Marburg und Sfax – Kunstprojekte und Klimapartnerschaft
Marburg 140830 (red) Städtepartnerschaft können mehr sein als gegenseitiger Besuch von Delegationen. Dass sich mit ihnen Möglichkeiten zum Austausch über aktuelle Themen- und Problemfelder bietet, konnten Vertreter der Stadt Marburg jetzt anschaulich mit Aktivitäten zwischen Marburg und Sfax berichten. Sfax in Tunesien ist seit 1971 eine der ältesten Partnerstädte der Universitätsstadt Marburg und die einzige Partnerstadt in Afrika. Von Beginn der Partnerschaft an wurde der kulturelle Austausch gepflegt. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler aus Sfax und Marburg besuchten die jeweilige Partnerstadt. Seit der Revolution in Tunesien im Jahr 2011 spielt auch das Thema Bürgerbeteiligung eine bedeutende Rolle. Mit Beginn dieses Jahres bilden die beiden Städte zudem eine Klimapartnerschaft.
Bürgermeister Franz Kahle beurteilt diese Entwicklung positiv: „Die Partnerschaft mit Sfax ist die mit der weitesten Entfernung. Über die Jahre verändert sich eine Partnerschaft natürlich immer. In den 70’ er und 80’ er Jahren gab es einen umfangreichen sportlichen und kulturellen Austausch. Aufgrund der deutschen Einreisebedingungen seit der Revolution gestalteten sich Besuche jedoch bisweilen schwierig. Daher ist es nun umso erfreulicher, dass wir einige schöne Projekte gemeinsam mit Sfax gestalten können.“
Bereits zwei Jahren lang engagiert sich Thomas Gebauer aus Marburg in der Partnerschaft. Im Januar 2012, zum Jahrestag der Revolution, beteiligte er sich an der Sfaxer Ausstellung ‚Art Solidaire‘. Während seines Besuchs entstanden Fotos für die Ausstellung ‚ONE METER to THE FUTURE‘ über die tunesische Revolution.
Von der Stadt und ihren Bewohnerinnen und Bewohnern beeindruckt, reiste Thomas Gebauer in den vergangenen Jahren mehrmals nach Sfax, um weitere Projekte zu verwirklichen. Bei seinem jüngsten Besuch im April 2014 beteiligte er sich mit einer Installation zum Thema Umweltschutz und Bürgerbeteiligung an dem Ausstellungsprojekt ‚SOS Borj en peril‘. Das mit großem Aufwand von Aida Zahaf organisierte Ausstellungsprojekt lenkte den Blick auf dreizehn historische Villen und deren zukünftige Bedeutung für das kulturelle Erbe der historischen Medina von Sfax. Zudem sollte mit der Ausstellung der Antrag von Sfax auf Aufnahme in das Weltkulturerbe der UNESCO unterstützt werden.
Im Eingangsbereich einer der Villen platzierte Thomas Gebauer seine aus Schrott und Plastikmüll kombinierte Installation ‚PlasticWastetoPlayWith‘ (Plastikmüll zum Spielen), die unter anderem ein Dame-Brettspiel enthielt. Zu sehen gab es auch dreißig Besen, aus über 300 Plastikflaschen gefertigt. Herzstück der Installation war eine Schrott-Skulptur, mit der die Bedeutung der natürlichen Umwelt für Menschen und ihre Wohn- und Kulturräume thematisiert wurde.
Gebauers Fazitnach fünf Ausstellungsbeteiligungen in Sfax: Öffentlichkeitswirksame Kommunikationswerkzeuge dieser Art könnten die Kooperation und Städtepartnerschaft zwischen Marburg und Sfax im künstlerisch-kulturellen Bereich bereichern und zur Bewusstseinsbildung im Umwelt- und Klimaschutz beitragen.
Die Stadt Marburg selbst kann sich dies gut vorstellen. Seit Beginn des Jahres beteiligen sich Sfax und Marburg am Projekt ’50 Kommunale Klimapartnerschaften bis 2015’ der Bundesregierung. Dazu wurde die Städtepartnerschaft zu einer Klimapartnerschaft erweitert. Im Juni besuchte eine Marburger Delegation Sfax und arbeitete mit Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltung und der Zivilgesellschaft an einem Handlungsprogramm zum Thema Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. Vier Arbeitsgruppen zu den Themen Verkehrsplanung, Erneuerbare Energien, Begrünung sowie Bewusstseinsbildung und Bürgerbeteiligung wurden gegründet.
Unter www.klimaschutz-marburg.de sind sowohl ein Bericht zu Thomas Gebauers Ausstellungsbeteiligungen als auch ein Bericht zum ersten Besuch im Rahmen der Klimapartnerschaft zu finden. Die Ausstellung ‚ONE METER to THE FUTURE‘ kann zudem bis Ende des Jahres im Marburger Studentenhaus am Erlenring besucht werden.