Künstlerkolonie Mathildenhöhe auf offizieller Vorschlagsliste für UNESCO-Welterbe
140613 (pm/red) Die Kultusministerkonferenz hat heute beschlossen, die Künstlerkolonie Darmstadt Mathildenhöhe auf die offizielle Vorschlagsliste Deutschlands für künftige UNESCO-Welterbestätten zu setzen. Mit der offiziellen Aufnahme sei der Welterbe-Status dieser einzigartigen Künstlerkolonie in greifbare Nähe gerückt, artikulierte Kunst- und Kulturminister Boris Rhein. „Die Kultusministerkonferenz würdigt damit die weltweite Bedeutung der Mathildenhöhe als Zentrum des Jugendstils. Die Künstlerkolonie ist ein Markstein in der Entwicklung der Künste und Architektur auf dem Weg in die Moderne des 20. Jahrhunderts und gilt darüber hinaus zugleich als hervorragendes Beispiel eines architektonisch geschlossenen Bauensembles.“
Großherzog Ernst Ludwig von Hessen hatte die Darmstädter Künstlerkolonie 1899 ins Leben gerufen, um die damals als rückständig geltende Industrie mit kreativen Ideen zu inspirieren. Das Konzept ging auf, die hessische Kunstgewerbe- und Möbelindustrie nahm in den folgenden Jahren bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges einen deutlichen Aufschwung. Auf der Mathildenhöhe entstanden beispielsweise das Atelierhaus als Mittelpunkt der Künstlerkolonie sowie als sichtbares Wahrzeichen der Hochzeitsturm. Außerdem hatten die sieben Künstler – Peter Behrens, Rudolf Bosselt, Paul Bürck, Hans Christiansen, Ludwig Habich, Patriz Huber und Joseph Maria Olbrich die Möglichkeit, eigene Häuser zu bauen. Die Mathildenhöhe gilt als das kunsthistorisch bedeutendste und wertvollste erhaltene Jugendstil-Ensemble in Deutschland. Ihre Arbeiten präsentierten die Künstler bis zum Ende der Kolonie 1914 in insgesamt vier Ausstellungen.
Nach den UNESCO-Kriterien darf jeder Vertragsstaat pro Jahr eine potentielle Welterbestätte benennen. Voraussetzung dafür ist unter anderem der Nachweis des außergewöhnlichen universellen Wertes (OUV). Zudem muss das potentielle Welterbe eine Lücke in der Reihe der bereits als Welterbe benannten Stätten schließen. Nach Auffassung des international besetzten Fachbeirates erfüllt die Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt diese Kriterien in vollem Umfang. Die Kultusministerkonferenz hat deshalb jetzt beschlossen, die Bewerbung aus Hessen für das Jahr 2019 als Deutschen Beitrag auf die offizielle Vorschlagsliste, die sogenannte Tentativliste zu setzen.
„Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe hat das Potential, die siebte Welterbestätte in Hessen zu werden. Die Entscheidung der Kultusministerkonferenz unterstreicht einmal mehr die kulturhistorische Bedeutung Hessens mit seinen herausragenden Zeugnissen der Geschichte der Menschheit und der Natur“, so Kunst- und Kulturminister Boris Rhein abschließend.
Marburger Bewerbung nicht berücksichtigt
Der Kultusministerkonferenz lagen insgesamt 31 Bewerbungen aus den Bundesländern vor. Neun Bewerbungen, darunter die aus Darmstadt zur Mathildenöhe, wurden befürwortet und damit auf die sogenannte ‚Tentativste“ gesetzt. 22 Bewerbungen erfüllten die Voraussetzung nicht und wurden abgelehnt. Darunter befindet sich auch die gemeinsame Bewerbung aus Marburg und Tübingen. Präzise Informationen liegen der Redaktion von das Marburger. auf telefonische Nachfrage noch nicht vor, weil derzeit gerade die Pressekonferenz der Kultusministerkonferenz in Bonn stattfindet. Es sieht jedoch ganz und gar danach aus, dass die Marburger Bewerbung gescheitert ist.
Für den Eintrag in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt werden seitens der KMK vorgeschlagen:
• Höhlen der ältesten Eiszeitkunst (Schwäbische Alb)
• Jüdischer Friedhof Altona Königstraße
• Wasserbau und Wasserkraft, Trinkwasser und Brunnenkunst in Augsburg
• Künstlerkolonie Mathildenhöhe Darmstadt
• Die SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz
• Alte Synagoge und Mikwe in Erfurt – Zeugnisse von Alltag, Religion und Stadtgeschichte zwischen Kontinuität und Wandel
• Alpine und voralpine Wiesen- und Moorlandschaften (Historische Kulturlandschaften im Werdenfelser Land, Ammergau, Staffelseegebiet und Murnauer Moos, Landkreis Garmisch-Partenkirchen)
—> Bericht Marburger Bewerbung um UNESCO-Welterbe gescheitert