nicht zugelassen werden. Zudem sei mit qualitiativ hochwertiger Architektur zu bauen.
SPD und Grüne plädieren also für gestalterische Einflußnahmen über das Baurecht und mittels der von der Stadt zu erteilende Baugenehmigung mit entsprechenden Auflagen. Dieser Weg wurde von Stompfe als untauglich bezeichnet, da die Gewerbe- und Vertragsfreiheiten nun einmal rechtlich Vorrang hätten. Erhebliche Zweifel artikulierte diesbezüglich Georg Fülberth von Seiten der Marburger Linke mit Verweis auf gerade die Durchsetzung von Investoreninteressen im kapitalistischen Marktgeschehen. Gleichwohl signalisierte Fülberth Zustimmung. Zuvor war sein Änderungsantrag zu Begrenzung der Verkaufsflächen auf 10.000 Quadratmeter, statt 12.000, auf Ablehnung gestoßen.
Diskussionen sind eröffnet und weiter zu führen
Damit hat das Stadtparlament die städtebauliche Entwicklung und die Perspektive des Einzelhandels zum Thema gemacht. Vor dem Hintergrund eine Positivszenarios für Marburg als prosperierende Einkaufsstadt und starkes Oberzentrum, bestehen Meinungsunterschiede hinsichtlich der Mittel und Wege. Eine gedeihliche Zukunft für Marburg wünschen alle, kontrovers eingeschätzt wird, welcher Weg dorthin führt und wie er zu beschreiten ist. Ein vermeintliches Beispiel dafür ist die Parkplatzfrage. Mehr Parkplätze und damit Individualverkehr fordert die CDU. Keine Zustimmung dazu seitens der Grünen artikulierte Johanna Busch, konnte dabei auf den Investor Tenkhoff verweisen, der im November 2010 ebenfalls keinen höheren Parkraumbedarf artikuliert hat.
Der rot-grüne Antrag mit den Gestaltungsvorschlägen und Umsetzungswünschen wurde mehrheitlich verabschiedet. Damit ist die Diskussion im Parlament zunächst nur eröffnet. Zeit für Weiteres bleibt, sind doch Meinungsbildung und Verhandlungen von Tenkhoff Properties noch und erst im Gange. So könnte ausreichend Zeit auch dafür sein zu vergegenwärtigen, dass Einkäufe allenthalben fußläufig erledigt werden und sich dann Einkaufserlebnis einstellen kann.
Diesbezüglich ist zugleich für den Personennahverkehr in der Stadt noch einiges zu leisten. Jedenfalls wenn wachsende Käuferscharen zufrieden an die Orte merkantilen Geschehens transportiert werden sollen.