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Alte Friedhofskapelle auf dem Marburger Hauptfriedhof wird saniert

Marburg 28.3.2011 (pm/red) Bei Renovierungsarbeiten der sogenannten „Alte Friedhofskapelle“ in der Ockershäuser Allee im Herbst 2010, wurde eine Entdeckung gemacht. Als eine Erneuerung des Wandanstrichs durchgeführt werden sollte, wurde festgestellt, dass die ursprüngliche Wandbemalung sich bis oberhalb der abgehängten Decke erstreckt. Damit stellte sich sich dann die Frage, ob ein Rückbau der Zwischendecke und eine Öffnung des Dachstuhles erfolgen sollte.

Nach Auffassung Verantwortlicher sollte die ursprüngliche neugotische Gestaltung mit offenen Dachstuhl nach englischem Vorbild rekonstruiert werden. Denn die Friedhofskapelle hat trotz ihres Anbaus aus den 50er-Jahren im Wesentlichen ein neugotisches Erscheinungsbild. Die Decke mit einem Trapezquerschnitt sollte auf Grund unterschiedlich geneigter Deckenflächen akustisch unproblematisch sein. Mit der Öffnung des Dachstuhls wird im Innenraum das kreisrunde Giebelfenster sichtbar werden. Dieses soll mit farbigem Glas so wie die Chorfenster gestaltet und hinterleuchtet werden.

Rechtliche Regelungen zur Bauunterhaltung

Seit 2005 ist die Stadt Marburg für die Unterhaltung der Friedhofskapelle verantwortlich. Es gilt mit Kurhessischem Gewohnheitsrecht in 1931 von beiden evangelischen Kirchengemeinden beschlossene Regulativ zur Friedhofsordnung für unter kirchlicher Verwaltung stehenden Friedhöfe in Marburg bis heute fort. Ein 1964 geschlossener Vertrag zwischen dem Gesamtverband der evangelischen Kirchengemeinden in Marburg und der Stadt Marburg wurde nicht verlängert. Darin war die Einrichtung eines paritätisch besetzten Friedhofsausschusses beschlossen, der die Aufgaben der Aufsicht und Verwaltung über die Friedhöfe im Wesentlichen übernehmen sollte. Abweichend vom Regulativ von 1931 hat die Stadt Marburg im Lauf der Zeit Aufsichts- und Verwaltungsfunktion für die betreffenden Friedhöfe übernommen. Zum einheitlichen Aufsichts- und Verwaltungsrecht wurde 2005 vereinbart, den evangelischen Kirchengemeinden verbliebenen Rechten und Pflichten an die Stadt Marburg zu übertragen. Damit hat die Stadt Marburg die bauliche Unterhaltung der Friedhofskapelle in der Ockershäuser Allee übernommen.

 

Eingerüsteter Innenraum der Alten Friedhofskapelle. (Foto R. Kieselbach)

Die Kosten für die Rekonstruktion der Decke betragen etwa 60.000 Euro. Im Herbst 2011 soll die Gesamtrenovierung abgeschlossen werden.

Zur Baugeschichte der Alten Friedhofskapelle

Die sogenannte Alte Friedhofskapelle in der Ockershäuser Allee wurde 1893 im Auftrag des Stadtbauamtes Marburg errichtet. Der Bau hatte zurückhaltend neugotische Formen mit einem offenen Dachstuhl nach englischem Vorbild. Wände und Decke der Kapelle wurden von dem Kirchenmaler Nikolaus Dauber (1870 bis 1962) gestaltet, ein jüngerer Bruder des Marburger Architekten August Dauber.
Wegen Krieg und fehlender Mittel wurden Renovierungsarbeiten lange aufgeschoben. 1958/59 wurden diese Arbeiten ausgeführt: Im Kirchenschiff wurde die bisherige Sargdeckeltonne mit Akustikplatten flach gebogen verkleidet. Zudem wurde im Norden ein Anbau mit Empore errichtet, dessen Decke ebenfalls mit Akustikplatten verkleidet wurde. Der Entwurf für diese Erweiterungs- und Umbauarbeiten kam von dem Marburger Architekten Karl Rumpf. Die Durchsicht zugänglicher Quellen in Marburg erschließt keinen Grund für den Einbau der Zwischendecke.

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