Fotoausstellung für selbstverwaltete Wohnräume und symbolische Besetzung am 2. August
Marburg 140730 (pm/red) Die Wohnungsnot in Marburg beschäftigt viele Köpfe und Initiativen. Inzwischen gibt es Aktivitäten und Finanzmittel, um neue Sozialwohnungen zu bauen. Neben dem ‚Runden Tisch Preiswerter Wohnraum‘ in Regie der Stadt gibt es einen ‚Alternativen Runden Tisch‘. Von diesem wird für kommenden Samstag, 2. August, zu einer Aktion aufgerufen, bei dem Alternativen und Forderungen konkret anschaulich werden sollen. Ort des Geschehens soll die Wiese vor dem ehemaligen Arbeitsgericht sein. Diese ist als Baugelände für neue Studentenwohnungen in Beplanung. Nachstehend die Pressemitteilung zu der Aktion in der ersten Ferienwoche:
Wem gehört die Stadt? Bei dieser Frage geht es nicht nur um die immer dramatischeren Auswirkungen des kapitalgetriebenen Wohnungsmarktes, um knappen Wohnraum und steigende Mieten; sondern es geht auch um die Nutzung von öffentlichem Raum allgemein, um Ressourcenzugänge und ein diskriminierungsfreies Zusammenleben in einem Raum, der kollektiv und kontinuierlich durch seine Bewohner*innen ausgehandelt und definiert wird. Wir sind alle an der Produktion und Reproduktion dieser Stadt und was sie ausmacht beteiligt. Und wir haben das Recht darüber zu entscheiden, was wo und wie entstehen soll.
Die Stadtverwaltung sieht dieses Beteiligungsrecht in dem von ihr einberufenen Runden Tischen verwirklicht. Die Stadt bevorzugt es – ebenso wie die Universität und vor allem auch die private Immobilienbranche – Planungsvorhaben intransparent und anweisend statt wirklich öffentlich und aushandelnd – durchzusetzen. Die Stadtpolitik spielt die verschiedenen Interessengruppen in der Wohnraumdebatte gegeneinander aus. Mit der Universität als wichtigem Standortfaktor ist es für das Management der Stadt lukrativer das studentische Wohnen zu fördern als zentral gelegene Sozialwohnungen zu bauen.
Neue Sozialwohnungen entstehen stattdessen auf dem Richtsberg, werden also am Stadtrand gebaut – schlecht angebunden und kein Störfaktor fürs marktkonforme historische Stadtbild. Wohnraum wird leider vor allem nach Einkommen verteilt und so wird der Entscheidungsspielraum über die eigenen Wände für unterschiedliche Menschen unterschiedlich weit eingeschränkt und zwar entlang finanzieller und diskriminierender Ungleichheitsstrukturen: Für Asylsuchende und Geduldete sind die Möglichkeiten der freien Wohnwahl zusätzlich eingeschränkt. Sie sind nach dem Asylbewerberleistungsgesetz dazu verpflichtet in Wohnheimen oder Lagern
zu leben. Diese befinden sich meist in ländlichen Gebieten mit schlechter Anbindung an die Stadt, so auch in Marburg-Biedenkopf.
Das alte Arbeitsgericht in der Gutenbergstraße gehört dem Land Hessen, stand über zwei Jahre lang leer und wird zukünftig von der Universität für zwei lausige Seminarräume und Büros genutzt werden. Wer hat davon
mitbekommen? Wer durfte mitentscheiden? An wen wird gedacht und an wen nicht?
Auf der Wiese vor dem Arbeitsgericht sowie auf dem Parkplatz auf der anderen Straßenseite sollen zwei Studi-Wohnheime entstehen. Wir haben einen besseren Vorschlag: Zwei Wohnhäuser, selbstverwaltet, nach diversen Statusgruppen quotiert, barrierefrei – und ins Alte Arbeitsgericht ein Soziales Zentrum als unkommerzieller Veranstaltungsort, sowie als Raum für Austausch und Begegnung.
Beispiele für solche selbstverwaltete Wohnräume wollen wir mittels einer Fotoausstellung auf der Wiese vor dem alten Arbeitsgericht präsentieren.
Kommt am Samstag, 2. August 2014 um 14 Uhr auf die Wiese vor dem ehemaligen Arbeitsgericht, Gutenbergstraße 29a, zur symbolischen Besetzung, auf der aus euren Ideen an Ort und Stelle ein alternatives Wohnprojekt gebaut wird.