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Deutsche Physikalische Gesellschaft fordert Bekenntnis der Politik zu Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis

Marburg 2.3.2011 (pm/red) Nach dem Rücktritt Karl-Theodor zu Guttenbergs fordert die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) eine Rückkehr zu traditionellen Wertmaßstäben in der öffentlichen Diskussion. Zugleich wird ein eindeutiges Bekenntnis der Politik zu den Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis angemahnt. Der Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Prof. Wolfgang Sandner, nimmt dazu wie folgt Stellung:
„Es besteht Konsens in Politik und Gesellschaft, dass Wissenschaft für die Zukunft des Landes unverzichtbar ist. Noch vor einem Jahr hat diese Bundesregierung deshalb die Wissenschaft und Forschung aus den schmerzlichen Etatkürzungen des Bundeshaushalts ausgenommen. Das war gut, weitsichtig und richtig.
Im Gegenzug hat sich die Wissenschaft seit langer Zeit verpflichtet, in ihrer Arbeit und Methodik nur die höchsten Standards von Wahrhaftigkeit, Redlichkeit und wissenschaftlicher Sorgfalt gelten zu lassen. Diese Verpflichtung ist nicht unverbindlich, sondern seit langem in den Grundsätzen zur „Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft festgelegt. Verstöße werden in allen öffentlich geförderten Wissenschafts- und Forschungsorganisationen mit Sanktionen belegt. Sie bedeuten im Allgemeinen das Ende einer wissenschaftlichen Karriere.

Wertmaßstäbe unerlässlich für Vertrauen in wissenschaftliche Arbeit und Methodik

Derartige Wertemaßstäbe sind die einzige Möglichkeit, das Vertrauen der Politik und Gesellschaft in wissenschaftliche Arbeit und Methodik zu rechtfertigen und gleichzeitig deren Qualität als Grundlage für die Zukunft des Landes zu sichern. Nur wenn Exzellenz, Redlichkeit und Wahrhaftigkeit die Bewertungskriterien sind, seien junge Menschen bereit, das erhebliche berufliche, finanzielle und persönliche Risiko einer Karriere in Wissenschaft und Forschung einzugehen, bringt die DPG in ihrer Presserklärung zum Ausdruck.

Dieser Konsens sei in den letzten Tagen und Wochen leichtfertig zur Disposition gestellt worden. Führende Politikerinnen und Politiker hätten es zugelassen, dass eine öffentliche Diskussion aus dem Ruder lief und bisher gültige Wertmaßstäbe verschoben wurden. Verstöße gegen die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis wurden als zweitrangig gegenüber politischen Einzelinteressen dargestellt. Dies wird als ein Schlag ins Gesicht der Qualitätskontrolle in der Wissenschaft betrachtet. „Dem einfachen Wähler, der nicht mit wissenschaftlicher Methodik vertraut ist, mag man das verzeihen, verantwortlichen Politikern nicht“, formulieren die Physiker.

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft fordert deshalb, mit dem heutigen Rücktritt des Betroffenen nicht zur Tagesordnung überzugehen. Sie fordert alle verantwortlichen Politiker, insbesondere die amtierende Regierung, auf, ein klares und eindeutiges Bekenntnis zu den Grundsätzen der Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis abzulegen. Für die Öffentlichkeit muss damit ein deutliches Signal gegeben werden, dass diese unter keinen Umständen verhandelbar oder relativierbar sind – unabhängig von politischen Konstellationen, Personen oder Interessen.

Hintergrundinformation DPG
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft, mit fast 60.000 Mitgliedern die größte physikalische Fachgesellschaft der Welt, hat sich in ihren Statuten ebenfalls verbindlich diesen Grundsätzen verpflichtet. Die stärkste Altersgruppe ihrer Mitglieder ist zwischen 19 und 29 Jahren alt. Sie vertraut in ihrer Zukunft in Wissenschaft, Forschung, Ausbildung oder Wirtschaft auf deren Gültigkeit, ebenso wie die älteren Mitglieder dies bisher getan haben. In der Verantwortung für ihre Mitglieder und für die Wissenschaft und Forschung insgesamt fordert die DPG eine unverzügliche Rückkehr zu den bisherigen Wertmaßstäben in Politik und Gesellschaft.

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