Zum Erhalt des Alten Botanischen Gartens und der derzeitigen Diskussion in städtischen Gremien
Marburg 14.3.2013 (red) Wir veröffentlichen einen Gastbeitrag eines Marburger Bürgers:
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Entgegen allen Zusagen – unter anderem auf den Bürgerworkshops ab 2007 – den Alten Botanischen Garten (ABG) als einmaliges Kulturdenkmal zu erhalten, wird nun von einer zu schaffenden asphaltierten oder gepflasterten Durchquerung durch den ABG vom ehemaligen Brauereigelände zur geplanten neuen Uni-Bibliothek gesprochen.
Angeblich weil sonst ein behindertengerechter Zugang zur Bibliothek schwer möglich sei.
Hier kann nur wiederholt werden, was lange bekannt ist:
1.) Eine tägliche Mehrbelastung von bis zu 6.000 Menschen, die den ABG als abkürzende Wegverbindung queren, würde zu gravierenden Gehölzschäden – unter anderem durch Bodenverdichtung – führen und dem Gartendenkmal seine Funktion als Ruheoase für Mensch und Tier nehmen.
2) Laut avifaunistischem Gutachten aus dem Jahr 2008 wurden im Gartenbereich 93 Brut- bzw. Gast-Vogelarten gezählt, von denen 39 als gefährdete Arten auf der Roten Liste Hessen stehen und natürlich diesen Ruheraum benötigen.
3) Ein ähnliches Hauptergebnis ergaben auch die BürgerInnen-Campus-Workshops zum ABG. Dazu zitierte die Oberhessische Presse am 19.11.2007 den Gartendenkmalpfleger Horst Becker: „Der Botanische Garten soll aber ein Park des Lesens und der Ruhe sein und nicht ein Park zur Durchquerung.“
4) Dieses steht auch im Umweltbericht des Büro Bezzenberger zum Campus Firmanei Bebauungsplanentwurf: „Der Kernbereich des botanischen Gartens ist als Rückzugs- und Ruheraum gedacht.“
5) Die Agenda Verkehr hat auf der Sitzung vom 27.09.2012 ähnliche Bedenken geäußert, um einen Durchquerungsverkehr im ABG zu vermindern, und im Protokoll festgeschrieben.
Daß man – soweit bezüglich der Erreichbarkeit erforderlich – einen behindertengerechten Zugang vom Pilgrimstein direkt an und zur neuen Uni-Bibliothek schafft, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Nicht zuletzt dient die neu gebaute Brücke an der Johannes-Müller-Straße dazu, die Bibliothek als auch den Garten einfach und behindertengerecht erreichen zu können.
Am Rande sei noch erwähnt, dass das Gartendenkmal sicher auch eine grosse Rolle für den Erfolg des Antrages der Stadt für das UNESCO-Weltkulturerbe spielt. Durch eine nie vorhanden gewesene Durchschneidung verlöre es aber den Denkmalcharakter.
Seit zwei Jahrzehnten setzen sich BürgerInnen für den Erhalt der grünen Lunge Marburgs ein, haben sogar im Jahre 2000 ein von der oberen Denkmalbehörde anerkanntes Parkpflegewerk erstellen lassen. Das 200-jährige einmalige Gartendenkmal – eines der ältesten in Europa mit Bäumen aus allen Erdteilen – soll als Ruheraum für StudentInnen, BürgerInnen und die Tierwelt belassen werden.
Johannes Linn, Marburg, ist öffentlich bestellter und vereidigter Forstsachverständiger.
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