AStA Marburg kritisiert Hessische Hochschulfinanzierung – Ein Tropfen auf den heißen Stein
Marburg 20.10.2014 (pm/red) Zur Lage an den hessischen Universitäten angesichts neuer Rekordzahlen Studierender meldet sich der AStA Marburg zu Wort. Nachdem die hessischen Universitäten jahrelang in einen Wachstumswettbewerb gedrängt wurden, habe dies zu desolaten Zuständen an den hessischen Universitäten geführt. So gebe es Studiengänge, die eine Auslastung von 300 Prozent und mehr erreicht haben. Das seien im besten Fall miserable Zustände. „Das heißt nicht nur, dass mehr Studierende an einem Institut sind, sondern vor allen Dingen, dass ein Studiengang quasi nicht mehr studierbar ist“, so Jamal Lutz, Referent für Hochschulpolitik und Betroffener.
„Ich sitze dann mit 70 Studierenden in einem Seminar und dort soll sinnvolle Lehre in Seminarform stattfinden. Das wird nicht nur gedanklich schwierig, in der Praxis ist das zum Scheitern verurteilt und die Lehrenden machen unbezahlte Überstunden bei der Bewertung von Prüfungen“, so Lutz weiter.
Unter diesem Hinblick sei es natürlich positiv, wenn das Land mehr Gelder für die Universitäten bereitstellt – aber eine Erhöhung von 1,68 Prozent erscheine da wie blanker Hohn. „Damit können Universitäten bestenfalls die gestiegenen Personalkosten und Energiekosten ausgleichen“, so Damaris Sánchez Parellada vom AStA-Vorstand. Natürlich sei es positiv, dass höhere Löhne nicht durch Einsparungen zu 100 Prozent gegenfinanziert werden müssen. Aber es könne nicht sein, dass die Lohnerhöhungen aus der Vergangenheit nicht gegenfinanziert werden und die vorhandenen Missstände nicht gelöst werden. „Der Status Quo wird erhalten – ein miserabler Status Quo“, so Sánchez Parellada weiter.
Die darüber hinaus angekündigte Verbesserung der Finanzmittel über den Hochschulpakt 2020 seien im Kern bekannt und Markulatur. Eine Realerhöhung von einem Prozent wird den Studierenden, die in Seminaren mit 90 Personen sitzen, wenig bringen. Die Konsequenz: im nächsten Jahr müssen sich nur noch 89 Personen in einen zu engen Raum zwängen. Das ist keine Verbesserung der Studienbedingungen für die Studierenden in diesem Land. Damit ist keine Veranstaltung besser geworden, kein Betreuungsverhältnis hat sich verbessert und kein Seminar ist kleiner geworden.
Das Land sei gefordert die Universitäten ausreichend mit finanziellen Mittel auszustatten und dabei den Universitäten ein sicheres Finanzkonzept zur Verfügung zu stellen. Dabei müssen alle Studierende berücksichtigt werden und diese auch in jedem Semester. So kann es nicht sein, dass Erstsemester vom Land nicht berücksichtigt werden oder Studierende, die aufgrund staatlicher Examensprüfungen nicht die Möglichkeit haben, die Regelstudienzeit zu schaffen.
Das Land müsse in der Lage sein, die Universitäten so zu finanzieren, dass diese Bedingungen für ein ordentliches Studium bereitstellen können. Die Tatsache, dass ein AStA inzwischen sogar solch basale Dinge einfordern muss, sei ein Armutszeugnis für das Land Hessen, bewertet die Marburger Studierendenvertretung abschließend die finanzielle Lage der Hochschulen.