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Strom als Alleskönner in der Energiewende im Workshop

Grundlagen für eine elektrische Energiewende beschäftigten die Teilnehmer des Workshop von BUND und Lokaler Agenda. (Fotografien Hartwig Bambey)

Marburg 20.3.2012 (yb) 65 Teilnehmer waren zum Workshop ‚Strom – umweltschonende Erzeugung und Nutzung‘ für einen Tag im Stadtverordnetensitzungssaal vereint. Der Arbeitskreis Energie im Bund Umwelt und Naturschutz (BUND) Hessen hatte zusammen mit der AG Energie der Lokalen Agenda 21 eingeladen. Die sechs Vorträge ausgewiesener Fachleute beschäftigten sich mit den Themenbereichen ‚Erzeugung‘, ‚Nutzung‘ und ‚Intelligente Vernetzung und Speicherung‘ elektrischer Energie gemäß der Leitaussage „Strom ist der Alleskönner unter den Energieformen“.

Damit ging es für die Teilnehmer – darunter viele Mitglieder des BUND aus ganz Hessen und drei Marburger Stadtverordnete – darum dicke Bretter zu bohren, um zum Stand von technischen Entwicklungen in Feldern regenerativer Stromerzeugung und -verteilung Kenntnisse zu vertiefen. Eingangs referierte Horst Meixner von hessenEnergie zu kleinen Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und deren Bedeutung in der Energiewende. Im Bereich der KWK war nach stärkeren Vorjahren in 2010 ein dramatischer Rückgang zu verzeichnen, berichtete der Referent. So benötigt die KWK zur Entwicklung eines möglichen Potentials klare Fördergegebenheiten, wozu bisher lediglich ein 6-Punkte-Plan der Bundesregierung eine Fortentwicklung des KWG-Gesetzes ankündigt. Angesichts eines Bestandes von 1.330.000 Wohnhäusern in Hessen mit ein bis zwei Wohnungen, darunter jede 5. Heizung älter als 24 Jahre, zeigte Meixner zugleich ein sehr großes Potential für den Einsatz kleiner Anlagen auf.

Stefan Bofinger von Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES), Kassel, veranschaulichte eine Potentialberechnung zur Stromerzeugung aus Windkraft. Darin wurde deutlich, dass bei einem Flächenanteil von 2 Prozent der Gesamtfläche in Deutschland der weitaus größte Anteil regenerativer Stromerzeugung mit Windkraftanlagen möglich ist. 7,9 Prozent der (Onshore-) Fläche Deutschland sind für Windenergienutzung geeignet, könnten durch Waldflächen noch erweitert werden. Die Ergebnisse dieser Studie sind in die Vorgaben des Hessischen Energiegipfels vom vergangenen Jahr eingeflossen.

Der Workshop bot neben den Referaten zwischenzeitliche Gesprächsrunden mit Gelegenheit zu Fragen an die Referenten, wovon lebhaft Gebrauch gemacht wurde. Nach ‚Effiziente elektrische Energienutzung in Haushalt, Kommunen und Gewerbe‘ ‚Werbung und Wahrheit zu Wärmepumpen‘ und ‚Energieversorgung der Zukunft durch intelligente Vernetzung‘ leistete Prof. Hans Ackermann einen Überblick zum Thema ‚Speicher für die Stromversorgung in der Energiewende‘.

Als Speicher mit kurzfristiger Auslegung würde die gesamte Pump- und Batteriespeicherkapazität Deutschland für knapp eine Stunde mit Strom versorgen können, wurde von Ackermann aufgezeigt. Selbst die Hälfte aller PKW mit Elektroantrieb und deren Batteriespeichernutzung würde nur einen Zuwachs von sieben Stunden erbringen.
Im Unterschied dazu könnte das flächendeckend vorhandene Erdgasnetz mit seinen Speichern Deutschland mit dem Äquivalent von zweieinhalb Monaten Strom versorgen.

Dahin zielen Modellversuche und Entwicklungen unter dem Stichwort ‚Power to Gas‘. Dabei wird eine chemische Langzeitspeicherung von erneuerbarem Methan als synthetisches Erdgas erreicht. Grundlage dafür ist der ‚Sabatier-Prozess‘ (CO₂ + 4 H₂ —> CH₄ + 2 H₂O). In Einsatz von überschüssigem Wind- und Solarstrom wird zunächst Wasserstoff gewonnen (Elektrolyse) und dieser zusammen mit Kohlendioxid (CO₂) in Methangas gewandelt. Auf diesem Weg könnte das Problem der unstetigen Erzeugung von Wind- und Solarstrom eine Lösung erfahren – elektrische Energie würde unter Einsatz von Chemie saisonal speicherbar und könnte als Methangas verteilt und eingesetzt werden.

In einer Schlussrunde beantworteten Holger Marks - BUND, links, Holger Armbrüster - Stadtwerke Marburg und Prof. Hans Ackermann - BUND Fragen der Workshopteilnehmer.

Damit war den Workshopteilnehmern das breite Themenspektrum samt vieler Anforderungen aufgezeigt, wie anschaulich wurde, dass mit der Energiewende ein langfristiger Weg mit der Dauer von mehreren Jahrzehnten zu beschreiten ist.

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