Podiumsdiskussion Sterbebegleitung statt Sterbehilfe
Marburg, 02.04.2015 (pm/red) Auf reges Interesse stieß die Podiumsdiskussion zum Thema ‚Sterbebegleitung‘, organisiert vom Kreisverband der CDU Marburg-Biedenkopf. Moderiert vom heimischen Bundestagsabgeordneten Stefan Heck diskutierten als Podiumsteilnehmer der Bundestagsabgeordnete Michael Brand, Koordinator der CDU/CSU-Fraktion zum Gesetzentwurf zur Sterbebegleitung, Dekan Hermann Köhler vom Kirchenkreis Kirchhain, Dr. Carsten Paul, Vizepräsident am Landgericht Marburg und Dr. med. Jörg Schwab, als Facharzt für Innere Medizin, Geriatrie, Palliativmedizin und physikalische Therapie.
Zunächst stellte Dr. Paul als Jurist die momentan geltende Rechtslage dar und differenzierte zwischen den einzelnen Straftatbeständen bei Tötungen durch eigene Hand bzw. durch fremde Hand. Dr. Schwab berichtete aus 40 Jahren Erfahrung als Ethiker und Mediziner – insbesondere aus seiner langjährigen Tätigkeiten als Geriater und Palliativmediziner. Dabei betonte er, dass der tatsächlich ausgesprochene Wunsch nach direkter Sterbehilfe von Patienten sehr selten geäußert werde. Vielmehr gehe es darum, den sterbenden Patienten Ängste und Schmerzen zu nehmen. Eine hilfestellende Betreuung sei daher sehr wichtig. Die christliche Sicht zu Leben und Sterben wurde von Herrn Dekan Köhler beleuchtet, der sehr eindrücklich den Bogen von der Geburt bis hin zum Sterben und zur Hoffnung auf das ewige Leben nach dem Tod spannte.
Michael Brand war es wichtig zu betonen, dass der Entwurf, den seine Gruppe im Bundestag momentan erarbeitet, keinen Kriterienkatalog für Sterbehilfe vorsieht. Er arbeite vielmehr darauf hin, menschliche Hilfe auszubauen, anstatt zu einer „technischen Lösung“ zu greifen. Zuwendung und Geborgenheit in Familie, im Pflegeheim oder im Hospiz, mit Palliativmedizin und professioneller Hilfe brächten Linderung von Angst und Schmerz. Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft statt Beihilfe zum Suizid – das seien die Parameter bei den Gesprächen zu dem Gruppenantrag, den er mit erarbeite.
Interesse der anwesenden Bürgerinnen und Bürgern am Thema ‚Sterbebegleitung‘ artikulierte sich deutlich in zahlreichen Fragen vorgebrachten Statements. Es wurden so Fragen und Anregungen zu konkreten persönlichen Anliegen vorgebracht, wie auch Anliegen von Interessenverbänden geklärt bzw. aufgenommen werden.
Stefan Heck fasste die Eindrücke des Abends zusammen: Man sei sich einig, dass der Ausbau in der Palliativmedizin und im Bereich der Hospizdienste weiter vorangebracht werden müsse. Auch das Beratungsangebot für Menschen, die aus nichtmedizinischen Gründen einen Suizid in Betracht zögen, müsse gestärkt werden. Jedem Menschen, der sich in Lebensumständen befände, die ihm nicht mehr lebenswert erschienen, müssten Hilfestellungen und Hilfsangebote zur Verfügung stehen – diese sollten sich auch an Angehörige richten.
Die Angebote von sogenannten „Sterbevereinen“ jedoch, die sich letztlich davon finanzieren würden, dass sie Menschen hin zum Suizid führen, müssten verboten werden. „Wir müssen Hilfe in der Not bereitstellen und nicht kommerzielle Hilfe zum Tod anbieten“, betonte Dr. Heck. Wenn man hier eine Tür öffne, wie zum Beispiel im Nachbarland Belgien, dann könne man diese nie mehr schließen. „Ich freue mich, dass wir an diesem spannenden Abend verschiedene Fachrichtungen und die Politik in den Dialog mit Mitbürgern bringen konnten. Es ist wichtig, dass dieses komplexe und wichtige Thema nicht nur im Vorfeld einer Gesetzgebung sondern auch danach weiter in breiter Öffentlichkeit diskutiert wird“, so Heck abschließend.