Institut für Romanische Philologie gedenkt Luise Ey in virtueller Ausstellung
Marburg 1.6.2011 (pm/red) Wer eine Ausstellung konzipiert, kann vor dem Problem stehen, dass die zu zeigenden Exponate alt, sehr wertvoll und fragil sind, oder sich an weit auseinander gelegenen Orten befinden. Dazu kann ein Transport aufwändig sein oder die Exponate gefährden. Darüber hinaus sind Ausstellungen lokal gebunden. Wer sie besuchen möchte, muss sich an den betreffenden Ort begeben. Die Marburger Romanistin Prof. Gabriele Beck-Busse, ihre Assistentin Astrid Lohöfer und ihr Mitarbeiter Stefan Serafin haben auf diese Fragen eine medial-vermittelte Präsentation im Internet zusammengestellt.
„Mit dieser virtuellen Ausstellung, die Exponate mehrerer Marburger Bibliotheken vereint, möchten wir aus hiesiger Sicht an Luise Ey erinnern, die sich sehr für die Verbreitung der portugiesischen Sprache und Kultur in Deutschland eingesetzt hat“, sagt Beck-Busse. Auf den betreffenden Seiten können Besucher man sich durch vier Pinnwände und acht Vitrinen klicken. Zu sehen sind Bilder von Ey und Textauszüge ihrer Publikationen. Alternativ dazu bietet die virtuelle Ausstellung auch einen „geführten Rundgang“.
Luise Ey wurde am 18. Februar 1854 im thüringischen Eichsfeld geboren und starb am 17. Mai 1936 in Pinneberg bei Hamburg. Mit der Übersetzung zahlreicher Werke portugiesischer Schriftsteller hat sie dazu beigetragen, Trindade Coelho, Guerra Junqueiro, Júlio Dantas, Correia de Oliveira und Eça de Queiroz einem deutschen Publikum bekannt zu machen. Ey war Mitglied in zahlreichen Vereinigungen wie dem Allgemeinen Deutschen Schriftstellerverband, deutschen und internationalen Frauenvereinen und der Gesellschaft für Romanische Literatur in Dresden; außerdem war sie Ehrenmitglied in der Gesellschaft für Portugiesische Studien in Paris und seit 1906 Korrespondierendes Mitglied der Geographischen Gesellschaft in Lissabon. Luise Ey war gut befreundet mit Ana de Castro Osório, einer bekannten portugiesischen Frauenrechtlerin, und Carolina Michaëlis de Vasconcellos, der wohl ersten Frau, die 1911 in Portugal auf einen Lehrstuhl für germanische und romanische Philologie berufen wurde. Für ihre Verdienste um die portugiesische Sprache, Literatur und Kultur wurde Ey von der portugiesischen Regierung 1924 mit dem Santiago-Orden, 1934 mit dem „Orden für Öffentlichen Unterricht“ ausgezeichnet.
Die virtuelle Ausstellung ist Teil der Seite www.romanistinnen.de, die vor sechs Jahren von Beck-Busse initiiert wurde, „um der mangelnden Repräsentation von Frauen in der Wissenschaftsgeschichte entgegen zu wirken“, wie die Romanistin dazu erklärt.