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Großartiges Kurzfilmfestival OpenEyes mit besonderem Charme – Interview mit Festivalleiter Sebastian Spors

dbau0718_0004 OpenEyesMarburg 140731 (red) Am dritten Juliwochenende hat an vier Tagen und Nächten zum 21. Mal das Marburger Kurzfilmfestival OpenEyes stattgefunden. Ein vielseitiges und anregendes Angebot mit 94 Kurzfilmen aus über 600 Einsendungen hat ein erneut zahlreiches und interessiertes Publikum gefunden. Entspannte Atmosphäre, gelungene Inszenierung des Open-Air-Festvialgeländes im Traumagarten, gekonnte Organisation und Präsentation waren Markenzeichen. Dazu gehörten bestes Wetter und intensiver Austausch zwischen Publikum und Filmemachern, die zahlreich angereist waren. In Marburg hat es damit ein international besetztes Ereignis, das trotz geradezu prekärer Finanzausstattung hochwertige Kullturpräsentation in die vielgerühmte Universitätsstadt bringt. Das Land Hessen und die Stadt Marburg als öffentliche Förderer sollten dringend ihre finanzielle Förderung deutlich anheben, um dieses Festival abzusichern und eine gebührende Finanzierung einzuleiten. Im Interview mit das Marburger. berichtet Festivalleiter Sebastian Spors vom 21. OpenEyes und dessen Qualitäten. Mit Fotografien vom OpenEyes 2014 von Hartwig Bambey.

Redaktion: Wie war das diesjährige OpenEyes aus Sicht des Festivalleiters, Herr Spors? Sind sie zufrieden?
Spors: Ich bin mehr als zufrieden! Als ich am Samstag Abend in einer freien Minute sah, wie ein wunderschön hergerichteter Garten als Open-Air Spielort quasi kein Fleckchen mehr zum Sitzen frei hatte und dieses bereits nach zwei ebenso erfolgreichen OpenAir-Abenden und ausverkauften Themenblöcken im Kino, dachte ich mir, offensichtlich können wir nicht alles falsch gemacht haben. 

Die vielen positiven Rückmeldungen seitens sowohl der zahlreich anwesenden FilmemacherInnen, die alle nach Marburg gekommen waren, als auch des Publikums, durch alle Altersschichten hindurch, bestätigt mich in meiner Annahme:Ja, ich finde wir können mehr als zufrieden sein.

dbau0718_0055 OpenEyesRedaktion: Was war in Ihren Augen gelungen und was hat sich dabei als Qualität gezeigt?
Spors: Zu den bereits etablierten Programmpunkten, wie dem ‚Garagenkino‘ und selbstverständlich den abendlichen Highlights, den Open-Air Vorführungen, hat sich dieses Mal gezeigt, dass auch besonders die Themenblöcke an den Nachmittagen, gerne von einem cineastisch interessierten Publikum besucht wurden, um sich, in einer vielleicht auch etwas konzentrierteren Atmosphäre, thematisch oder kategorisch zusammengefasste Kurzfilme anzuschauen. 

Hinzu kam die sehr gute Resonanz auf die neuen Panels ‚FilmemacherInnen-Q&A‘ und ‚FilmemacherInnen-Diskussion‘, wo zeitweise bis zu 50 Personen aus Filmschaffenden, ZuschauerInnen, FestivalorganisatorInnen und Presse in angeregte Diskussionen verstrickt waren. Dass wir so einerseits ein – möchte man es so nennen – professionelles Programm bieten konnten und andererseits den familiären und persönlichen Charme nicht verlieren, der, so wurde uns immer wieder bestätigt, das besondere am OpenEyes-Filmfest ist, denke ich, ist eine der großen Qualitäten.

dbau0718_0056 Eroeffnung OpenEyesRedaktion: Welche Schwächen oder Probleme hat es gegeben?
Spors: Die ‚Schwächen‘ und die damit verbundenen Probleme waren in diesem Jahr die gleichen wie in den letzten Jahren auch und sind wenn man so will, auch zugleich die Stärken des OpenEyes-Filmfests. Dafür, dass am Ende ein wunderschönes und erfolgreiches Ergebnis entsteht, sind im Vorfeld:

DesignerInnen, TexterInnen, ProgrammiererInnen und AnsprechpartnerInnen für: Presse, Werbung, Technik, Filmeinsendungen, Finanzen, Catering, Unterbringung uvm. nötig.Die Organisation dafür, die mittlerweile schon im Dezember für das nächste Filmfest beginnen muss, um ein Kulturereignis in dieser Größe zu ermöglichen, ist nach wie vor komplett ehrenamtlich und vor allem in den Wochen vor dem Festival, nur durch die zum Teil aufopfernde Bereitschaft der für die aufgeführten Bereiche verantwortlichen Personen, überhaupt zu gewährleisten.

Zu sehen, dass diese Personen viel Zeit, Kraft und Energie in dieses Projekt stecken ist wunderbar, aber wenn 20 Personen über ein halbes Jahr unentgeltlich arbeiten und sich während dieser Zeit manchmal nur von Nudeln ernähren können, da für einen „richtigen Job“ neben der Kulturarbeit keine Zeit bleibt, ist das gleichzeitig auch machmal frustrierend.

