DGB: Ausbildung in Mittelhessen muss zum Markenzeichen werden
Das Fazit aus dem letzten Ausbildungsjahr ist aus Sicht des DGB relativ einfach: Sinkende Ausbildungsstellen bei steigender Bewerberzahl, so der bundesweite Trend. Zwar stagnierten die Zahlen im Landkreis Marburg-Biedenkopf im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch standen im letzten Bewerberjahr 2.022 Bewerbern nur 1.664 Stellen gegenüber.
„Besorgniserregend ist aber auch, dass immer mehr junge Azubis ihre Ausbildung vorzeitig abbrechen“, sagt Alexander Wagner. Wagner ist Jugendbildungsreferent beim DGB Mittelhessen. Er bezieht sich auf den aktuellen Ausbildungsreport der DGB-Jugend. Dafür werden jedes Jahr in ganz Hessen tausende junger Azubis nach ihren Erfahrungen befragt. 2012/ 2013 wurde jedes fünfte Ausbildungsverhältnis vorzeitig gelöst. Besonders dramatisch ist demnach die Situation im Gastronomiegewerbe: 31,4 Prozent der Hotelkaufleute, 49,4 Prozent der Köche und 51 Prozent der Restaurantfachleute brechen ihre Ausbildung ab. „Die Gründe sind hausgemacht“, sagt Wagner. „Überstunden, zehn Arbeitstage am Stück, Wechsel von der Spät- in die Frühschicht – die Palette von Arbeitszeitverstößen und Verstößen gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz ist lang“.
„Wir können nur vor einem Übergreifen des hessenweiten Trends auf den Landkreis warnen“, sagt Matthias Körner. Der DGB-Geschäftsführer verweist darauf, dass die Region Mittelhessen ein starkes Interesse an gut ausgebildeten Fachkräften hat. Vermehrte Ausbildungsabbrüche und in der Folge womöglich ein Abwandern aus der Region wären auch unter strukturpolitischen Gesichtspunkten fatal. „Fachkräftesicherung beginnt mit guter Ausbildung. Deshalb muss die Ausbildung in Mittelhessen und in seinen Landkreisen zum Markenzeichen für die Region werden“.
So wie die guten und bundesweit bekannten mittelhessischen Hochschulen ein regionales Aushängeschild seien, so müssen es auch die Ausbildungsbetriebe werden. Um dies sicherzustellen, müssten die Kammern ihrer Aufsichtsverantwortung stärker nachkommen und bei Ausbildungsverstößen aktiv werden. Weit wichtiger aber wäre eine Qualitätsoffensive. Nach den Vorstellungen des DGB sei für die Region ein Modellprojekt denkbar, in dem die Ausbildungsqualität durch eine Ausweitung des Berufsschulunterrichts gesteigert wird. Für Berufsschüler mit Schwierigkeiten könnte in diesem Rahmen begleitende Hilfe angeboten werden. Für alle anderen könnte ein die Ausweitung des Berufsschulunterrichts mit dem Erwerb eines höheren Schulabschlusses verbunden werden.