Workshops entwickeln Ideen zum Klimaschutz im Landkreis
Marburg 20.3.2011 (pm/red) Mehr als 100 Experten und interessierte Bürger haben sich an der Workshop-Reihe des Landkreises Marburg-Biedenkopf im Rahmen des Klimaschutzkonzepts beteiligt und ihre Ideen eingebracht. Übergreifend wurde der Wunsch nach mehr Information der Bürger sowie dem Aufbau eines Erneuerbaren Energien-Katasters geäußert. Die Kampagne RegioEnergie des Kreises wurde allgemein positiv beurteilt.
Landrat Robert Fischbach bedankte sich bei allen Mitwirkenden für ihr Engagement in den Workshops. Er war besonders von einer Idee angetan: Unternehmen mit viel Abwärme könnten die überschüssige Energie in Nahwärmenetzen zur Heizung von Häusern zur Verfügung stellen. Im Workshop Wirtschaft soll in der nächsten Runde im Mai der Kostenvorteil von effizientem Energieeinsatz in Unternehmen anhand von Praxisbeispielen anschaulich dargestellt werden.
Windräder alleine könnten Energiebedarf im Landkreis decken
Im Workshop Erneuerbaren Energien war das Interesse breit gestreut. Dort wurde eine Holznutzungsstrategie unter Einbindung der Privatwaldbesitzer vorgeschlagen. Es wurde gefordert, dass mehr Akzeptanz für Wind- und Biogasanlagen erreicht werden müsste. Landrat Fischbach wies in diesem Zusammenhang auf Folgendes hin: „Wenn jede Gemeinde im Landkreis neun Windräder hätte, wäre der komplette Strombedarf auf heutigem Niveau gedeckt und jede Kommune könnte zusätzlich mit bis zu 300.000 Euro an Einnahmen rechnen.“
Aus dem Workshop Verwaltung und Liegenschaften wird sich ein kommunaler Arbeitskreis unter Leitung des Energiebeauftragten des Landkreises Marburg-Biedenkopf bilden. Die Kontrolle der Energieverbräuche, die Schulung der Hausmeister, die Nutzung von Förderprogrammen, der Einsatz von erneuerbaren Energien in kommunalen Liegenschaften, effiziente Dämmung und Energiesparmaßnahmen, all das soll systematisch abgearbeitet werden. Über die Vernetzung werden „Best-Practice“ Beispiele an die anderen Kommunen weitergegeben.
Verkehrsvermeidung, Solarthermie und Geothermie
Beim Thema Verkehr soll an Verkehrsvermeidungsstrategien und die Förderung der Elektromobilität weitergearbeitet werden. Im privaten Bereich sollen Hausbesitzer zum verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energien wie z.B. Solarthermie und Geothermie motiviert werden. Außerdem soll vermehrt über sinnvolle Dämmmaßnahmen und staatlicher Fördermöglichkeiten informiert werden. Auch im Bereich von Bildung besteht bei den Schulen ein großes Interesse, das Thema Umweltbildung verstärkt in den Schulalltag einzubinden.
Zweite Workshopreihe im Mai
Die zweite Workshop-Reihe wird im Mai stattfinden und soll die Ergebnisse der ersten Workshopreihe verdichten und sich auf einige Themenschwerpunkte konzentrieren. Akteure aus den Kommunen, der Wirtschaft, den Verbänden und Institutionen sowie Bürgerinnen und Bürger sind wieder herzlich eingeladen und können im Internet unter www.regio-energie.org ihr Interesse bekunden. Dort können auch Ergebnisse und Erkenntnisse aus der ersten Reihe eingesehen werden.
„Das Thema Klimaschutz spielt bei uns im Landkreis nicht erst seit der Atomkatastrophe in Japan eine wichtige Rolle, sondern ist seit fünf Jahren eines der Hauptziele, die sich der Landkreis gesetzt hat“, erläuterte Landrat Robert Fischbach. „Und wir sind diesem Ziel schon ein ganzes Stück nähergekommen“, ergänzte er.
Das Klimaschutzkonzept, das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Rahmen der BMU-Klimaschutzinitiative gefördert wird, soll aufzeigen, mit welchen Schritten und Maßnahmen der Landkreis sein Ziel erreichen kann, bis zum Jahr 2040 unabhängig von fossilen und atomaren Energieträgern zu werden. Unterstützt wird der Landkreis bei der Erstellung vom Kompetenznetzwerk Dezentrale Energietechnologien (deENet) aus Kassel.