Vom Einzelhandel und der dOCUMENTA 13
Marburg 8.8.2012 (pm/red) „Die Stimmungslage der meisten Kasseler Einzelhändler ist positiv“, zieht Christine Neumann, Expertin für den Einzelhandel bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel, eine documenta-Halbzeitbilanz. „Die großen Umsatzsprünge scheinen bisher jedoch ausgeblieben zu sein.“ Die IHK hatte in den vergangenen Tagen Einzelhändler aus der Fuldastadt befragt, wie ihr Zwischenfazit ausfällt.
Die Gewerbetreibenden beobachten, dass die Bürger Kassels ihr Einkaufsverhalten geändert haben. „Sie haben während der ersten 50 Tage der Documenta ihre Besorgungen auf Werktage und den frühen Samstagvormittag verlagert“, berichtet Neumann. In den Tagen nach dem Start der weltweit bedeutendsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst seien viele zusätzliche Kunden in die Geschäfte geströmt.
„Die Fachbesucher haben in der Eröffnungswoche einigen Einzelhändlern im hochpreisigen Segment ein deutliches Umsatzplus beschert“, teilt Neumann mit. In den Abendstunden tummeln sich die Kunstbesucher gern in Kassels Läden. „Sie tätigen jedoch eher kleine Käufe und Souvenirs“, sagt Neumann. „Der Anteil der außereuropäischen Gäste liegt etwas unter den Erwartungen.“ Der Eindruck: Das Publikum der Kunstausstellung sei insgesamt breiter aufgestellt, verstärkt besuchten junge Menschen die documenta.
Viele Einzelhändler haben ihre Mitarbeiter gut auf das Kunst-Event vorbereitet, unter anderem durch Sprachkurse. „Die ausländischen Gäste gelten als besonders lukrative Kunden. Sie sehen den Einkauf als festen Bestandteil ihres Reiseerlebnisses“, erklärt die IHK-Einzelhandelsexpertin. „Die Documenta bringt viele Gäste in die Stadt und den Landkreis – und vor allem neue und andere Kunden.“
Während im Übernachtungssektor die Buchungen im Juli nicht ganz den Erwartungen der Hoteliers entsprachen, sei das Geschäft im Juni sehr gut gelaufen. Einen weiteren kleineren Nachteil für den Einzelhandel bilden die weiten Wege, die Documenta-Besucher zurücklegen müssen. Die Energiereserven der Kulturliebhaber reichen manchmal nicht mehr für anschließende Shopping-Touren.