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Lahnterrassen und Besuchermassen

Marburg 4.6.2011 (yb) Der Name ist vielsagend. Red Bull Student Boat Battle wurde die jüngste Veranstaltung am 1. Juni direkt vor der Mensa auf den Lahnterasen bezeichnet. Kommerziell das Ganze sowieso, pure Werbung, Promotion unter Zuhilfenahme eines vermeintlichen Wettbewerbs, zwischen Studenten aus Gießen und Marburg. Dazu Wasser und eine Schlacht. Afghanistan ist eben weit weg und dato führt die Lahn noch genug Wasser. Für genug Lärm, dem grundsätzlich Ähnlichkeiten mit Musik nicht letztlich abgesprochen werden können, sorgten Lautsprecherboxen. Unübersehbar fühlten sich zahlreiche junge Zeitgenossen angesprochen. Merkwürdig – im Sinne des Wortes.

Was soll Mensch davon halten? Ist die unübersehbare Teilnahme Vieler Ausdruck von mehr als Popularität? Liegt gar in einer solchen Veranstaltung mit auf Wassergefährt stehenden und Stange zum Stoßen bewehrten Studentenduos eine neue Unterhaltungsqualität? Brauchen, wollen und verdienen heutige Studierende solche geistlosen Events?

Dem äußeren Anschein nach jedenfalls stimmt und gefiel eine Menge. Würden sonst so viele gut gebildete junge Leute sich den Nachmittag um die Ohren schlagen, das Musikgetöse in die Ohren blasen lassen und dabei auch noch aufdringlichem Moderatorengeschwätz ihre Aufmerksamkeit zollen?

Klar eignet sich die Lahn für Wasseraktivitäten. Auch klar, das Tretbootfahren auf der Lahn den Adrenalinspiegel nur bedingt in die Höhe treibt. Sowieso klar ist, dass es sich auf den Lahnterrassen gut sitzen und zuschauen lässt. Praktisch ist, wenn die Bühne vom vorhergehenden Hafenfest noch einsatzbereit ist und genutzt werden kann. Ganz und gar auf der Höhe der Zeit ist, dass ein Privatradiosender zusammen mit einem Getränkehersteller sich die wohlfeile Gelegenheit zum Eventmaking an solch geeigneter Location nicht entgehen lassen.

Doch davon wird dieses lärmstarke dafür bemerkenswerte geistarme Geschehen nicht besser. Ob für die Stadt Marburg, ihre Tourismusförderung und die in der Stadt weithin selbstgestaltete Freizeitkultur damit etwas nach vorne gebracht wird, soll als Frage hier nicht zurückgehalten werden.

Anders herum betrachtet, kommt vielleicht eine Antwort zu Stande. Es fehlt doch in Marburg nun wahrlich nicht an Volksfesten recht unterschiedlicher Couleur und Eigenart. Zu allen Jahreszeiten wurden und werden Anlässe genutzt, geschaffen und irgendwie gefüllt – sommertags ganze drei Tage lang als Stadtfest. Volksfeste sind wichtig, gehören dazu und haben mehr als nur ein wirtschaftliche Bedeutung für die dabei besonders aktiven gastronomischen Akteure.

Die Stadt Marburg nennt sich offiziell und mit Bedacht Universitätsstadt Marburg. Auch wenn bei der Red Bull Student Boat Battle Studierende sich tatsächlich einspannen lassen, kann solch lärmendes Geschehen nicht das Non plus Ultra für die ganze Stadt und diesen besonderen Ort sein. Es gibt viele andere sportliche und unterhaltsame Aktivitäten und Angebote, die gut an den Lahnterrassen stattfinden können. Eigentlich hat und bezahlt Marburg genug Profis, um Besseres und Authentisches hinzubekommen.

Eher peinlich wirkte das Rahmenprogramm mit einer mühsam auf der Abendrothbrücke in Gang gesetzter Motorseilwinde, um einen Wassersurfer zum seichten Sprung zu hieven. Das geht nun wirklich am Niederweimarer See besser und gehört dort auch hin. (Fotografien Hartwig Bambey)

Zum Schluss noch ein zweites Foto wie oben. Irgendwie beeindruckt das Bild – oder erschreckt es?

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