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Informationen breitgestreut und Folien in Überzahl zum Mobiltätsverhalten

Der Informationsabend im Hörsaal 7 war über weite Strecken mehr als Hauptseminar für angehende Ingenieure angelegt. Eine Überzahl von Grafiken und Plandarstellungen wirkte erschlagend, Info im Detail, und davon reichlich.

Marburg 19.1.2012 (yb) Auf ausgesprochen großes Interesse bei Beteiligten, städtischen Mandatsträgern, Unibediensteten und Studierenden ist eine gemeinsame Informationsveranstaltung von Stadt und Universität am 10. Januar zu verkehrsbezogenen Themen und Stand der Dinge beim Campus Firmanei gestoßen. Der gut gefüllte Hörsaal 7 in der Biegenstraße belegte ein starkes Informationsbedürfnis. Bei gewichtigen Themen auf der Tagesordnung wurden gleich drei Referate aufgeboten. Studie zum Mobilitätsverhalten, Untersuchung zum ruhenden Verkehr (sprich Parkraum) und Bericht zum Stand der Dinge bei Unibibliothek im Campus Firmanei sollten das Publikum für mehr als zwei Stunden in Anspruch nehmen.
Universitätspräsidentin Katharina Krause begrüßte eingangs und bedankte sich schon vorab für umfangreich Vorbereitetes in Studien, Plänen und Grafiken zur visuellen Unterfütterung. Oberbürgermeister Egon Vaupel sprach von bevorstehendem geradezu historischen Stadtumbau mit Folgewirkungen für die nächsten Generationen. Bürgermeister Franz Kahle war sachlicher Moderator eines überbordenden Informationsabends mit ausufernden Vorträgen. Das Publikum wollte es wissen und stellte noch Fragen.

Untersuchung zum räumlichen Mobilitätsverhalten und Verkehrsmittelwahl von Studierenden und MitarbeiterInnen der Philipps-Universität Marburg in Stadtgebiet und Umland präsentierten zunächst Prof. Simone Strambach und Hendrik Kohl vom Fachbereich Geographie. 1.921 von 3.8282 angefragten UnimitarbeiterInnen (nicht einbezogen das Uniklinikum) beteiligten sich an der Online-Umfrage. Von 5.000 angefragten Studierenden füllten 3.740 die Fragebogen für die Auswertung aus.

Studierende in Marburg praktizieren längst ein nachhaltiges Mobilitätsverhalten. Das findet sich als klares Untersuchungsergebnis testiert. Busnutzung, Fahrradnutzung und Fußwege sind die überragenden Fortbewegungsarten in der Stadt und auch auf die Lahnberge. PKW-Nutzung spielt mit rund 5 Prozent bei Studierenden in Marburg nur eine untergeordnete Rolle.

Ein Fazit mit dergestalt allgemeinen Hinweisen muß diejenigen enttäuschen, die konkrete Vorschläge und Hinweise erwarten.

Das Mobilitätsverhalten von MitarbeiterInnen der Uni unterscheidet sich zu dem studentischen Verhalten deutlich. Bei ihnen hat die PKW-Nutzung einen viel größeren Anteil, ganz und gar bei den in technisch-administrativen Bereichen Tätigen (bis 70 Prozent ). Dazu kommt, dass sich die Fortbewegung innnerhalb der Kernstadt, sprich im Lahntal, sich deutlich unterscheidet von der Fortbewegung zu den Lahnbergen. 
Mit der Untersuchung der Marburger Geographen konnte eine relativ große Zahlenbasis geschaffen und ausgewertet werden. Diese zeigt auf – wenn nicht logisch so doch naheliegend – dass eine Abhängigkeit zwischen Wohnstandort und nachhaltigem Mobilitätsverhalten existiert. Mit weiter entlegenem Wohnstandort steigt der Anteil der Autonutzung von Mitarbeitern, meistens wegen fehlender Alternativen. Konkrete Empfehlungen oder Vorschläge aus der Studie sind nicht artikuliert. Diesbezügliches verbleibt als Frage- und Aufgabenstellung für Planer und Macher.

In dem schon  in 2010 abgeschlossen Architekturwettbewerb für die Universitätsbibliothek als zentralen Neubau im zukünftigen Campus Firmanei waren verkehrsbezogene Belange nicht Gegenstand. So gab es dazu vieles nachzuarbeiten, womit der der Stadt- und Verkehrsplaner Axel C. Springsfeld aus Aachen beauftragt wurde. Bestand, Auslastung und Bedarf an Parkplätzen sollten betrachtet und ermittelt werden. Aufgabenstellung war ein Gesamtkonzept für Studierende und Bedienstete, Bewohner, Besucher und Kunden im Nordstadtgebiet.

Wenig überraschend, wurde zusätzlicher Bedarf beschrieben – Größenordnung seien 500 Parkplätze für den kommenden Innenstadtcampus.  Zu denken geben die dafür herangezogen Zahlenwerte aus 740 Beschäftigten, 5.750 Studierenden und 500 Bibliotheksbesuchern täglich. Verkehrsplaner Springsfeld errechnet damit den Bedarf für 505 Parkplätze. Deutlich fundierter war der Standortvorschlag für zumindest einen (erweiterten) Parkbereich am jetzigen UB-Parkplatz an der Kurt-Schumacher-Brücke. Mit Bau einer modularen Parkpalette könnten demnach zukünftig dort 1050 Parkplätze angeboten werden, damit Erweiterung um 600 Parkplätze. Der Verkehrsplaner benannte für eine Tiefgarage am Hörsaalgebäude / Stadthalle 180 Parkplätze. Er benannte als weitere Option einen Parkbereich an der Ecke Deutschhaussstraße / Bunsenstraße.
Den Ausführungen des Verkehrsplaners folgend, könnten drei zusätzliche Parkbereiche (900 Plätze) geschaffen werden. Trotz der großen Entfernung favorisierte Springsfeld den jetzigen – zu erweiternden –  UB-Parkplatz für Mitarbeiter. Zugleich stellte er eine neue Fußgängerbrücke über die Lahn und Stadtautobahn in Frage. Veränderte Sektorierung und Parkraumbewirtschaftung, Optimierung von Fußwegen und veränderte Busverbindungen lauten die zusätzliche Empfehlungen.

Fazit: viele Optionen sind unerledigte Planungsarbeiten

Zumindest wachsender Bedarf an Parkplätzen liegt damit auf dem Tisch, dazu sind Standortvorschläge benannt. Das Weitere hat die Stadt Marburg mit Universität als Nutzer und Land Hessen mit Baumanagement und als Geldgeber zu verhandeln. Es bleiben viele Unklarheiten, doch zumindest ist das Verkehrsthema jetzt endlich mit in den Pott genommen für den Firmaneicampus.
Die Zeit vergeht. Die zahlreichen Beteiligten in diesem Universitäts- und Stadtumbau sind damit konfrontiert zielführende Zusammenarbeit zu entwickeln. Sowohl die Stadt Marburg wie die Philipps-Universität wollen und müssen dabei bereits reparieren und ausgleichen, was halbherzige Planungen und Maßnahmen im Verkehrsbereich und der Universitätsentwicklung in vergangenen Jahrzehnten als Brocken und Stückwerk hinterlassen haben. Neben Bauplan und Bauzeitenplan für den Campus Firmanei braucht es übergeordnet einen Masterplan – für das Ganze in Marburg.

 

 

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