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Ob Kartons packen oder Konzepte machen – pralle Aufgaben für Museumsdirektor Otterbeck

In ungezählten Kartons verpackt sind Tausende Sammlungsstücke in Kürze aus dem Ernst-von-Hülsen-Haus zur Umlagerung hinauf in das Schloss zu transportieren, damit die bauliche Sanierung beginnen kann. Der neue Museumsdirektor Dr. Christoph Otterbeck hat viel zu tun, ist zugleich mit reizvollen Aufgaben der Schaffung neuer Angebote und Konzepte betraut. Foto Hartwig Bambey

Marburg 14.6.2012 (yb) Der neue Marburger Museumsdirektor heißt Dr. Christoph Otterbeck und ist seit Mitte April an der Arbeit. Davon gibt es satt für den Kunsthistoriker, ob Vorbereitung für die Gebäudesanierung des Ernst-von-Hülsen-Haus in der Biegenstraße oder Umgestaltung der kulturgeschichtlichen Abteilungen oben im Marburger Schloss. Dabei lassen sich Anforderungen und Eigenarten der Vielzahl von anstehenden Aufgaben zugleich mit dem Profil eines Dirigenten vergleichen, dem es darum zu gehen hat in Synchronität und Harmonie zahlreiche Akteure zum gemeinsamen Wirken zu bringen.

Der Bestand von etwa 1.000 Gemälden des Museums für Kunst und Kulturgeschichte wurde aus dem Depot in die beiden Ausstellungsebenen gebracht. In dichter Hängung können die Bilder dort sicher ‚gelagert‘ werden, um in die Depoträume im Keller als erste Baumaßnahme im Gebäude sanieren und erweitern zu können. Foto Hartwig Bambey

Die Kernmannschaft der beiden nicht eben kleinen Museumsteile besteht gerade mal aus fünf Personen. Für die vielen anstehenden Projekte ist zugleich ein deutlich größerer Personenkreis am Wirken. So sind etwa für anstehende Ausstellungen viele Beteiligte aus verschiedenen Instituten tätig, vorneweg die Kunst- und Kulturwissenschaftler. Dies alles will koordiniert sein, um am Ende zu definierten Ergebnissen zu kommen. Damit ist Christoph Otterbeck zu Beginn seiner Tätigkeit gleich umfassend gefordert. Die durchgreifenden Baumaßnahmen am Ernst-von-Hülsen-Haus gestatten keine Pause im publikumsorientierten Wirken, wenn man bei Marburgern und Besuchern von auswärts in der Wahrnehmung bleiben will.

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg wird sich, mit beiden Beinen vor den Bautätigkeiten stehend, mit eigenem Programm an der Nacht der Kunst in Marburg am 22. Juni beteiligen. Damit wird Interessierten eine letzte Gelegenheit zum Besuch des Hauses geboten. Dies geht freilich nur im Keller, in den leer geräumten Depoträumen. Dort gibt es in roher und reizvoller Umgebung eine Sonderausstellung für eine Nacht.
So firmiert die Ausstellung auch mit dem Titel ‚Depotwechsel‘ und präsentiert Werke von Doris Conrads, Susanne Neuner, Helmi Ohlhagen, Tillmann Damrau, Eckhard Kremers und Masanobu Mitsuyasu. Die Ausstellenden sind allesamt Lehrende der freien Künste am Institut für Bildende Kunst in Marburg.

Dazu gib es eine PowerPointProjektion ‚kunstlos | kunstvoll‘ mit Fotografien von Thomas Scheidt und Christian Stein, welche vorübergehende Zustände im Marburger Museum dokumentiert und interpretiert. Die kommende Baustelle wird damit zu einer medialen Schaustelle. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Wünsche für die Zukunft des Museums zu Papier zu bringen.

dbax1031_0158-winkelbauGleich danach ziehen die Bauleute ein, um Dach, Außenwände, Fenster und Türen zu bearbeiten. Die mit 4,9 Millionen Euro finanzierte Sanierung  soll eine intakte und zeitgemässe Gebäudehülle schaffen. Das vierseitige Gesamtgebäude Ernst-von-Hülsen-Haus ist wird auf der Seite zur Biegenstraße und in Teilzonen der Seitenflügel als Museum genutzt. Für diese rund 1.700 Quadratmeter Flächen ist eine direkt anschließende Neugestaltung und -ausstattung in Vorbereitung. Das wird rund 2 Millionen Euro erfordern, wovon nach Aussage von Uni-Vizepräsident Schachtner derzeit erst ein Teilbetrag vorhanden ist. Sponsoring und Mittel aus dem Wissenschaftsministerium sollen den Rest erbringen.

