Marburger Mediengewerkschafter mit 150 Jahren Vereinsgeschichte
Marburg 25.6.2013 (pm/red) „Demnächst kämpfen wir wieder gemeinsam, aber heute feiern wir gemeinsam“ – Ortsvereinsvorsitzende Gerty Poletti wollte keinen Zweifel aufkommen lassen. „150 Jahre Gewerkschaft, das bedeutet für die Marburger Drucker, Setzer und sonstigen Medienschaffenden in der Gewerkschaft ver.di nicht nur, an die Errungenschaften der Vorkämpfer zu erinnern und sich an dem Erreichten zu erfreuen; es heißt auch, sich für kommende Auseinandersetzungen zu wappnen.“ Und so trat bei der Jubiläumsfeier am 22. Juni 2013 neben heitere Feierlaune und freudigen Stolz auch ein wenig Nachdenklichkeit.
Das Erkämpfte bewahren zog sich als Leitgedanke durch die Beiträge aller Redner, die zusammen mit den Ortsvereinsmitgliedern im Vereinsheim der Afföllergemeinde in Marburg feierten. „Man kann sich nur wundern, mit was für Arbeitsverhältnissen sich Gewerkschafter heute wieder auseinandersetzen müssen“, sagte etwa Marburgs Oberbürgermeister Egon Vaupel in seinem persönlich gefärbten Grußwort, in dem er die Solidarität der organisierten Beschäftigten rühmte.
Er staune, dass es bisher nur punktuell zu Arbeitskämpfen und Konflikten komme, bekannte der Rathauschef, der selbst der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft angehört. Es gelte künftig, noch mehr als bisher auch über nationale Grenzen hinweg zusammenzustehen, gab er den Anwesenden für die kommenden Jahre mit. Diesen Gedanken griff auch Pit Metz vom Kreisverband des DGB auf. Er erinnerte an die nationalsozialistische Gleichschaltung der Gewerkschaften vor 80 Jahren und zog daraus die Folgerung, die Arbeiterbewegung dürfe sich nicht auseinander dividieren lassen.
Zuvor hatte Gerty Poletti in ihrer Begrüßung die Geschichte des Vereins Revue passieren lassen: Das erstmalige Erscheinen der weltweit ältesten Gewerkschaftszeitung ‚Korrespondent‘ im Jahr 1863 gab den Anstoß, in zahlreichen Städten Arbeiterassoziationen der Drucker und Setzer zu gründen, so auch in Marburg. Landesfachbereichsleiter Manfred Moos schließlich ging auf aktuelle Aufgaben ein. So gebe es auch im Bezirk Mittelhessen weiterhin Betriebe, die sich nicht der Tarifbindung unterwerfen. „Der Marsch in den Niedriglohnsektor muss gestoppt werden“, gab Moos als Losung aus.
Nach einer szenischen Darstellung der Gründungsversammlung genossen die Gewerkschafter und ihre Gäste anschließend bei strahlendem Sonnenschein Speis und Trank sowie die Musik der Formation ‚Shake hands‘. Schließlich gehört gemeinsam feiern für Gewerkschafter dazu. Erneut Druck machen müssen sie früh genug.