Vom Universum der Bilder(macher) – Trends der photokina 2012
Marburg 19.9.2012 (pm/red) Ohne Fotografien und Fotografieren geht es nicht mehr. Inzwischen braucht es dafür nicht einmal mehr Fotoapparate. Eine Telefon reicht dafür bekanntlich, genannt wird es dann Handy oder in seiner luxuriösen Variante Smartphone. Doch ohne die Entwicklung der Techniken und Geräte, vulgo Kameras, zum Fotografieren gäbe es diese Geräte nicht. Auch und gerade für die Veröffentlichungen in das Marburger. spielt Fotografie eine wichtige Rolle. So liegt es wieder an die im zweijährigen Rythmus stattfindende Weltmesse der Photografie zu besuchen. Einen Tag lang also Messestände, Besuch bei Leica, die nunmehr als Erfinder der Kleinbildfotografie auch erfolgreich bei den Digitalkameras aufgestellt sind. Na ja mal sehen, was der Digitalpartner von Leica, Panasonic, mit seinen Kameras an Neuigkeiten bringt. Klar geht es auch zu Canon, deren Spiegelreflexsystem bei der Redaktion im Einsatz ist. Ansonsten wird es nicht leicht in der Unübersichtlichkeit einer Messe Wichtiges heraus zu filtern. Auf jeden Falle wird es einen (subjektiven) Bericht zu lesen geben, vielleicht mit einigen Empfehlungen. Hier folgt jetzt ein Übersichtstext zur Photokina, den natürlich andere verfasst haben.
Zum traditionellen Treff der Bilder-Branche vom 18. bis 23. September auf der photokina 2012 in Köln, soll sich der Fokus der Foto- und Imagingindustrie erneut verschieben, wird mitgeteilt. Wieder sollen bahnbrechende Innovationen die Art und Weise des Bildermachens und der Bildnutzung verändern, findet sich zu lesen. Geht das noch?. Die photokina 2012 will viele neue Wege der Fotografie aufzeigen und Trends erkennen lassen, die ihre zukünftige Entwicklung verdeutlichen. Sie will zeigen, dass die Fotografie ein sich dynamisch veränderndes Medium ist, das für immer mehr Lebensbereiche unverzichtbar ist, wobei das Aufnehmen, Entwickeln, Verarbeiten, Archivieren und Weitergeben gleichzeitig immer einfacher und die Möglichkeiten der Bildnutzung immer komplexer werden.
Das neue Miteinander
Smartphones, die neuen multimedialen Alleskönner, werden zum vielseitig nutzbaren Kamera-Zubehör. Über spezielle Apps lassen sich mit ihnen über die WiFi Funktionen von Handy und Kamera nicht nur Fotos in Netzwerke oder auf Internetplattformen hochladen und versenden, sie dienen immer öfter auch zur kabellosen Fernsteuerung von Kameras mit LiveView-Kontrolle. Aus der Frage Kamera oder Smartphone wird die neue Kombination Kamera und Smartphone. Viele haben geunkt, es könne durchaus auch am Markt der Kompaktkameras nagen, die – nicht nur im Einsteigersegment – zum Teil nicht einmal mit einem Bruchteil der Funktionalitäten eines Smartphones aufwarten konnten. Sie hätten das Feindbild nicht aufrecht halten können, heißt es jetzt. Im Gegenteil: Das Smartphone und die weitgehend auf den gleichen Plattformen aufbauenden Tablet-PCs wurden zum wichtigsten Verbündeten der ‚Imaging World‘ und der Kameraindustrie. Treu nach dem Motto: „If you can’t beat them, join them“ wird aus dem Konkurrenzprodukt ein wichtiges Zubehör zur Fernbedienung, als externer Monitor mit LiveView oder eine Verbindungsstation, über die Kameras ihre Bilder direkt über das Internet teilen können. Fast alle führenden Kamerahersteller bieten neue netzwerkfähige Produkte mit WiFi-Funktionalität und Verbindungsmöglichkeiten zu Smartphones an (wie Canon, Nikon, Olympus, Panasonic, Samsung).
