Die Göttiner 18 – Experten zwischen Verantwortung und Interesse
Marburg 19.1.2013 (pm/red) Im Rahmen der Ringvorlesung des Zentrums für Konfliktforschung wird der Politikwissenschaftler Dr. Robert Lorenz (Göttingen) zum Thema ‚Die Göttinger 18 – Experten zwischen Verantwortung und Interesse‘ sprechen. Die Vortragsveranstaltung von am Montag, 21. Januar, beginnt um 18.30 Uhr im Raum +1/0010 im Hörsaalgebäude in der Biegenstraße. Im April 1957 wagten 18 Kernphysiker den Gang in die Öffentlichkeit, indem sie in einem Appell die Bundesregierung dazu aufriefen, auf die geplante Beschaffung und Verwendung von Atomwaffen in der Bundeswehr zu verzichten. Die ‚Göttinger Erklärung‘ stieß auf große Resonanz und gilt seither als vorbildliches Beispiel für die Übernahme politischer Verantwortung von Wissenschaftlern für ihre Erkenntnisse.
Obwohl die Göttinger Erklärung im atompolitischen Diskurs eine Alternativposition formulierte und über die Risiken der Regierungspolitik aufklärte, ist sie dennoch zwiespältig zu bewerten: Denn zugleich setzten sich ihre Unterzeichner vorbehaltlos für die zivile Kernenergieforschung ein und verschwiegen die mit ihrem Berufsfeld verbundenen Risiken. Damit ist die Göttinger Erklärung ein gutes Beispiel für die Ambivalenz von Expertenwissen in der Politik.