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Studierende kritisieren Kongress ‚Sexualethik und Seelsorge‘ in Kassel

Aufforderung an die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) und an ihr Diakonisches Werk.
140522 Angesichts des Kongresses ‚Sexualethik und Seelsorge‘ vom 22. Mai bis 24. Mai 2014 in Kassel des „volksmissionarischen und seelsorgerlichen Fachverbandes“ Weißes Kreuz e.V., fordern AStA und Studierendenparlament der Philipps-Universität Marburg diesen Kongress zu verhindern. In einer Pressemitteilung informieren die Studierenden über ihre Beschlussfassung und deren Gründe. Das Studierendenparlament (StuPa) der Philipps-Universität Marburg hat am 14. Mai einstimmig beschlossen: Wir, das 49. Studierendenparlament der Philipps-Universität Marburg, fordern die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) und ihr Diakonisches Werk auf, dem geplanten Kongress ‚Sexualethik und Seelsorge‘ vom 22. Mai bis 24. Mai 2014 in Kassel keinerlei Unterstützung zu gewähren.

Des Weiteren fordern wir die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) und ihr Diakonisches Werk zu einer kritisch – reflektierten Auseinandersetzung mit den sexistischen, homophoben und religiös – fundamentalistischen Inhalten und Positionen des geplanten Kongresses auf und erwarten eine öffentliche Distanzierung vom geplanten Kongress und seinem Veranstalter.

Gegen Sexismus, Homophobie und religiösem Fundamentalismus

Sexismus, Homophobie und religiösem Fundamentalismus dürfen weder im Öffentlichen noch im Privaten Raum gegeben werden. Somit darf auch dem oben genannten Kongress und seinem Veranstalter kein Dach unter der EKD und dem Diakonischen Werk geboten werden. Das Weiße Kreuz e.V. – organisiert im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) – versucht erneut öffentlichkeitswirksam seine antihomosexuelle und homophobe Sexualethik und Seelsorge im Gewand eines pseudowissenschaftlichen Kongresses zu propagieren. Die VeranstalterInnen sind eifrige Verfechter von pseudowissenschaftlichen Reorientierungs- bzw. Reparativtherapien.

Zahlreiche TeilnehmerInnen sind Teil der evangelikalen Bewegung. Für Evangelikale dient die patriarchalische Familie als Grundmuster für sämtliche Lebensbereiche, Homosexualität wird als „schöpfungswidrige Anomalie“ verworfen.

Der Kongressveranstalter Weißes Kreuz e.V. ist ein „volksmissionarischer und seelsorgerlicher Fachverband“ des Diakonischen Werkes in der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD). Die antihomosexuellen, homophoben Einstellungen und Überzeugungen des Weißen Kreuzes e.V. sind dem Diakonischen Werk und der EKD seit vielen Jahren zur Kenntnis gebracht, ohne das notwendige Konsequenzen erfolgen würden. Dies ist ein Skandal!

Dazu ist festzustellen, dass Lesben und Schwule mit evangelikalem Glaubenshorizont ihre sexuelle Orientierung oftmals nicht stimmig mit den Glaubensnormen erleben, die sie von der evangelikalen Theologie vermittelt bekommen. Durch evangelikale Einstellungen und Überzeugungen, wie Homosexualität sei eine „schöpfungswidrige Anomalie“ oder „der biblische Befund beurteile gelebte Homosexualität eindeutig als Sünde“ werden homosexuelle Menschen massiv unter Druck gesetzt. Evangelikale Seelsorger_innen suggerieren den Betroffenen zusätzlich – ohne jeglichen wissenschaftlichen Beleg – ihre homosexuelle Orientierung würde mit psychischen Störungen, Kriminalität, Krankheit und Suizid korrelieren. Dabei macht die moderne Sexualwissenschaft bereits seit den 70er Jahren darauf aufmerksam, dass psychologische und psychiatrische Therapien der Homosexualität die Lage homosexueller Menschen verschlechtern.

Die Bundesärztekammer teilte in einer Pressemitteilung vom 22.10.2013 mit: „Homosexualität ist keine Erkrankung und bedarf deshalb keiner Heilung.“

Die Bundesregierung antwortete 2008 auf eine Kleine Anfrage: „Die Bundesregierung vertritt weder die Auffassung das Homosexualität einer Therapie bedarf, noch das Homosexualität einer Therapie zugänglich ist.“

Die „Ich-dystone Sexualorientierung“wird im ICD 10 (International Classification of Deseases) wie folgt definiert: „ Die Geschlechtsidentität oder sexuelle Ausrichtung (heterosexuell, homosexuell, bisexuell oder präpubertär) ist eindeutig, aber die betroffene Person hat den Wunsch, dass diese wegen begleitender psychischer oder Verhaltensstörungen anders wäre und unterzieht sich möglicherweise einer Behandlung, um diese zu ändern.“

Diese Klassifikation bezieht sich ebenso auf eindeutige heterosexuelle, bisexuelle und präpubertäre sexuelle Ausrichtungen mit Leidensdruck. Bei dieser Diagnose ist weder die Geschlechtsidentität noch die sexuelle Ausrichtung auffällig sondern der Wunsch diese aufgrund des Leidensdruckes zu ändern!

Das 49. Studierendenparlament der Philipps Universität Marburg fordert die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) und ihr Diakonisches Werk auf klar zustellen, dass unter ihrem Dach Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus vorhanden ist! Wir fordern EKD und Diakonisches Werk auf, dem homophoben Treiben unter ihrem Dach umgehend ein Ende zu machen!
Der AStA Marburg schließt sich dieser Forderung geschlossen an.

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