Mehr Format statt Pixel
Nach dem Pixelrennen folgt der Formatvergleich. Die sehr schwer beherrschbaren Nachteile hoher Pixeldichten bei kleineren Sensoren haben die Vorzüge großer Bildsensoren hinsichtlich der erreichbaren Bildqualität, ISO-Empfindlichkeiten und der kreativen Möglichkeiten in den Fokus gerückt. Vielleicht auch weil die APS-C großen Sensoren nun auch in etlichen spiegellosen Systemkameras Einzug gehalten haben, haben einige DSLR-Hersteller das 35-mm-Vollformat gepusht und in den Mittelpunkt ihrer Neuvorstellungen der fotografischen Königsklasse gestellt. Die Vorzüge geringer Pixelmengen auf größeren Bildflächen sind geringeres Rauschen, höhere ISO-Empfindlichkeiten, erweiterte Gestaltungsmöglichkeiten mit selektiver Schärfe (Bokeh) und nicht zuletzt schnellere Verarbeitungsmöglichkeiten und kürzere Bildfolgen (Canon, Leica, Nikon, Sony).
Lichtstarke Festbrennweiten und Superzooms
Mit der wachsenden Anzahl von Kameras mit Vollformatsensoren steigt auch die Nachfrage nach Wechselobjektiven für diese Kategorie. Hier haben alle Kamera- und auch Objektivhersteller wichtige Innovationen angekündigt. Bei den Festbrennweiten legen die Hersteller den Schwerpunkt auf hochlichtstarke Objektive im Weitwinkel- und mittleren Telebereich. Die Premiumprodukte bieten hier Anfangsöffnungen von 1:1,4 bis 1:2,0. Einige führende Kamerahersteller unterstützen die optische Qualität ihrer Objektive durch die digitale Korrektur physikalisch bedingter Abbildungsfehler, indem Randabschattungen (Vignettierung) oder perspektivische Verzerrungen rechnerisch über den Kameraprozessor ausgeglichen werden. Modernste Nano-Vergütungen erhöhen den Transmissionsgrad und minimieren Reflexionen (Carl Zeiss, Nikon, Canon, Sigma, Tamron, Tokina). Auch im Bereich von Spezialobjektiven für Vollformatkameras sind Neuheiten wie zum Beispiel Tilt&Shift Optiken zu finden (Samyang). Bei den Zoomobjektiven sind in den klassischen Bereichen der Reisezooms mit ihren gewaltigen Brennweitenbereichen weitere Trends zur Miniaturisierung und zu höheren Lichtstärken festzustellen. Bei den Zooms für professionelle Ansprüche dominieren Super-Weitwinkelzooms mit konstant hoher Lichtstärke über den gesamten Brennweitenbereich. (Canon, Nikon, Sigma, Tamron).
Spiegellos für Profis
Was bisher nur als Aufstiegsmöglichkeit für Besitzer von Kompaktkameras klassifiziert wurde, die sich größeren kreativen Freiraum durch die Einsatzmöglichkeit von Wechselobjektiven wünschten, ohne auf den gewohnten Komfort ihrer Kompaktkameras verzichten zu müssen, hat nun ein Niveau erreicht, das auch professionelle Ansprüche befriedigt. Die ersten DSLM (Digital Single Lens Mirrorless) Kameras für Profis werden auf der Messe aus der Taufe gehoben. Wesentlich für diese Kategorie ist die Videotauglichkeit, die Broadcastqualität verspricht. Bisher ein Stiefkind der Entwickler, der gute Ton, wurde bei diesen Kameras stark verbessert. So sind die Kameras jetzt nicht nur mit Anschlüssen für externe Mikrofone sondern auch für Kopfhörer ausgestattet. Die meisten Neuerscheinungen in dieser Kategorie verfügen zudem über WiFi-Funktionalität für die Fernauslösung oder Fernsteuerung der Kameras und ihre Einbindung in kabellose Netzwerke. Viele können ihre Bilder entweder direkt oder über ein Smartphone auf entsprechende Plattformen im Web hochladen (Olympus, Panasonic, Sony).
