Lernen für den großen Wandel? – Die Reihe „Globales Lernen“ als Kooperation von vhs und Weltladen Marburg ist gestartet
130331 (red) Gastbeitrag von Lydia Koblofsky „Was ist und was will Globales Lernen?“ fragte Georg Krämer in seinem Vortrag im Rahmen der vhs Reihe „Globales Lernen“, die am 29. März im Marburger Rathaus eröffnet wurde. Er beantwortet diese Frage mit einem Definitionsvorschlag, da Globales Lernen kein einheitliches Konzept ist, das sich auch von Begriffen wie „entwicklungspolitische Bildung“, „interkulturelles Lernen“ oder „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ nicht trennscharf abgrenzen lässt: „Globales Lernen unterstützt den Erwerb von Kompetenzen, die wir brauchen, um uns in der Weltgesellschaft – heute und in Zukunft – zu orientieren und verantwortlich zu leben.“
Wie kann eine solche weltverantwortliche Bildung aussehen?
Können Bildung und Erziehung überhaupt zu einer Umgestaltung unserer Weltgesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit beitragen?
Unter welchen Bedingungen kann Lernen persönliche und gesellschaftliche Veränderungen bewirken?
Wie gestaltet sich das konkret in unterschiedlichen Bildungszusammenhängen?
Diese Leitfragen ziehen sich als roter Faden durch die gesamte vhs Reihe. Jeder Vortrag richtet den Blick auf andere Zielgruppen oder Bildungszugänge: im zweiten Vortrag steht die Schule als wichtige formelle Bildungsinstitution im Mittelpunkt. Es folgt die Auseinandersetzung mit Globalem Lernen im Freizeitkontext, in der Kita und im Kindergarten, an der Universität, im Freiwilligendienst, im zivilgesellschaftlichen Engagement und in der Volkshochschule.
Globales Lernen ist jedoch nicht nur ein thematischer Zugang zu globalen Fragen und Herausforderungen, sondern ein pädagogisches Konzept, das Lernen mit „Kopf, Herz und Hand“ anstoßen möchte. Auch die vhs Reihe in Marburg ermöglicht nicht nur kognitives sondern auch emotionales Verstehen und eigenes Handeln: die sachorientierten Abendvorträge werden jeweils durch einen Praxisworkshop am Wochenende ergänzt, der einen thematischen Bezug zum Vortrag hat. Denn auch das „Aktiv werden“ für globale Gerechtigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil des Globalen Lernens, das sich auf das Kompetenzmodell „Erkennen – Bewerten – Handeln“ bezieht.
Dieser Gedanke spielte im Einführungsvortrag von Georg Krämer eine wichtige Rolle: die Erkenntnis, dass ich die Möglichkeit habe, „an kleinen Rädchen zu drehen“, kann den Umgang mit Ungerechtigkeiten und daraus resultierenden Frustration erleichtern. Vorbilder und Bündnisse mit Anderen, die sich für eine bessere Welt einsetzen, sind ein weiterer Schlüssel für „transformatives Lernen“, so Georg Krämer.
Letztendlich wird es weder reine Wissensvermittlung noch eine sogenannte „Betroffenheitspädagogik“ schaffen, bei den Lernenden Perspektivwechsel, Empathie und Solidarität zu erzeugen – Voraussetzungen für oder Prozesse des Globalen Lernens.
Dass Globales Lernen kein abgeschlossener pädagogischer Ansatz mit fertigen Antworten ist, zeigen die vielen spannenden Fragen, die sich Menschen in der Bildungsarbeit immer wieder stellen müssen. Der Austauschraum über diese Fragen, wie ihn die vhs Reihe in diesem Sommersemester bietet, kann für die eigene Bildungsarbeit, aber auch für uns persönlich als Weltbürgerinnen und -bürger ausgesprochen bereichernd sein. Und aus diesem Austausch werden viele Antworten hervorgehen – und viele neue Frage. Die vhs und der Weltladen Marburg freuen sich auf eine anregende und diskussionsreiche Veranstaltungsreihe! Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, mitzudenken, mitzudiskutieren und mitzumachen.