Wildrosen und frühe Kulturrosen als Wegbegleiter hoch über Marburg
Marburg 16.6.2011 (yb) Hoch über Marburg und in der Ortsrandlage von Ockershausen wurde jetzt auf der Weinstraße, wenige Hundert Meter oberhalb von Drei Linden ein deutschlandweit einmaliges Projekt von Bürgermeister Franz Kahle vorgestellt. Entlang des Weges am Rand der vormaligen Fläche einer Fichtenmonokultur sind etwa 50 verschiedene Rosen gepflanzt worden. Darunter finden sich viele seltene Wildrosenarten und alte Sorten von Rosen als Kulturpflanze. Am Zustandekommen dieses besonderen (Wild-)Rosenlehrpfades in reizvoller Lage mit Ausblick über Schloss und Stadt Marburg haben sich viele Institutionen und Personen beteiligt.
Norbert Clement, Kreisfachberater für Obst- und Gartenbau vom Landkreis Marburg–Biedenkopf, hat mit Hilfe der Rosenexperten Professor Volker Wissemann und und der Rosenfreundin Eilike Vemmer den Rosenlehrpfad konzipiert. Ideengebend dabei ist das malerische Werk des französischen Pflanzenmaler Pierre-Joseph Redouté (1759–1840) gewesen. Dessen akribische, kunstvolle und dokumentarisch wertvolle Zeichnungen und Illustrationen von Rosen aus Napoleonischer Zeit haben als Werk dabei Pate gestanden. Der Fachdienst Stadtgrün, Umwelt und Natur und die Untere Naturschutzbehörde der Universitätsstadt Marburg sind kommunale Beteiligte geworden. Die Marburger Produktionsschule als Gemeinschaftsprojekt der Adolf–Reichwein–Schule und Arbeit und Bildung haben die Hinweistafeln mit Klappdeckeln als Wetter- und Sonnenschutz hergestellt.
Zunächst sind in mühevoller Forschungsarbeit die noch heute erhältlichen Rosen ermittelt und zusammengestellt worden, wozu die ausgewiesenen Rosenkenner sich als wichtige Berater einbringen konnten. Zugleich erlebt der französische Pflanzenmaler Redouté mit seinen weltberühmte Rosenabbildungen, zum Teil im Auftrag der Gattin Napoleons gemalt, eine Renaissance. Als Hinweisgeber zur Sorteninformation einer jeden Rosenart, ob Wildrose oder Kulturrose, sind wetterstabile Tafelhalter neben den Rosen und entlang des Weges aufgestellt worden. Darauf finden sich Erläuterungen zum heutigen Namen, zur Herkunft und dem heutigen Vorkommen der Rosen und eben die entsprechende Abbildung des Pflanzenmaler Redouté.
Die Rosen sind so genau gezeichnet und naturnah abgebildet worden, dass man die verschiedene Arten und Sorten wiedererkennen kann.
Neben Erhalt der Vielfalt von Wildrosenarten und frühen Kulturrosen werden mit dem zusätzlichen Blüten- und Nahrungsangebot wertvolle Strukturen für Vögel und Insekten geschaffen. Der Lehrpfad bietet somit an einem der Hauptspazierwege von Marburg einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität – getragen von einem Exkurs in die Kupferstichkunst des frühen 19. Jahrhunderts.
So konnten Bürgermeister Kahle und Norbert Clement mit den erschienenen Projektbeteiligten und Rosenfreunden eine kulturhistorische Exkursion erleben, die jetzt alle interessierten Spaziergänger einlädt. Der Lehrpfad wird ehrenamtlich von Harry Rüsseler, Ockershausen, gepflegt.