Forscher untersuchen die Bedeutung von Malen und kreativem Schreiben für den Menschen
Marburg 6.11.2012 (pm/red) Malen und Schreiben stellen ein wichtiges Potenzial der Kreativität des Menschen dar, das zur kulturellen Bereicherung und zur sinnerfüllten Lebensgestaltung in allen Lebensphasen beitragen kann. Sie sind wesentliche Bestandteile zwischenmenschlicher Kommunikation und Ausdrucksformen der Persönlichkeit. Wissenschaftler sind jetzt erstmals der Frage nachgegangen, warum Menschen zu Stift und Pinsel greifen. In dem Projekt ‚Malen und Schreiben in der Biographie‘ beleuchtet ein interdisziplinäres Team unter Leitung von Prof. Michael von Engelhardt, Institut für Soziologie, und Prof. Susanne Liebmann-Wurmer, Lehrstuhl für Kunstpädagogik, an der Universität Erlangen-Nürnberg, warum sowohl bildnerisches Gestalten als auch kreatives Schreiben von der Kindheit bis ins hohe Alter von essenzieller Bedeutung für den Menschen sind.
Sie untersuchen, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren malen und schreiben, in welchen Situationen, wie und mit welchen Mitteln sie das tun. Ein besonderes Interesse gilt dabei der Frage, welche Rolle bildnerisches Gestalten und kreatives Schreiben bei der Auseinandersetzung des Menschen mit sich selbst und mit seiner Umwelt spielen.
Die Ergebnisse machen deutlich, wie wichtig in der modernen Leistungsgesellschaft die Förderung des Potenzials von Malen und Schreiben für die Lebensgestaltung ist. In der Kindheit leisten Malen und Schreiben einen Beitrag zur Entwicklung von Sprache und Wahrnehmung, fördern Fantasie und Selbsttätigkeit und eröffnen den Zugang zur kulturellen Welt der Kunst und Literatur. Im Jugendalter erleben manche Heranwachsende wahre Kreativitätsschübe im Malen und Schreiben. Sie werden zu Aktivitäten, denen eine grundlegende Bedeutung bei ihrer Suche nach einer eigenständigen Identität zukommt.
Beim Übergang ins Erwachsenenalter nehmen diese kreativen Betätigungen häufig ab. Allerdings stellen Malen und Schreiben in dieser Altersphase oft einen wichtigen Ausgleich zu den Anforderungen in Beruf und Familie dar und helfen – wie in den anderen Lebensphasen auch –, Lebenskrisen und -umbrüche zu bewältigen. Nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Erwerbsleben gewinnen sie eine neue Bedeutung als bereichernde Tätigkeiten, die die Teilnahme am kulturellen Leben fördern und nicht selten der Rückbesinnung auf das vergangene Leben dienen.