Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

14.11.2024 (pm/red) Mit vielfältig intergalaktischen Programmen samt neuer Musikshow können Besucher in Hessens größtem Planetarium ab  1. November 2024 wieder zu fernen Galaxien reisen. Am 23. Oktober haben Wissenschaftsminister Timon Gremmels und Direktor Martin Eberle …

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Zunehmende Kritik am Polizeieinsatz in Frankfurt – Offener Brief von Teilnehmenden

Marburg 5.6.2013 (red) In der Tradition der partizipativen und vielstimmigen Protestformen der Occupy! Bewegung fanden vom 29. Mai bis zum 02. Juni 2013 zum zweiten Mal die Blockupy Aktionstage in Frankfurt am Main statt. Höhepunkt der Veranstaltungen sollte eine Großdemonstration am Samstag den 1. Juni sein, an der sich rund 10.000 politisch bewegte Menschen beteiligten. Anders als geplant wurde der Protestzug vom Baseler Platz zur Europäischen Zentralbank jedoch bereits nach wenigen Hundert Metern von der Polizei beendet: Der vordere Teil der Demonstrierenden – sehr schwankende Angaben sprechen von mindestens 200 bis 1.000 Personen – wurde eingekesselt, es kam zum massiven Einsatz physischer Gewalt.
Der verantwortliche Einsatzleiter der Polizei, Harald Schneider, erklärte dazu auf einer Pressekonferenz am Montag, dass rund 500 „Autonome“ beobachtet worden seien, die „Schutzschilde“ (mit Styropor verstärkte Transparente) aus einem Lautsprecherwagen entluden. Außerdem wurden auf der Pressekonferenz Sturmmasken, Holzlatten, Plastikvisiere, mit Farbe gefüllte Glasflaschen und Regenschirme „mit nicht ungefährlichen Spitzen“ präsentiert. —>Ein Liveticker der Pressekonferenz ist online nachzulesen.

Demnach sei es die richtige Entscheidung gewesen, eine angeblich gewaltbereite Gruppe aus dem Demonstrationszug zu separieren. Diese Einschätzung wird nicht nur in großen Tageszeitungen wie —>der Frankfurter Rundschau oder auch —>der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kritisch gesehen.
Auch die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstration möchten sich von dieser Einschätzung der Geschehnisse in Frankfurt distanzieren. Einige von Ihnen habe dazu einen Offenen Brief gezeichnet, der hier in vollem Wortlaut veröffentlicht wird:

So war es nicht!

Gegen die Ausgrenzung gesellschaftlicher Opposition durch Polizei und Teile der Medien

Wir, politisch und sozial aktive Menschen aus dem Rhein-Main-Gebiet und TeilnehmerInnen der Demonstration des Blockupy-Bündnisses am 01.06.2013 in Frankfurt am Main, sehen uns angesichts der Darstellung der Polizei und ihrer teilweise immer noch unkritischen Verbreitung zu einer Stellungnahme veranlasst.
Wir widersprechen den Klischees, wonach die Polizei durch einige „Chaoten“ und „Randalierer“ gezwungen gewesen sei, Maßnahmen zur Herstellung von öffentlicher Ordnung, Gesetz und Sicherheit zu ergreifen. Auch wenn sich erfreulicherweise viele Tageszeitungen diesem Tenor nicht anschließen, droht vor allem durch Verlautbarungen der Polizei und deren unkritische Verbreitung in Teilen der Öffentlichkeit doch wieder dieses Bild zu entstehen. Aber es entspricht nicht den Tatsachen.
Wir, die VerfasserInnen und UnterzeichnerInnen dieses Briefes, haben an unterschiedlichen Orten an der Demonstration teilgenommen und über Stunden das Geschehen direkt verfolgt und teilweise dokumentiert.

Wir halten fest:
–    Der „schwarze“ Block war bunt.
–    Die „Vermummung“ bestand vor allem aus Sonnenbrillen und Regenschirmen.
–    Der unmittelbare Vorwand der Einkesselung von über 1000 Personen über insgesamt 9 Stunden war das Abbrennen von 3 bengalischen Feuern.
–    Der Vorwurf der „passiven Bewaffnung“ ist aberwitzig und – wie Urteile aus Berlin bereits zeigen – unendlich dehnbar. Schon der Ausdruck „passive Bewaffnung“ verdreht die Tatsachen: ein Styropor-Schild beispielsweise ist ein Schutz, keine Waffe.
–    Im Blockupy-Bündnis bestand erklärtermaßen Konsens, dass von den DemonstrantInnen keine Eskalation ausgehen sollte – entsprechend verhielten sich die DemonstrantInnen, und zwar sowohl außerhalb wie innerhalb des Polizeikessels.
–    Dagegen war das Verhalten vieler PolizistInnen in hohem Maße übergriffig und unmittelbar körperverletzend.
–    Polizeitrupps sind mehrfach (wie auch schon am Vortag) in die stehende Menschenmenge hineingestürmt und haben DemonstrantInnen überrannt und niedergeworfen.
–    Vor unseren Augen ist Menschen ohne Vorwarnung, ohne Beteiligung an einer Rangelei o.ä. und ohne, dass eine Gefahrensituation vorgelegen hätte, Pfefferspray aus unmittelbarer Nähe direkt ins Gesicht gesprüht worden (über die Erblindungsrate der Pfefferspray-Wirkung wird derzeit diskutiert).
–    Vor unseren Augen sind wehrlose DemonstrantInnen misshandelt worden, indem ihnen bspw. der Kopf nach hinten gezogen und Mund und Nase zugehalten worden ist. Einige brachen daraufhin zusammen. Sie sind nur Dank der Initiative von TeilnehmerInnen der Demonstration versorgt worden.
–    Vor unseren Augen ist Menschen, die an Armen und Beinen zur Personalienfeststellung davon getragen wurden, von den sie tragenden Polizisten in die Seite und in den Unterleib getreten worden.
–    Vor unseren Augen wurde Menschen der Hals verdreht und die Arme verrenkt..
–    Vor unseren Augen erhielten Menschen, die sitzenblieben, als sie von der Polizei aufgefordert wurden, aufzustehen, ohne Vorwarnung Faustschläge mit Protektorenhandschuhen ins Gesicht.
–    Die so vorgehenden PolizistInnen waren vermummt und insgesamt gibt es weder Namens- noch Nummerkennzeichnungen, so dass weder die Betroffenen noch wir als ZeugInnen die Möglichkeit hatten, diejenigen PolizistInnen zu identifizieren, die brutale körperliche Gewalt gegen Personen offenbar für ihre Dienstaufgabe halten.

