Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

14.11.2024 (pm/red) Mit vielfältig intergalaktischen Programmen samt neuer Musikshow können Besucher in Hessens größtem Planetarium ab  1. November 2024 wieder zu fernen Galaxien reisen. Am 23. Oktober haben Wissenschaftsminister Timon Gremmels und Direktor Martin Eberle …

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Sozialer Wohnungsbau in Marburg als unterschätzte Problemlage

Marburg 26.9.2012 (yb) Die Veranstaltung der Agendagruppen am 14. September zum Thema ‚Sozialer Wohnungsbau in Marburg‘ hat viele Probleme, Fehlbestände und dringenden Handlungsbedarf zur Schaffung von bezahlbaren, zeitgemäßen und bedürfnisorientiertem zusätzlichem Wohnraum sichtbar werden lassen. Wenn auch die Veranstaltung mit nur mäßig gefülltem Stadtverordnetensitzungssaal kein Publikumsrenner gewesen ist, haben die Grundinformationen von Moderator Werner Girgert, die Ausführungen der Vertreter von drei örtlichen Wohnungsbaugesellschaften und Stellungnahmen für die Stadtpolitik von OB Egon Vaupel eine schwierige und sogar undurchsichtige Gemengelage sichtbar werden lassen. Dazu kamen Beiträge aus dem Publikum, die anschaulich werden ließen, dass es in Marburg insbesondere an ebenso nutzbarem wie bezahlbarem Wohnraum für Menschen mit Einschränkungen signifikant mangelt. So berichtete Bernd Gökeler, seit etwa 14 Jahren ehrenamtlich in der Behindertenarbeit tätig, von der mühsamen und allzu oft erfolglosen Suche nach behindertengerechten Wohnungen in Marburg. Wobei die Zugänglichkeit im Sinne behindertengerechten Bauens nur die eine Seite des Problems beschreibe, zeigte Gökeler auf. Die Bezahlbarkeit solcher viel zu wenig vorhandener Wohnungen für Menschen, die nach Erwerbseinschränkungen eben genau zu den Empfängern von geringen Renten zählen, ist nach seinen Erfahrungen in Marburg ein eklatantes Problem. Mit seinen Ausführungen konnte er die Betrachtungsweise auf eine anschauliche Grundlage mit wirklichkeitsgetragener Sichtweise hinlenken. Von den Vertetern der Wohnungsbau-gesellschaften war zuvor dargelegt worden, dass auch bei Auslaufen der Sozialbindung von geförderten Wohnungen in Marburg weiter zur günstigen Tarifen weiter vermietet werde. Bei der GeWoBau zum Quadratmeterpreis von 4,60 Euro. Dass dies alleine gesetzlicher oder satzungsmäßiger Auftrag und Existenzberechtigung für Wohnungs-baugesellschaften und -genossenschaften ist, wurde nicht erwähnt. So gibt es derzeit einen Bestand von 6.000 mit öffentlicher Förderung entstandener Wohnungen mit vertretbaren Monatsmieten. Doch dieser stammt aus einer Zeit und Bedarfsberechnung als Marburg viele Tausend Einwohner weniger hatte und von dem heutigen ‚Studentenberg‘ mit Allzeithoch Tausender zusätzlicher Studenten an der Philipps-Universität noch lange keine Rede war. Wie die objektiven Zahlen allzu deutlich belegten und in den Äußerungen aus Reihen des Publikums eindrücklich anschaulich wurde, gibt es in Marburg einen Mangel an Wohnraum überhaupt, ja eine Wohnungsnot. Ein Ausdruck genau dafür – und im mächtigen Windschatten des unterbleibenden Neubaus von Sozialwohungen geradezu spiegelbildliches Gegenbild – ist der rege Neubau von hochwertigen Wohnungen von Seiten mehrerer Investoren. Diese bedienen allerdings den gehobenen Bedarf, ein satter Markt, wie sich an dem sehr hohen Mietpreisniveau in Marburg von inzwischen längst über 10 Euro/Quadratmeter ablesen lässt. Kein Wunder also, dass niemand im Saal den Bedarf zur Neubau von Sozialwohnungungen in Frage stellte. Als dazu in zutreffender Weise von Karin Stemmer von der Gemeinnützigen Wohnbau Hessen erläutert wurde, dass mit Neubau das Problem und eigentliche Anliegen zur Schaffung von bezahlbaren Sozialwohnungen trotz öffentlicher Förderung nicht gelöst werden könne, kehrt einen Moment Stille ein. Angesichts heutiger Standards hinsichtlich energetischer Vorgaben bis hin zum Passivhaus sind selbst geförderte Wohnungen nicht mehr SGB-II-fähig. Hartz-IV-Bezieher können solche neuen Wohungen nicht mehr bezahlen. Anders formuliert, ist deren gesetzlich definierter Wohnungs- und Mietübernahmeanspruch mit Sozialwohungen im Neubau nicht zu erfüllen, weil diese zu teuer sind. Ein Skandal für sich. In der Diskussion wurde zudem deutlich, dass offenbar gängige Instrumente zur Steuerung des Wohnungsbaus, wie Quotenvorgaben für Bauherren oder der Erwerb von Belegungsrechten in Marburg Fremdworte sind. So musste sich OB Vaupel darüber belehren lassen, dass insbesondere das Instrument von Quotenvorgaben an Bauherren in Marburg durchaus zur Anwendung kommen könnte. Dies allerdings hätte entsprechenden Willen und Handeln der Stadt zur Grundlage. Darauf angesprochen, ob denn die Stadt Marburg bei entsprechendem Verkauf und Widmung von Flächen vom Gelände von Vitos in der Cappeler Straße ihre Rolle übernehmen würde, stimmte Vaupel zu. Es sei kein Problem, sagte der Oberbürgermeister, die 10.000 Euro städtische Komplementärmittel pro Wohneinheit Wohnungsbaugesellschaft(en) für dort platzierbare bis zu 200 Neubauwohungen zur Verfügung zu stellen. Damit hat zumindest der Oberbürgermeister in dieser Veranstaltung Farbe bekannt.

Teilnehmer des Podiums beim Informationsabend der Agendagruppen zum sozialen Wohnungsbau. Foto Hartwig Bambey

So wird abzuwarten sein, wie die Parteien und  Stadtverordneten mit der Problematik umgehen. Der Vorschlag zur Einrichtung eines Runden Tisches Sozialer Wohnungsbau, übergreifend für mehrere Wohnungsbaugesellschaften, war ein konkreter Wunsch wie dringende Empfehlung, um Bewegung und Neubau in Marburg voran zu bringen. Diesem Vorschlag sollte mehr Wirklichkeit und Validität zuteil werden als der artikulierten Behauptung zukommt, die GEWoBau hätte aus ihrem Bestand keine Wohnungen verkauft. Das dringende Thema Sozialer Wohnungsbau in Marburg eröffnet und veranschaulicht zu haben, war das Verdienst des Abends der Agendagruppen. Aufgreifen und umsetzen müssen es andere, die sich dabei wachsender Beobachtung und lauter werden Forderungen aus der Stadt gewiß sein dürfen. Ein erster Pflock ist eingerammt, wie bei Vermessungsarbeiten auf einer Baustelle. Auf fehlende Baugrundstücke, wie am 14. September geschehen, dürfen sich die Wohnungsbaugesellschaften in Zukunft nicht mehr berufen können. Hier ist die Stadt gefordert.

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