Ökonomisierung, Deprofessionalisierung, Boulevardisierung – Workshop in Jena zum langfristigen Wandel von Medienstrukturen
Marburg 7.10.2012 (pm/red) Das ‚Netzwerk Medienstrukturen‘ – ein internationaler Zusammenschluss von Kommunikationswissenschaftlern und Medienforschern – nimmt in seinem 3. Workshop an der Universität Jena am 19. und 20. Oktober den langfristigen Wandel von Medienstrukturen in den Blick. Organisiert wird die gleichnamige Tagung vom Jenaer Medienökonom Prof. Wolfgang Seufert nebst Mitarbeitern Claudia Wilhelm und Felix Sattelberger. In der kommunikationswissenschaftlichen Forschungsliteratur findet sich eine große Zahl von Tendenzaussagen, die sich auf langfristige Veränderungen von Medienstrukturen und Medieninhalten beziehen. Auf der Strukturebene – Ebene der Medienorganisation und der Medienmärkte – betrifft das etwa Aussagen über eine zunehmende Globalisierung von Medienindustrien, über eine zunehmende Ökonomisierung und Kommerzialisierung der Medien, aber auch Deprofessionalisierung der Medienproduktion, eine zunehmende Medienkonzentration oder eine zunehmende Segmentierung bzw. Fragmentierung des Publikums. Auf der Ebene der Medieninhalte werden Trends zu einer zunehmenden Boulevardisierung, Entertainisierung und Visualisierung des Medienangebots postuliert.
„Im Rahmen des Workshops wollen die Referenten herausarbeiten, warum und in welche Richtung sich Medienstrukturen verändern und welchen Einfluss dies auf die Funktionsfähigkeit des Mediensystems für die Gesellschaft hat“, sagt Claudia Wilhelm. Etwa jene Demokratiefunktion, die es allen Bürgern ermöglichen soll, am öffentlichen Diskurs über politische Entscheidungen teilzunehmen. Ins Visier genommen wird der Wandel von Mediensystemen vor dem Hintergrund sich wandelnder wirtschaftlicher, rechtlicher und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen.
In den Blick genommen werden Print, Rundfunk, Fernsehen und Internet. Dass auch Letzterem eine wachsende politische Bedeutung zukommt, nämlich in Gestalt der sogenannten ‚Facebook-Revolution‘ im ‚Arabischen Frühling‘, darüber wird Ulrike Klinger von der Uni Zürich in einer kritischen Betrachtung sprechen. ‚Ein Tweet macht noch keine Revolution‘, lautet der Titel. Der Workshops richtet sich an Kommunikationswissenschaftler und an Wissenschaftler aus angrenzenden Disziplinen – Soziologen, Politikwissenschaftler oder Ökonomen.