Die Renovierung, Gestaltung und Neuausstattung der Museumsräume – in den Grundzügen an der Substanz des Baudenkmals orieniert – eröffnet genau die Chance für  konzeptionelle Veränderungen und Neuerungen. Ab 2015 werden die Besucher mithin ein neues altes Kunstmuseum in Marburg erleben.

In der jüngsten Zeit ist kaum eine Woche vergangen, in der nicht jemand Äußerungen, Vorschläge oder Wünsche zum Marburger Schloss verlautbart hat. Im Kontext des touristischen Zulaufs in die Stadt Marburg sehen viele darin einen Besuchermagneten, den es auszuformen gelte. So wurde kürzlich der historische Schlosssbrunnen für Führungen gestaltet und geöffnet. Ein Schlossrundweg soll folgen. Doch die ständigen Ausstellungen sind in die Jahre gekommen. Otterbeck berichtet, dass ab Februar  2013 die Wiedereröffnung der Abteilung Vor- und Frühgeschichte ansteht.
Daran beteiligt ist das Vorgeschichtliche Seminar der Philipps-Universität mit Dr. Tobias Mühlenbruch und Studierenden. Mit der Projektbezeichnung ‚Neugestaltung der Abteilung Bronzezeit in der Ausstellung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg im Landgrafenschloss‘ wird daran seit längerem gearbeitet. Die Ebene 1  im Wilhelmsbau kann ab Frühjahr in neuer Präsentation erlebt werden.

2012 und 2012 sind hessenweit Grimmjahre und in Marburg gibt es übers Jahr allerlei Grimmiges. Ebenfalls im Schloss wird ab 7. Dezember 2012 die Austellung ‚Echt hessisch? Land Leben Märchen‘ zu erleben sein. Daran arbeiten vom Institut für Europäische Ethnologie / Kulturwissenschaften Christina Schlag M. A. als Kuratorin und Studierende des Seminars. Christoph Otterbeck als Direktor, Restaurator Ulrich Ostendorf und Orell Witthuhn, M.A. gehören zu diesem Ausstellungsteam.

Nicht genug damit. Ab Ende April/Anfang Mai 2013 kommt paralell eine zweite Sonderausstellung. ‚Mumien. Glaube Kunst Kultur‘. Diese bereitet ein Arbeitskreis der universitären Sammlungen vor. Exponate kommen von der Religioskundliche Sammlung, Völkerkundlichen Sammlung, Zoologischen Sammlung Marburg (ZSM), Medizinhistorisches Museum – Museum anatomicum und von der Pharmakognostischen Sammlung.

Bauen, Umgestalten, Konzeptionieren und Ausstellungsmachen hat es also satt. Angesichts dessen wirkt Christoph Otterbeck frisch. Zugleich gesteht er, dass er noch keine Gedanken daran verschwenden konnte die gerade eröffnete Documenta 13 in Kassel zu besuchen. Marburg hat Vorrang. Wobei die zahlreich artikulierten Begehrlichkeiten und Wünsche Richtung Schloss das Arbeiten in Ruhe nicht unbedingt befördern. Dafür braucht der neue Museumsdirektor Qualitäten, die über die eines Dirgenten hinaus reichen. Seine Erfahrungen als Kurator an anderen Orten werden ihm dabei ebenso zuträglich sein, wie seine Gelassenheit in der Persönlichkeit. Zugleich wird er sich nachhaltig ins Geschirr stemmen müssen. Es sind nicht wenig Erwartungen und Projektionen, die in Marburg dem neuen Mann anhängen – die Stadt in ihrer kultur-touristischen Profilbildung vorneweg.

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