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Tagebuchedition zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg: Unter Canadiensern, Irokesen und Rebellen

Marburg 20.1.2012 (pm/red) Das Tagebuch mit abenteuerlichen Erlebnissen eines hessischen Kriegsteilnehmers im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg samt persönlichen Eindrücke von Land und Leuten machen Marburger Historiker erstmals in einer wissenschaftlichen Edition zugänglich. Die Aufzeichnungen des Philipp Jakob Hildebrandt (1733-1783) entstanden während seines Einsatzes mit den Hessen-Hanauer Jägern, als Hessen zur Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges das größte Kontingent in englischen Diensten stellte.
Nach den im Jahr 2010 erschienenen Briefen und Tagebuch des Georg Ernst von und zu Gilsa (1740-1798) wird eine zweite bislang unbekannte Quelle zum Einsatz hessischer Truppen im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg in Kooperation des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde und dem Fachgebiet Frühe Neuzeit vorgelegt.

„Im Laufe des Krieges waren rund 20.000 hessische Söldner in Nordamerika – es war somit für unsere Landesgeschichte ein Generationenerlebnis wie sonst nur der Erste und der Zweite Weltkrieg“ , erläutert Professor Holger Gräf, der das Werk zusammen mit Lena Haunert herausgegeben hat.
Gräf hatte die Aufzeichnungen vor wenigen Jahren in einem privaten Nachlass entdeckt.

Mehrere Besonderheiten verleihen in den Augen der Herausgeber dem Tagebuch herausragende Bedeutung

  • Anders als in den Regimentsjournalen werden hier die sehr persönlichen Eindrücke von Land und Leuten ebenso wie die Erlebnisse während der Kampfhandlungen und in den monatelangen Winterquartieren beschrieben.
  • Darüber hinaus liefert Hildebrandt den einzigen Bericht über die Beteiligung der Hessen-Hanauer an der abenteuerlichen Expedition des britischen Brigadegenerals Barry St. Leger und der Belagerung des Fort Stanwix im August 1777, deren Scheitern wiederum als eine Voraussetzung für den amerikanischen Erfolg bei Saratoga und damit für die militärische Wende des Krieges gilt.
  • Schließlich lernte Hildebrandt die Lebensgewohnheiten und Kriegsbräuche der Indianer und der ‚Canadienser‘, also den Frankokanadiern, aus nächster Nähe kennen, wodurch seine Aufzeichnungen als einzigartige Quelle für die Gesellschaft in dem erst anderthalb Jahrzehnte zuvor in britischen Besitz gelangten Kanada gelten dürfen.

„Mit dieser Edition wird somit wichtiges Material zur Verfügung gestellt, das die Geschichte des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und den Einsatz der hessischen Truppen ebenso berührt wie die frühe Landeskunde und Ethnographie Kanadas sowie die Fragen der Selbst- und Fremdwahrnehmung im inter- und transkulturellen Kontakt“, führt Gräf aus. In Zusammenarbeit mit dem Marburger Zentrum für Kanadastudien wird bereits an einer Übersetzung gearbeitet, die um die Jahreswende 2012/13 in einem kanadischen Verlag erschienen soll.

Bibliografische Angaben: Holger Gräf, Lena Haunert (Hg.): Unter Canadiensern, Irokesen und Rebellen. Das Tagebuch des Hessen-Hanauer Jägers Philipp Jakob Hildebrandt aus den Jahren 1777-1781 (=Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte 29), Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde 2011, ISBN 978-3921254790, 180 Seiten, 19,80 Euro

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