Digitale Briefedition führt erstmals die gesamte Korrespondenz des Romantikers August Wilhelm Schlegel zusammen.
140623 Bisher unveröffentlichte Briefe des Frühromantikers August Wilhelm Schlegel liegen seit Anfang Juni in einer Online-Edition vor. Wenn diese im Jahr 2017 abgeschlossen sein wird, soll die Edition etwa 4.500 Briefe von und an den Schriftsteller umfassen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat das Gemeinschaftsprojekt unter Marburger Federführung bislang mit einer Gesamtsumme von 400.000 Euro gefördert.
August Wilhelm Schlegel (1767–1845) wirkte als Übersetzer, Kritiker und Philologe. „Vor allem war er ein wichtiger Vermittler romantischen Denkens in die bürgerliche Öffentlichkeit“, erklärt der Philologe Dr. Jochen Strobel von der Philipps-Universität, der das Editionsprojekt leitet. Zeitlebens führte Schlegel rege Briefkorrespondenz mit Hunderten von Künstlern, Gelehrten und Politikern in ganz Europa.
Die Projektpartner aus Marburg, Dresden und Trier machen es sich zur Aufgabe, die zirka 2.350 bereits gedruckten, jedoch auf 140 Publikationen verteilten Briefe und die etwa 2.150 bislang nur handschriftlich überlieferten Schreiben von und an August Wilhelm Schlegel in einer digitalen Edition zusammenzuführen. Ein großer Vorteil gegenüber einer gedruckten Version ist die durchsuchbare und mit zusätzlichen Informationen ausgestattete Online-Datenbank. „Ein Nutzer soll gezielt nach bestimmten Inhalten, Briefschreibern oder Namen suchen können und mittels unserer differenzierten Suchfunktion genau die Treffer aufgelistet bekommen, mit denen er weiterarbeiten kann“, führt Projektmitarbeiterin Dr. Claudia Bamberg aus. Die Online-Plattform bietet Transkriptionen, also Übertragungen der bislang nur handschriftlich überlieferten Brieftexte und Druck-Volltexte, die sich automatisch durchsuchen lassen, Handschriften- und Druckdigitalisate sowie Metadaten, die eine Einordnung von größeren Textmengen ermöglichen. Für die Nutzer ist darüber hinaus die integrierte Schnittstelle zum Autographenportal ‚Kalliope‘ hilfreich.
Ein weiteres Projektziel ist es, am gegenwärtigen Standardisierungsprozess für digitale Editionen mitzuwirken. „Längst schon haben potenzielle Nachnutzer Interesse an unserem ausgefeilten Workflow gezeigt“, erklärt Strobel. Die philologische Bearbeitung, die Entwicklung und Definition technischer Parameter sowie die Nutzung von Konventionen der bibliothekarischen Erschließung werden eng miteinander verzahnt und immer wieder optimiert. Hierfür arbeitet die Philipps-Universität mit der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) und dem Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften der Universität Trier zusammen.