Unterstützung bei der Alltagsgestaltung von Familien mit Demenz
Marburg 18.9.2012 (pm/red) Wie lassen sich eigentlich Familien erreichen, die es erstmals mit der Diagnose Demenz eines ihrer Angehörigen zu tun haben? Welche Unterstützungen benötigen solche Familien? Diese und weitere Fragen sind im Modellprojekt Entlastungsprogramm bei Demenz II (EDe II) untersucht worden. Nun steht der Abschlussbericht zur Verfügung. Das Projekt wurde mit Mitteln zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung vom Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen (GKV) gefördert. Mehr als hundert Familien aus dem Kreis Minden-Lübbecke (NRW), in denen ein an Demenz erkrankter Mensch der so genannten Pflegestufe 0 lebt, nahmen an der Studie teil.
Anlässlich der Veröffentlichung des Abschlussberichtes sagt Prof. Frank Weidner, Leiter Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung (dip) Köln: „Wir müssen mit den betroffenen Familien über diese schwer begreifbare Erkrankung Demenz und ihre Zukunftsängste sprechen. Und wir müssen ihnen helfen, damit umzugehen. Je früher uns dies gelingt, desto besser wirkt das!“ Das Projekt EDe II hat gezeigt, welche Unterstützungsbedarfe diese Familien haben. Es hat auch gezeigt, wie diesen Bedarfen begegnet werden kann. Als zentral erwies sich die Unterstützung bei der Alltagsgestaltung, indem vor allem die Kommunikation über die Demenz in den Familien gefördert und indem individuelle Betreuungsarrangements entwickelt wurden.
Ein zentrales Element in EDe II waren wiederum häusliche Beratungsbesuche bei den betroffenen Familien durch eigens geschulte Gesundheitsberater. Für die Familien konnte in der Projektregion das Angebotsspektrum konkret erweitert werden. Hartmut Emme von der Ahe vom Projektträger PariSozial fordert: „Die Fachberatung dieser Familien durch qualifizierte Gesundheitsberater muss endlich als das zentrale und steuernde Element anerkannt und auch finanziert werden!“ Erst dann können die gesetzlichen Leistungen der Pflegeversicherung effektiv genutzt und das Angebotsspektrum an den Bedarfen orientiert ausgebaut werden. Zwar sollen die Leistungen der Pflegeversicherung für demenzerkrankte Menschen und ihre Familien ab 2013 noch einmal erweitert werden. Problematisch bleibt jedoch nach wie vor, wie der Zugang zu den Familien gelingen kann, in denen gerade zu Beginn der Erkrankung große Unsicherheiten existieren.