Höchste Flexibilität beim Wechseln
Schon von Anfang an konnten die spiegellosen Systemkameras durch die hohe Adaptionsmöglichkeit von Fremdobjektiven auf eine große Vielfalt von Wechselobjektiven zurückgreifen. Jetzt werden es noch mehr. Alle Hersteller von DSLM-Kameras und zahlreiche führende Hersteller von Fremdobjektiven haben neue Objektive für diese relativ junge Systemkamera-Kategorie angekündigt. Der Fokus liegt hier neben exzellenter Bildqualität auf Profi-Niveau auf konstant hoher Lichtstärke, extrem schneller sowie leiser AF-Steuerung, die auch bei Videoaufnahmen funktioniert, sowie auf kompakter Bauweise. Da für Videofilmer Lichtstärke oftmals wichtiger ist als die AF-Steuerung, werden auf der Messe auch Objektive mit Lichtstärke von 1:0,9 und manueller Scharfstellung zu sehen sein. Auch die früher sehr beliebten Spiegelteles werden in der DSLM-Kategorie eine Renaissance erleben. Sie gestatten eine ultrakompakte Bauweise bei großen Telebrennweiten. Längere Brennweiten für Nahaufnahmen in Originalgröße (1:1) bereichern die Makrofotografie. Sie empfehlen sich vor allem für die Insektenjagd mit der Kamera im Freien und sind daher meist auch mit Spezialdichtungen gegen das Eindringen von Staub oder Feuchtigkeit geschützt. (Olympus, Voigtländer).
Sucher wird Finder
Werden Objektive häufig als die Augen der Kamera bezeichnet, dann sind Sucher und Monitor, die Brillen, die den Bildausschnitt mehr oder weniger brillant und naturgetreu darstellen. Bei den Kameras der jüngsten Generation treten optische Sucher mehr und mehr hinter den elektronischen zurück. Der Vorteil: Das elektronische Sucherbild zeigt das Foto so, wie es tatsächlich bei den aktuellen Aufnahmeeinstellungen vom Sensor erfasst und später nach erfolgter Auslösung auch auf dem Monitor zu sehen sein wird. Was vor wenigen Jahren noch zu den technologischen Highlights zählte, wird mehr und mehr zur Standardausstattung: die Aktivierung der Kamera und des Autofokus durch den Blick in den Sucher. Zahlreiche Kameras aktivieren den elektronischen Sucher, sobald die Kamera ans Auge geführt wird. Die Display-Qualität erfährt hinsichtlich Auflösung und Farbbrillanz durch die Nutzung der OLED-Technik nochmals einen Qualitätssprung. Die Topprodukte unter den Neuvorstellungen verwenden OLED-Screens sowohl für den Monitor als auch für den elektronischen Sucher. Die hochauflösenden Klappdisplays können immer häufiger zur Selbstfindung herangezogen werden. So lassen sich viele inzwischen so nach oben klappen oder nach vorne drehen, dass sie bei Selbstporträts oder bei Gruppenaufnahmen, bei denen der Fotograf selbst mit aufs Bild soll, zur Ausschnittkontrolle genutzt werden können. (Olympus, Panasonic, Sony).
Der Paradigmenwechsel in der Fotografie hat die Aufnahme, den Umgang und die Nutzung von Bildern radikal verändert. Mit diesem Satz soll Schluss sein mit den PR-durchsetztem Geschriebenem der Macher. Wobei dieser letzte Satz zutrifft. Es gibt mehr Technik, bessere Optiken und Kameras als jemals zuvor.
Nach diesem Foto aus eigener Aufnahmearbeit des zurückliegenden Sommers noch eine Frage: Ist mit all der Technik eigentlich die (durchschnittliche) Qualität von Fotografien besser geworden? Nebbich. Schauen Sie mal in Ihre Tageszeitung als Beispiel. Doch Bildsprache, Klarheit, ja sogar mitunter Einfachheit im Sinn eines gewollten ‚unübersehbaren‘ Bildausdrucks bleiben wichtig. Jedenfalls soll das so in das Marburger. sein und noch mehr werden. Dafür lohnt es gute Technik einzusetzen. Ob sich die Fahrt und der lange Tag in Köln gelohnt hat, gibt es hier demnächst zu lesen.