Buchvorstellung: Ruth Verroen von der Geschichte einer jüdischen Familie in Deutschland
Marburg 13.04.2015 (pm/red) Am 27. April 1933 warf sich Hermann Jacobsohn, Professor für vergleichende Sprachwissenschaften, in der Nähe des Marburger Südbahnhofs vor einen Zug. Wenige Stunden vorher hatte er sein Entlassungsschreiben erhalten. Sein Tod markiert das Scheitern seines Weges der Assimilation und Integration von Juden in Deutschland. Jacobsohn wollte zeigen, dass Juden und Nicht-Juden ein gleichberechtigtes Leben führen konnten, und wählte dazu die akademische Laufbahn. Verheiratet war er mit einer Protestantin.
Dieses Ereignis stellt den Moment in der Familiengeschichte seiner Enkelin Ruth Verroen dar, in dem das Leben der großbürgerlichen Familie Jacobsohn in den mörderischen Strudel der Herrschaft der Nationalsozialisten geriet. Zahlreiche Familienmitglieder wurden umgebracht, andere mussten in das nahe oder ferne Ausland gehen, um zu überleben.
Der Fund auf dem Dachboden des Hauses der Familie Jacobsohn im Jahr 1997, der von der Chronik des 1845 geborenen Moritz Jacobsohn über zahlreiche Briefe und Fotografien bis zum Ende des Briefwechsels zwischen Margarete Jacobsohn und ihrer aus der Emigration in die USA zurück gekehrten Tochter Hanna Naumann 1953 reicht, bildet die Grundlage der Familiengeschichte. Ruth Verroen lässt viele Verwandte durch ihre Briefe sprechen, erzählt auch Abschnitte der Geschichte zusammenfassend und erläutert sie. Der Alltag und das Erleben guter, aber auch sehr bedrückender Zeiten werden unmittelbar deutlich und nachvollziehbar und runden sich zu einem beeindruckenden Buch, das die Autorin vorstellen will.
Zu der Lesung laden einen der Marburger Geschichtsverein e.V. und der Arbeitskreis Universitätsgeschichte der Philipps-Universität Marburg.
Ruth Verroen: Leben Sie? Die Geschichte einer jüdischen Familie in Deutschland (1845-1953) Mittwoch, 29. April – 19.00 Uhr Landgrafensaal des Hessischen Staatsarchivs Marburg Eintritt frei