„Bitte um Entschuldigung und Versöhnung“ – Marburger Delegation bei Gedenkfeierlichkeit im belgischen Dinant
Marburg 140826 (pm) „En mémoire des victimes de crimes de guerre – demande de pardon et de réconciliation. Magistrat de la ville universitaire de Marbourg/Allemagne“ stand auf den zwei Schleifen des Kranzes, den eine Marburger Delegation mit Stadträtin Kerstin Weinbach, Stadtverordnetenvorsteher Heinrich Löwer und Richard Laufner vom Fachdienst Kultur am 15. August auf dem Soldatenfriedhof in der Zitadelle der belgischen Stadt Dinant niedergelegt hat.
„Im Gedenken an die Kriegsverbrechen – mit der Bitte um Entschuldigung und Versöhnung“ wollte der Magistrat der Schreckenstage vor genau 100 Jahren gedenken. Beim Vormarsch der deutschen Truppen durch Belgien Richtung Paris war es am 15. und 23. August zu kriegerischen Auseinandersetzungen gekommen. Diese endeten unter Beteiligung des Kurhessischen Jägerbataillons Nr. 11 in einem Massaker an der Zivilbevölkerung mit 674 Toten und der Zerstörung der Stadt Dinant. Unter anderem wegen dieses Kriegsverbrechens war es in Marburg zu einer intensiven Debatte über die Rolle der „Marburger Jäger“ gekommen.
Anlass für den Marburger Besuch war neben der Gedenkfeierlichkeit für die Toten – ein Zehntel der damaligen Stadtbevölkerung – die Enthüllung eines Bronzedenkmals für General de Gaulle an der Brücke über die Maas. Dort war de Gaulle als junger Leutnant am 15. August 1914 schwer verwundet worden. Dennoch war er knapp 50 Jahre später zusammen mit Konrad Adenauer der Initiator der deutsch-französischen Versöhnung und Bauherr eines friedlichen Europas.
Stadträtin Weinbach und Stadtverordnetenvorsteher Löwer konnten bei den Gedenkfeierlichkeiten Kontakt zum Adenauer-Enkel Konrad und de-Gaulle-Neffen Bernard, vor allem aber zu Dinants Bürgermeister Richard Fournaux aufnehmen. Der hatte die Marburger Delegation in seiner Rede zur Denkmalenthüllung vor mehreren hundert Teilnehmern ausdrücklich willkommen geheißen und die Entschuldigungsgeste begrüßt. „Bourgmestre“ Fournaux kündigte im persönlichen Gespräch für diesen Herbst einen Besuch in Marburg an, um den Austausch zu vertiefen und zu verbreitern. In den vergangenen Wochen hatten Stadtverordnete und verschiedene Organisationen wie Geschichtswerkstatt, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und Naturfreundejugend ihr Interesse an einem Besuch in Dinant bekundet.