Zum Glück werden wir seit einigen Jahren durch Studierende der Philipps-Universität Marburg, die im Rahmen eines Seminars in allen Bereichen des Filmfests mitarbeiten und dabei hoffentlich viel an Erfahrung mitnehmen, unterstützt.

Wenn wir aber auf Grund unseres minimalen Budgets, z.B in diesem Jahr die angereisten Filmschaffenden in privaten Wohnungen und Wohngemeinschaften unterbringen mussten und bis zum letzten Tag vor dem Festival noch Probleme hatten Bettzeug und Zimmer zu organisieren, macht das zwar genau das, auch den Charme des Ganzen aus, [alle Filmschaffenden waren z.B. von der liebevollen und fürsorglichen Aufnahme der Gast-WGs begeistert], manchmal würde aber ein kleines bisschen mehr finanzielle Freiheit für etwas Entspannung an manchen Fronten sorgen.

Moderation Donnerstag LogoRedaktion: Wie beurteilen Sie die gezeigten Filme? Gab es so etwas Trends oder Themenschwerpunkte?
Spors: Bei den fast 600 eingesendeten Filmen, liessen sich auch dieses Jahr selbstverständlich die großen literarischen und filmischen Themen wie: Tod, Liebe, Familie, Beziehung etc. identifizieren, ein eindeutiger thematischer Trend liess sich so aber nicht ausmachen. Bemerkenswert ist jedoch, sowohl einerseits die gute technische Qualität selbst von low(est)-budget Produktionen der eingesendeten Filme, als auch andererseits die große Anzahl verschiedener Länder aus denen uns Filme erreichten. 

Neben den traditionell stark vertretenen Ländern, Deutschland und Spanien, erreichten uns dieses Jahr Filme aus Frankreich, Japan, Australien, Taiwan, Argentinien, Ungarn, Serbien, Italien, USA, Irland, Kroatien, Hong Kong, Türkei, Polen, Russland, Griechenland, China, Kanada, Belgien, Norwegen, Bahamas, Schweden und Österreich und dass, obwohl wir konsequent nicht mit Filmfestival-Versende-Portalen zusammenarbeiten, sondern lediglich Einsendungen berücksichtigen, die direkt an uns nach Marburg gesendet werden.

Es fiel den Sichtungsgruppen dieses Jahr sehr schwer, daraus 94 Filme auszuwählen die für uns interessant, wichtig, diskussionswürdig, lustig oder einfach nur schön erschienen und die wir dem Publikum im Wettbewerb präsentieren wollten.

dbau0718_0058 OpenEyesRedaktion: Wie soll es weiter gehen? Gibt es Veränderungen und sind Sie wieder dabei?
Spors: Das OpenEyes-Filmfest ist von jeher im Wandel begriffen und das wird es auch bleiben. Jedes Jahr entsteht das OpenEyes Filmfest quasi neu und damit meine ich nicht die Umzüge der letzten 10 Jahre. [Von der Amöneburg, über den neuen Botanischen Garten in den Garten des g-Werks]

Angefangen beim Artwork und Corporate-Design, welches wir jedes Jahr neu, deutschlandweit ausschreiben, über die Mitgestaltung von jährlich neuen Studierenden des Seminars der Philipps-Universität, bis letztendlich zu den eingereichten Filmen, die nicht älter als zwei Jahre sein dürfen. Einige der Teammitglieder verlassen uns leider jedes Jahr, [seit den kürzeren Studiengängen noch schneller] und neue kommen hinzu. Jedes Jahr ist es erneut spannend, anders und neu.

Ständig mit neuen frischen Ideen, Herausforderungen, Prozessen und MitarbeiterInnen konfrontiert zu sein, macht den besonderen Reiz sowohl für die Arbeit, als auch im Ergebnis, für das Publikum aus, denke ich. Dass es jedoch ebenso wichtig ist, dass es Personen gibt, die eine gewisse Kontinuität gewährleisten und man nicht jedes Jahr komplett bei Null anfangen muss, merken wir – am Erfolg – auch seit einiger Zeit.

Neben all diesem ist es für mich die gleichberechtigte, nicht hierarchische Zusammenarbeit –  in einem Team von verschiedensten Personen, für den Film, für ein großes gemeinsames Projekt, um so für die Menschen aus Stadt und Region etwas Kulturelles zu schaffen, bei dem nicht die kommerzielle Verwertbarkeit im Vordergrund steht – die mich auch im nächsten Jahr wieder dabei sein lassen wird! 

Redaktion: Was ist Ihr größter Wunsch für das OpenEyes?
Spors: Prinzipiell wünsche ich mir für das OpenEyes, dass es nach 21 Jahren auch innerhalb Marburgs als das wahrgenommen wird, als das es interessanterweise ausserhalb Marburgs längst bekannt ist, nicht nur als Geheimtipp, sondern als ein großartiges Kurzfilmfestival, mit einem großartigen Programm, mit einer tollen Atmosphäre und tollen Menschen.  Da aber an manchen Abenden in diesem Jahr nur noch schwer Platz zu finden war, bleibe ich besser bei den üblichen Wünschen wie mehr Förderung seitens Stadt und Land, Sponsoren und schönem Wetter!

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Spors. 

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