Kulturdenkmäler in Marburg IV: Hörsaalgebäude mit Auditorium Maximum
140411 (red) Den beiden derzeitigen Großbaustellen von Stadthalle und Ernst von Hülsen-Haus auf der östlichen Seite der Biegenstraße gegenüber finden sich zwei herausragende Bauwerke der Philipps-Universität. Das Verwaltungsgebäude der Universität und das Hörsaalgebäude manifestieren den Einzug der Moderne in Gestalt der Bauweise der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Marburg. Weitere wichtige Bauzeugnisse aus der Ausbauphase der Marburger Uni finden in Gestalt des Savignyhauses in der Universitätsstraße und mit dem Studentenhauses/Mensa am Erlenring.
In der Biegenstraße kommt ein für Marburg einzigartiger Zusammenklang öffentlicher Bauwerke und Nutzungen hinzu. Zu den beherrschenden Bauwerken der Universität gesellen sich die Stadthalle und die katholische Pfarrkirche St.Peter und Paul. Damit wird im Stadtbild von Marburg in einmaliger und prägnanter Art und Weise ein großer Platzbereich als Agora markiert. Dies wird derzeit durch die Gestaltung der Biegenstraße als zerschneidende Achse ignoriert und mit starker KFZ-Belastung erheblich gestört. Im Anschluss an die bauliche Erweiterung der dem Hörsaalgebäude gegenüber liegenden Stadthalle sollen diesbezüglich Korrekturen vorgenommen werden.
Allein schon die publikumsintensive Nutzung des Hörsaalgebäudes, wie auch der Stadthalle, würde es nahe legen dieses ‚Biegenkarree‘ in Marburg, zumal vom Kunstmuseum im Ernst von Hülsen-Haus und der Friedrich-Ebert-Schule von weiteren wichtigen Gebäuden mit öffentlicher Nutzung umgeben, als moderne Agora städtebaulich zu artikulieren und würdigen.
In der jüngst in Buchform vorgestellten Denkmaltopographie Marburg II finden die meisten dieser Gebäude als Kulturdenkmäler gewürdigt. Im Folgenden wird die textliche Beschreibung des Hörsaalgebäudes veröffentlicht:
1960-64 durch das Staatliche Universitätsbauamt Marburg errichteter längsrechteckiger Bau zu drei Geschossen. Das Gebäude ist in Stahlbetonskelettbauweise errichtet worden. Die innovative Konstruktion äußert sich im Aufbau, der auf die Funktion des Gebäudes ausgerichtet ist: Die elf Hörsäle bilden einen Block, der mit Natursteinplatten verkleidet ist. Diesen umgeben die verglasten Flure und Treppenaufgänge, hier tragen runde Stützen die Decken. Dadurch besitzt die aus Glas in Leichtmetallrahmen bestehende Außenhülle keine tragende Funktion.
Anthrazitfarbene Bleche bilden Gurtgesimse und ein den Bau nach oben abschließendes breites Band. Dahinter erhebt sich das flache Satteldach, dieses bedingt die große Raumhöhe des Auditorium Maximum mit seinen ansteigenden Rängen. Im Innern an einer Wand des Kernbaus in der zweiten Etage ein Relief von Fritz Wotruba. Es zeigt 13 vertikale Figuren.
Kulturdenkmal aus baugeschichtlichen und im Zusammenspiel mit der qualitätvollen platzbildenden Bebauung der 1950/60er Jahre aus städtebaulichen Gründen.
—>Beitrag: Kulturdenkmäler in Marburg III: Der Alte Botanische Garten