Es geht hier nicht nur um das Recht auf freie Meinungsäußerung und Demonstration. Darüber hinaus geht es um das Recht auf körperliche Unversehrtheit derjenigen, die sich für gesellschaftliche Veränderungen engagieren und demonstrieren. Auf der Demonstration insgesamt, und insbesondere unter den betroffenen Eingekesselten und Verletzten, finden sich viele junge Menschen, jene also, die bekanntermaßen von den aktuellen sozialen Entwicklungen in Europa (Stichwort Jugendarbeitslosigkeit) besonders hart getroffen sind. Diese jungen Menschen – und mit ihnen viele andere Demonstrierende – auf das Klischee der irrationalen Störer zu reduzieren, ist nicht nur konkret unangemessen, es ist insgesamt politisch fahrlässig. Es verunglimpft Menschen, die sich um die krisenhaften Entwicklungen in unseren Gesellschaften in Europa sorgen und die sich deshalb engagieren. Und es behindert und diffamiert die dringend notwendige gesellschaftliche Debatte über eine Neuausrichtung der europäischen Politik in der Perspektive sozialer Partizipation und demokratischer Inklusion.

Dr. Stefanie Hürtgen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialforschung Frankfurt am Main.
Dr. Isolde Ludwig, Mitarbeiterin des DGB-Bildungswerks Hessen
Dr. Thomas Sablowski, Mitarbeiter des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa Luxemburg Stiftung
Dr. Nadja Rakowitz, Geschäftsführerin des Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte.
Kirsten Huckenbeck, Redakteurin und Lektorin, Lehrbeauftragte an der Fachhochschule Frankfurt am Main, Bildungsreferentin
Dr. Margit Rodrian Pfennig, Goethe Universität Frankfurt am Main.
Michael Hintz, Buchhändler und Lehrbeauftragter an der Europäischen Akademie der Arbeit und der Fachhochschule Frankfurt am Main.
Michael Burbach, Frankfurt.
Kristina Weggenmann, Diplompädagogin
Dr. Bernhard Winter, Mitglied des Vorstands des Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte.
Ralf Kliche, Lehrer an der Schule für Erwachsene Dreieich.
Dr. Jürgen Behre, Maintal.
Martin Dörrlamm, Sozialarbeiter Frankfurt am Main.
Edgar Weick, Frankfurt
Hagen Kopp, Aktivist der Gruppe „kein mensch ist illegal“, Hanau.
Katharina Vester, Frankfurt am Main.
Petra Scharf, Mitglied im Ortsbeirat 6, Frankfurt am Main.
Tilo Podstatny-Scharf, Frankfurt am Main.
Tino Petzold, Goethe-Universität Frankfurt.
Dr. Sebastian Schipper, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Humangeographie Frankfurt/Main
Dr. Christian Scholl, Université Catolique de Louvain
Dr. Claudia Wucherpfennig, Frankfurt a.M.
Maja Volland, Universität Marburg – Institut für Politikwissenschaft, Lehrstuhl für Internationale Beziehungen
Maren Kirchhoff, Wissenschaftliche Hilfskraft, Institut für Politikwissenschaft, Universität Marburg
Achim Lotz, Die LINKE, KV Frankfurt
Christian Becker,  Geschäftsführer Arbeit und Leben Franfurt/M
Mathias Rodatz, Institut für Humangeographie, Universität Frankfurt, Engagierte Wissenschaft e.V., Leipzig
Dr. Andreas Wulf, medico international
Heike Rösch, Diplom Sozialpädagogin, Bereichsleiterin Jugendhilfe an Schulen
Ulrich Raiss, Frankfurt am Main
Dr. Brigitta Simbürger, Dozentin und Lehrbeauftragte Frankfurt am Main.
Marion Funk, Gesundheits- und Sozialökonomin, Stadt Frankfurt
Walburg Werner, Tübingen
Johannes Winter, Frankfurt
Fabian Rehm, Gewerkschaftssekretär, ver.di Hessen
Pfarrer Dr. Hans Christoph Stoodt, Frankfurt, Anti-Nazi-Koordination
Dr. med. Michael Wilk, Wiesbaden
Tim Gerike, Darmstadt, Redaktion der Rote Hilfe Zeitung (RHZ)
Dieter Hooge (ehem. Landesvorsitzender des hessischen DGB), Frankfurt
Susanne Bötte, Frankfurt.
Katinka Poensgen, IG Metall.
Petra Laubenstein, Frankfurt
Wolfgang Barth, Frankfurt.
Johannes Maaser, AG Sozialpsychologie der Phillips-Universität Marburg.
PD Dr. Johannes Becker, Geschäftsführer des Zentrums für Konfliktforschung der Philips-Universität Marburg.

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