Wie Menschen in Hessen den Ersten Weltkrieg erlebt haben
Marburg 140813 (pm/red) Der Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren bringt nicht alleine Politiker an die Orte des grausamen Geschehens. Neben Gedenkveranstaltungen sind es vor allem Medien, ob in gedruckter Form oder auf Bildschirmen, die dieses ‚Jubiläum‘ für Berichterstattung nutzen.
In den zahlreichen Medienberichten zum Jahrestag stehen jedoch nicht mehr die Kriegsschuldfrage oder die politisch-militärischen Aspekte im Vordergrund, sondern sehr viel stärker Themen wie das Erleben des grauenhaften Krieges, das in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion nach 1918 eine kaum zu unterschätzende Rolle gespielt hat. Die Frage, wie die Menschen in Hessen und aus Hessen den Ersten Weltkrieg erlebt und erlitten haben, steht im Mittelpunkt eines neuen Moduls im Landesgeschichtlichen Informationssystem Hessen (LAGIS) des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde.
„Erstmals in dieser Form zusammengestellt sind Aussagen von Zeitzeugen des Ersten Weltkriegs, die ein differenziertes Bild von den Einstellungen der Menschen zum Krieg und sehr unterschiedliche Reaktionen und Äußerungen zu den Geschehnissen in der Heimat wie an den Fronten zeigen“, erläutert der Marburger Historiker Professor Otto Volk.
Neues Quellenangebot online
Präsentiert werden vor allem persönliche Zeugnisse wie Tagebücher, Erinnerungen, Chroniken, Berichte, die bisher unveröffentlicht geblieben sind oder an nicht leicht zugängliche Stelle gedruckt wurden. „Die bereits in die Auswahl einbezogenen Quellen reichen von Erinnerungen des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen bis zu den Aufzeichnungen eines Bauern, vom Bericht des Regierungspräsidenten in Kassel bis zu dörflichen Schulchroniken“, führt Volk aus. Die vorwiegend aus militärischer Sicht verfassten Berichte von Regimentern oder Bataillonen, die von Hessen aus an die Front zogen, zeigten eindrucksvoll den Weg der Männer, die im August 1914 aus ihrem Alltag gerissen und in den Krieg geschickt worden seien.
„Neben Darstellungen, die von patriotischem Nationalismus oder militaristischem Denken geprägt sind stehen Aussagen, aus denen das Entsetzen der Menschen über den Krieg und das von ihm verursachte Leid deutlich wird. Auch wenn die Zeitzeugnisse mit der gebotenen Vorsicht interpretiert werden müssen, so bieten sie doch zumeist Informationen aus erster Hand und stehen für die eine Generation, die heute nicht mehr persönlich befragt werden können“, erklärt Volk.
Die im Modul zusammengeführten Quellen werden als digitalisierte Texte angeboten. Sie sind durch Basisinformationen, Sachanmerkungen und eine Indizierung der vorkommenden Orte, Personen und Sachbegriffe erschlossen. Historische Fotografien oder andere Materialien, die im Zusammenhang mit den Quellen stehen, werden als wichtige Ergänzung beigefügt und erweitern das Bild vom Kriegserleben.
Das Quellenangebot zum Ersten Weltkrieg soll kontinuierlich erweitert und ergänzt werden. Das Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde bittet um Hinweise auf Dokumente, Ansichten und Informationen die für eine Edition im Rahmen des Moduls in Schrift und Bild geeignet sind. —> Zugang online