Das ‚Frühwerk der Frischlinge‘ erweist sich als Kunstgrube – 13. Nacht der Kunst offenbart Masterliches
29.6.2014 (yb) Die 13. Nacht der Kunst in Marburg hatte vieles im Angebot. Kunstpräsentation, Atelier- und Werkstatteinblicke, Begegnungen und Gespräche und eine gelungene und hervorzuhebende Ausstellung im Kunstmuseum Marburg, das zu diesem Anlass die ansonsten wegen der Umbauarbeiten geschlossenen Türen öffnete. In bestem Zusamenwirken von Institut für Bildende Kunst und Kunstmuseum wurde ein Ansatz entfaltet, der es in sich hatte. Im Kern war diese Ausstellung eine Präsentation von Masterarbeiten von Studierenden, also Absolventen des Instituts für Bildende Kunst. Es war eine treffliche Enstscheidung eine stattliche Anzahl von Abschlußarbeiten auszustellen. Für die Absolventen war es eine besondere Chance in einem Kunstmuseum ausgestellt zu werden. Für das Kunstmuseum war es ein frisches und freches Experiment, das unbedingt gelungen ist.
Helmi Ohlhagen und Eckhard Kremers hatten nicht ohne Hintersinn und Ironie tituliert: Die Ausstellung ‚Erste Bilder – das Frühwerk der Frischlinge‘ offenbarte Malereien, grafische Arbeiten und anderes, nicht wenige bemerkenswert elaboriert. So konnte Christoph Otterbeck, Direktor des Marburger Kunstmuseum in bester Laune begrüßen und zusammen mit Tillmann Damrau, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Bildende Kunst, in dieses Projekt einführen.
In Textgestaltungen an den Wänden gab es es eingangs und ausgangs Konzeptionelles zu lesen. Wie die Masterstudierenden Doppeltes zu lernen und leisten haben. Aneignung künstlerischer Techniken, seien es Grafik, Fotografie, Malerei, Konzeptkunst oder Plastik und Auseinandersetzung mit ‚Künstlerischer Konzeption‘. Für beides steht diese Ausstellung, also künstlerische Produktion und deren Präsentation.
Kunstbezogene Reflexion und Kunstpräsenation sind mithin trefflich vereint worden. Zugleich wurde unbedingt anschaulich, dass die Studierenden im Masterstudiengang keinesfalls ‚zwischen Baum und Borke‘ herumlaborieren, vielmehr sich grundständig und weitgehend künstlerisch betätigen und Kunstwerke vorzuweisen haben.
Diese ‚Ersten Bilder‘ wollten ausgestellt sein. Das ‚Frühwerk‘ in der Nacht der Kunst offenbarte Potential. Die ‚Frischlinge‘, ob Natalja Prihara, Annika Raithel, Katharina Fondis oder andere hier namentlich nicht genannte, zeigten sich als beachtenswerte Masterabsolventen. Dass sie Kunstwerke schaffen können, war unübersehbar. Ob ihr weiterer Weg sie dorthin führen wird, ist vorstellbar und wird sich zeigen.
Dass am Marburger Institut für Bildende Kunst mit dem neuen Masterstudiengang Potentiale gefördert und womöglich verheißungsvolle Kunstschaffende hervorgebracht werden, ist ein erfreulicher Befund. In dieser 13. Nacht der Kunst haben Frischlinge und Kunstfreunde einen großen Bahnhof erleben können. Die Baustelle Ernst von Hülsen-Haus wurde zur vitalen, quirrligen und angesagten Kunststation. Bitte weiter so. An alle Beteiligten.
Alle Fotografien Hartwig Bambey © 2014.